Grubenwasser-Konzept Über PCB, Pumpen und Trinkwasser

Schwalbach · RAG-Vertreter und Schwalbacher Bürger haben sich mit dem Anstieg des Grubenwassers auseinandergesetzt.

Rede und Antwort zum Grubenwasserkonzept der RAG standen (von links) Ober-Markscheider Axel Schäfer und der RAG-Regionalbeauftragte Uwe Penth; Moderator war Rupert Ahrens (rechts).

Rede und Antwort zum Grubenwasserkonzept der RAG standen (von links) Ober-Markscheider Axel Schäfer und der RAG-Regionalbeauftragte Uwe Penth; Moderator war Rupert Ahrens (rechts).

Foto: Johannes A. Bodwing

Wenn lange Zeit nichts passiert, sinkt das Interesse an kniffligen Themen. So geht es derzeit mit dem geplanten Anstieg des Grubenwassers in saarländischen Bergwerken. Dabei sehen Kritiker in dieser Maßnahme ein Risiko für Trinkwasser und Infrastruktur.

Auf gut 200 Sitzplätzen waren am Donnerstagabend im Gemeindesaalbau in Schwalbach nur etwa drei Dutzend Zuhörer verteilt. Dort informierte die RAG in einer Auftaktveranstaltung über ihr Grubenwasserkonzept. Ein Filmchen am Anfang zeigte schöne Bilder über Tradition und Chancen des Wandels. Dazu meinte im Publikum Udo Scherer: „Ich habe Bilder über Grubenschäden vermisst, das gehört auch zur Tradition.“

Rund zwei Stunden lang wurde erklärt und gefragt. Bei dem rücksichtsvollen Pro und Contra zeigten sich die RAG-Vertreter gut gewappnet. Das waren Ober-Markscheider  Axel Schäfer und Uwe Penth, Regionalbeauftragter der RAG im Saarland. Die Moderation hatte Rupert Ahrens, Vertreter einer PR-Agentur, die für die RAG tätig ist. Wo das toxische PCB sei, fragte ein Zuhörer im Publikum. „Dieser Stoff wurde in den 60er Jahren für Betriebsstoffe vorgeschrieben, um die Brandgefahr unter Tage einzudämmen“, erklärte Schäfer. Im Grubenwasser stelle es kein Problem dar, denn PCB lagere sich an Schwebstoffe an und sinke ab. Werde das Wasser nicht gestört, ergebe sich eine stabile Schichtung, stellte Schäfer dar. „Dann bleibt es da unten.“ Das sei sicherer, als belastetes Wasser zu fördern, aufwändig zu reinigen und den Schadstoff zu verbrennen.

Alles beruhe nur auf Prognosen, kritisierte Udo Scherer. Wären die zutreffend, hätte es die schweren Erschütterungen vor zehn Jahren nicht geben dürfen. „Das war aber eine Bebenserie.“ Axel Schäfer verwies darauf, dass einfach alles Prognose ist. „Auch wenn jemand die Statik für ihr Haus berechnet.“

Der ehemalige Ministerpräsident Peter Müller sei von dauerhaftem Pumpen als Geschäftsgrundlage ausgegangen, führte Manfred Reiter an, Sprecher des Landesverbandes der Bergbaubetroffenen. „Dann hätte er den Text richtig lesen müssen“, sagte Uwe Penth. Was die RAG mache, „ist ganz klar ein Auftrag der Politik“. Die RAG habe ein Grubenwasserkonzept zu entwerfen, „das ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist“. Es gebe auch keine Gefährdung des Trinkwassers, weil die Grundwasserkörper im Buntsandstein lägen und von Lettenschichten nach unten abgedichtet würden. Das Grubenwasser hingegen komme über Schichten aus dem Karbon, die mit Kohleflözen bis zur Oberfläche reichten. Großflächige Vernässung gebe es nicht, stellten die RAG-Vertreter dar. Allein schon wegen des Gefälles im Saarland. Wo sich punktuell etwas anbahne, werde mit Brunnen gearbeitet. Das Grubenwasserkonzept entlaste an die 80 Kilometer Fließgewässer. Denn derzeit werde Wasser noch in Reden hochgepumpt und in Bäche zur Saar geleitet. In Phase II gebe es nur noch eine Austrittsstelle in Ensdorf.

Immer wieder betonte Ober-Markscheider Schäfer: „Wir reden hier nur von Phase I, dem Anstieg des Grubenwassers bis minus 320 Meter unter Normalnull.“ Das sei als erste Stufe anvisiert, aber „heute pumpen wir noch“. Das sind rund 15 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, erklärte Penth. Die würden dann aus wesentlich geringerer Tiefe gefördert. Das spare „über den Daumen geschätzt etwa fünf Millionen Euro“.

Schwalbach war der Auftakt der neuen Informationsreihe der RAG. Weitere Termine folgen in Heusweiler und Quierschied.

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