Schmieden, Hecheln, Spinnen

Griesborn. Pandra steht still da, wiehrt nicht einmal. Gerade hat Nikolaus Müller die Hufe der Stute neu beschlagen, vernietet jetzt den letzten Huf. Alle Kinder sind gespannt, aber Pandra kennt das schon. "Alle elf Monate bekommt ein Pferd neue Schuhe", erklärt der Schlosser

 Clarissa Peifer (r.) zeigte ihrer Cousine Carina Hesidenz (l.), am Sonntag im Schwalbacher Flachsmuseum an einem alten Spinnrad, wie man Flachsgarn spinnt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Clarissa Peifer (r.) zeigte ihrer Cousine Carina Hesidenz (l.), am Sonntag im Schwalbacher Flachsmuseum an einem alten Spinnrad, wie man Flachsgarn spinnt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Griesborn. Pandra steht still da, wiehrt nicht einmal. Gerade hat Nikolaus Müller die Hufe der Stute neu beschlagen, vernietet jetzt den letzten Huf. Alle Kinder sind gespannt, aber Pandra kennt das schon. "Alle elf Monate bekommt ein Pferd neue Schuhe", erklärt der Schlosser. Zum internationalen Museumstag war seine Arbeit eine Attraktion am Eisenbahnschacht in Griesborn, wo die Schwalbacher am Sonntag ihre beiden Museen dort und einen neuen Verein feierten.

Zwei Schlüssel und ein Zahnrad zieren das Wappen des Schmiede- und Schlossermuseums. 100 Maschinen aus alten Schmieden und Schlossereien sind hier versammelt, alles Maschinen, die um 1900 im Saarland im Einsatz waren. 1993 haben sich die Landesinnung Metall Saar und der Landkreis als Träger gefunden, seit 1999 sind Drehbänke, Schleifmaschinen und Walzen zu bestaunen.

Druckluft treibt die Modelle an, die Freunde des Museums bauten und stifteten, eine Dampfkesselanlage und ein Säge-Motor im Miniformat. "Sehen Sie, ist der Duck der einströmenden Luft höher, läuft der Motor schneller!" Edgar Fischer lächelt. Er hat selbst lange als Schweißer gearbeitet. "Heute macht ein Roboter, was ich früher gemacht habe." Großen Respekt hat er vor der Arbeit der frühen Schmiede. "Der Schmied hat ja fast alles gemacht! Morgens Schmuck, mittags ein Kesselteil, dann ein Wagenrad", sagt Fischer, "das gibt's ja heute gar nicht mehr, dass einer alles kann."

Das Flachsmuseum entstand aus einem Projekt der Schule am Eisenbahnschacht von 1986. Hier wird eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt vorgestellt; schon vor 3000 Jahren haben Menschen sich Flachs zum Nutzen gemacht. Alle Stationen von der Pflanze zum Leinen können Besucher hier verfolgen und selbst ausprobieren: riffeln, darren, schwingen, hecheln, spinnen.

Am Sonntag waren auch die Eventschmiede Biringer aus Mettlach zu Gast. Bei ihnendurften Kinder Dolche, Hufeisen und Schmuck schmieden, das Eisen im Feuer erhitzen, dann mit dem Hammer formen. Um Kinder geht es auch Hermann-Josef Rupp mit seinem neuen Verein "Museen in Schwalbach". "Wir wollen die Museen bekannter machen, gerade Kindern und Jugendlichen den Wert frühen Handwerks vermitteln", sagt Rupp. "Alle ziehen einen Bollerwagen durch die Gegend, aber wer weiß denn, wie der ursprünglich entstanden ist, ohne Elektrobohrer? Das hat man damals mit der Brustleier gemacht!" Rupp will die Museen in Griesborn um das Holzhandwerk erweitern, "als Pendant zum Schmiede- und Schlossermuseum". Außerdem plant er, am Museum Flachs anzubauen. "Dann wäre der Ablauf von der Pflanze zum Leinen vollständig." 20 Mitglieder hat der Verein Museen in Schwalbach bereits. "Handwerk ist die Grundlage der Gesellschaft, Handwerker muss es immer geben", sagt Rupp. Da sind die Museumsfreunde sich einig.

 Clarissa Peifer (r.) zeigte ihrer Cousine Carina Hesidenz (l.), am Sonntag im Schwalbacher Flachsmuseum an einem alten Spinnrad, wie man Flachsgarn spinnt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Clarissa Peifer (r.) zeigte ihrer Cousine Carina Hesidenz (l.), am Sonntag im Schwalbacher Flachsmuseum an einem alten Spinnrad, wie man Flachsgarn spinnt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

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