Viele Gedanken kreisen weiter um den Umkreis

Schwalbach. Bertold Schäfer aus Schwalbach treibt seit längerem ein sprachliches Problem um: "Die Sache mit dem Umkreis" nennt er es. Oft ist in den Medien von Sachverhalten oder Geschehen die Rede, die Auswirkungen "im Umkreis von x Kilometern" haben. Zum Beispiel: "Das Beben war noch im Umkreis von 15 Kilometern zu spüren"

Schwalbach. Bertold Schäfer aus Schwalbach treibt seit längerem ein sprachliches Problem um: "Die Sache mit dem Umkreis" nennt er es. Oft ist in den Medien von Sachverhalten oder Geschehen die Rede, die Auswirkungen "im Umkreis von x Kilometern" haben. Zum Beispiel: "Das Beben war noch im Umkreis von 15 Kilometern zu spüren". Gemeint ist damit, dass sich Auswirkungen von deren Zentren gleichmäßig in alle Richtungen bis hin zu einer definierten Grenze, dem Umkreis, ausbreiten.Unstrittig ist, dass bei der Formulierung "Im Umkreis von zehn Kilometern um einen Punkt" dieser Umkreis einen Durchmesser von zehn Kilometern hat. "Trotz der eindeutigen Sachlage gibt es bei den meisten deutschsprachigen Menschen aber ein falsches Verständnis von "im Umkreis", schildert Schäfer.Eindeutige AussageSeine Beobachtungen und Befragungen hat er zusammengefasst: Ein Umkreis ist ohne Frage "ein Kreis um etwas herum". Jedoch bei der Frage: "Was heißt "im Umkreis von beispielsweise zehn Kilometern?" erlebte man Erstaunliches, erklärt Schäfer: "Es wird nunmehr die Auffassung vertreten, dass mit der Hinzufügung einer Entfernungsangabe der Radius eines Kreises gemeint ist." Bei dieser Denkweise läge aber das "im Umkreis von zehn Kilometern" angegebene Gebiet tatsächlich innerhalb eines Umkreises, also "im Umkreis", von 20 Kilometern.Bertold Schäfer hat dazu einen Vorschlag: "Da die Sache mit dem Umkreis immer wieder zu Irrtümern führt, sollte es künftig eine eindeutigere Aussage geben." So könnte es seiner Meinung nach zum Beispiel heißen: "Im Umkreis mit einem Radius von X Metern/Kilometern, ausgehend vom Zentrum des Ausgangspunktes (bei Sachverhalten) oder des Geschehens (bei Ereignissen)."Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich Schäfer mit dem Thema. Seine Auffassung vom Umkreis bestätigte auch das ZDF im März 2006: Nach einem Bericht über die Vogelgrippe und einer dazugehörigen Grafik, die den Umkreis nach Schäfers Verständnis zeigte, wandte er sich schriftlich an den Fernsehsender. Die Antwort: "Wenn von einem Umkreis von sechs Kilometern die Rede ist, beträgt der Umkreisradius vom Mittelpunkt des Umkreises in der Tat drei Kilometer".Langer BriefwechselDie Sache ließ Schäfer nun keine Ruhe mehr. Er forschte in Wörterbüchern nach, wie der Begriff "im Umkreis" beschrieben wird. Aber eine klare Definition fand er nirgends. Also wandte er sich im Juni 2008 an das Bibliographische Institut & F.A. Brockhaus, um Klarheit von höchst berufener Seite zu bekommen. Schäfer: "Nach längerem Briefwechsel hat man mir sinngemäß geantwortet, dass es sich eingebürgert hat, "im Umkreis" mit einem Radius zu assoziieren, obwohl es mathematisch nicht korrekt ist." Die gleiche Antwort erhielt Schäfer auch von der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Diese definiert übrigens den Umkreis wie folgt: "In der ebenen Geometrie ist der Umkreis ein Kreis, der durch alle Eckpunkte eines Vielecks geht".Mit seiner Meinung wandte sich Schäfer 2008 auch an die wissenmedia GmbH, die unter anderem das Wahrig Wörterbuch der deutschen Sprache verlegt - mit einem kleinen Erfolg: "In einem Antwortschreiben vom Dezember 2009 hat man meine Überlegungen als richtig beurteilt und in Aussicht gestellt, dass diese Überlegungen in der nächsten Auflage des Wahrig Wörterbuches eingearbeitet werden", erklärt Schäfer stolz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort