Projekt Mehrgenerationenhaus

Schwalbach. Für alte und junge Menschen ist der Raum täglich so etwas wie ein zweites Wohnzimmer. Jetzt sitzen hier fünf Leiterinnen und ein Leiter von Mehrgenerationenhäusern. Patric Hofmann vom Schwalbacher Mehrgenerationenhaus hat seine Kolleginnen zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Die Stimmung ist gedrückt

Schwalbach. Für alte und junge Menschen ist der Raum täglich so etwas wie ein zweites Wohnzimmer. Jetzt sitzen hier fünf Leiterinnen und ein Leiter von Mehrgenerationenhäusern. Patric Hofmann vom Schwalbacher Mehrgenerationenhaus hat seine Kolleginnen zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Die Stimmung ist gedrückt. Der Bundeszuschuss für die 500 Mehrgenerationenhäuser wird voraussichtlich Ende 2011 auslaufen. Auch für die sieben Häuser im Saarland eine bedrohliche Situation.

Das Konzept der Häuser besteht darin, dass Menschen aller Altersgruppen zusammen kommen, um gemeinsam aktiv und füreinander da zu sein.

Ein offener Raum für alle

"Wohnen können die Menschen hier nicht. Wir wollen einen Ort bieten, der tagsüber offen für alle ist und wie ein Café oder ein zweites Wohnzimmer von jedem genutzt werden kann", erklärt Julia Hornetz aus Neunkirchen. Dabei ergeben sich wie selbstverständlich Situationen, in denen junge und alte Menschen ungezwungen miteinander umgehen und voneinander lernen.

Das Angebot reicht von flexibler Kinderbetreuung, Seniorentagespflege, Beratung und Information, haushaltsnahen Dienstleistungen, Mittagstisch bis hin zu Tauschbörsen. Für Hofmann ist die Arbeit hier vor allem ein politisches Thema: "Der demografische Wandel der Gesellschaft macht solche Vorhaben unbedingt notwendig. Junge und alte Menschen müssen in Zukunft aufeinander zugehen." In Schwalbach klappt das. "Hier bei uns sind die Akzeptanz untereinander und der Respekt voreinander zur Selbstverständlichkeit geworden", sagt Hofmann.

Janine Wack aus Nonnweiler bestätigt das. "Im Mehrgenerationenhaus geht es darum, dass die Menschen voneinander profitieren. Ältere geben nützliche Erfahrungen an die Jüngeren weiter. Sie helfen den Jüngeren aktiv und umgekehrt." Hofmann nennt eine typische Situation: "Während die Senioren den Kindern Märchen vorlesen, erklären Jugendliche den Älteren nebenbei, wie ein Handy funktioniert."

Beispielhaftes Miteinander

Sabine Bernarding aus Neunkirchen beschreibt ein Beispiel aus ihrem Haus: "Zu uns kommt eine rüstige 84-jährige Dame und betreut Grundschüler bei den Hausaufgaben. Sie müssten mal sehen, wie aufmerksam die Kleinen bei der Sache sind." Susanna Binz aus Merzig berichtet, dass immer wieder Menschen jeden Alters bei ihr vorbeikommen und sich einfach nur nützlich machen wollen. "Es ist doch schön, dass eine Mutter ihr Baby bei den Älteren zurücklassen kann, um noch schnell einen Einkauf zu erledigen", berichtet sie.

Auch zwischen den Kulturen

Patrizia Delu aus Homburg-Erbach hebt hervor, dass das Mehrgenerationenhaus auch als Vermittlungsstelle fungiert. "Oft kommen Hilfesuchende, auch ausländischer Herkunft, zu uns," sagt sie, "denen wir entweder vor Ort bei ihren vielfältigen Anliegen helfen, oder wir leiten sie weiter an entsprechende Stellen."

Und das soll Ende nächsten Jahres in Gefahr geraten? Hofmann fasst es zusammen: "Das müssen wir unbedingt verhindern. Kein anderes soziales Projekt funktioniert so vorbildlich trägerübergreifend wie das Mehrgenerationenhaus."

AUF EINEN BLICK

Das bundesweite Aktionsprogramm "Mehrgenerationenhäuser" startete 2006. Das Bundesfamilienministerium bezuschusst jedes der Häuser jährlich mit 40 000 Euro für Personal- und Sachkosten. Ende 2011 läuft die Förderung für die Mehrgenerationenhäuser aus.

Täglich nutzen über 620 Menschen die Angebote der 170 ehrenamtlichen, 80 fest angestellten und 80 weiteren Beschäftigten.

Sieben der deutschlandweit 500 Mehrgenerationenhäuser stehen im Saarland:

Homburg-Erbach (AWO), Telefon (0 68 41) 9 34 99 22, Merzig (SOS-Kinderdorf) Tel. (0 68 61) 9 32 90, Neunkirchen (Familien- und Nachbarschaftszentrum) Telefon (0 68 21) 2 76 33, Neunkirchen (Katholische Familienbildungsstätte NK e.V.), Telefon (0 68 21) 90 46 50, Nonnweiler (Gemeinde Nonnweiler), Telefon (0 68 73) 6 60 73, Saarbrücken (Pro Ehrenamt), Telefon (06 81) 3 91 58, Schwalbach (Deutsches Rotes Kreuz) Telefon (0 68 34) 5 60 40 00. mha

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