Kirmes Noch lauter als die Kirchenglocken

Hülzweiler · Zu Füßen des schweigen- den Glockenturms wird in Hülzweiler derzeit kräftig – und lautstark – gefeiert. Beim Kirmes-Umzug war auch der Streit um das Geläut ein Thema.

 Kleppern statt Glockenschlag: Diese Gruppe hat sich ganz spontan zur Hülzweiler Kirmes gegründet – und ersetzte mit Kleppern, Ratschen und Rasseln den Glockenschlag der Kirchturm-Uhr.

Kleppern statt Glockenschlag: Diese Gruppe hat sich ganz spontan zur Hülzweiler Kirmes gegründet – und ersetzte mit Kleppern, Ratschen und Rasseln den Glockenschlag der Kirchturm-Uhr.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Mit lautem Sirenengeheul wurde am frühen Samstagabend in Hülzweiler der unbestritten höchste Feiertag eingeläutet. Wobei es bei der Kirmes, die dieses Jahr auf eine 530 Jahre lange Tradition zurückblicken kann, gleich um eine ganze Reihe von Feiertagen geht – fünf an der Zahl. „Ein Bier, das nicht getrunken wird, hat seinen Zweck verfehlt“, sollte zur feierlichen Eröffnung Johannes Knoll, besser bekannt als der Kirwe Hannes verkünden.

Doch zuvor galt es erst einmal, sich einen Weg durch die Straßen zu bahnen. Lautstark hallte dabei auch der Schlachtruf durch die Straßen von Hülzweiler, auf die Frage „Wem is die Kirw?“ folgte ein tiefes „Uus“. Die Dezibel-Zahl, die die feierwütigen Hülzweiler und ihre Gäste dabei verbreiteten, dürfte bei Weitem den Richtwert von 60 Dezibel überschritten haben, die für die weltlichen Glockenschläge der Hülzweiler St. Laurentius Kirche vorgeschrieben sind. Ihre Glocken schweigen am Samstagabend dann auch beharrlich.

Zu Füßen des Glockenturms endete auch der bunte Kirwe-Umzug, den die Vereine in diesem Jahr erneut mit viel Aufwand auf die Beine gestellt hatten. Wobei nicht alle Teilnehmer den Weg zu Fuß absolvieren mussten, die Jugend des Angelsportvereins Hülzweiler etwa kam stilecht im Boot daher und auch die Fußballer des SV Hülzweiler schonten ihre Fußballerwaden und zogen auf einem LKW-Anhänger durch die Straßen. Auch sie machten heftig Party.

Ebenfalls nicht leise präsentierte sich beim Umzug das Motto des Chorwerks. „Highway from hell to Hülzweiler Kirw“, verkündeten die teuflischen Sänger und ließen es schon auf der Strecke zur Bühne krachen. Den größten Lärm allerdings, der war einer Fußgruppe um Hans-Günter Groß zu verdanken, an die in der vergangenen Woche noch niemand gedacht hatte. Er hatte mobil gemacht, Glocken und Kleppern zusammengetragen, zahlreiche Mitstreiter gefunden und so für den perfekten Ersatz des Glockengeläuts gesorgt. „Betglock – wenn es nicht bimmelt, dann rappelt es doch“, verkündeten die Teilnehmer mit ihren lauten Stimmen.

Selbst Ortsvorsteher Georg Maringer ließ es sich nicht nehmen, nach der offiziellen Begrüßung des Kirwe Hannes, der in einem roten Cabrio angereist war, ein kleines Glöckchen zu läuten, „Wahrscheinlich hat vor 530 Jahren zur ersten Kirchweih auch eine Glocke geläutet, das ist eine ziemlich lange Zeit“, gab er zu bedenken.

Einzig Johannes Knoll schwieg beharrlich zu diesem, aber auch allen übrigen Dorfthemen, ließ sich bereitwillig mitnehmen auf einen Rundgang über die Kirmes. Der gestaltete sich jedoch recht schwierig, denn es gab kaum ein Durchkommen auf der Festmeile. Auch der Kirmesplatz, auf dem das Fahrgeschäft „Chaos“ der Publikumsmagnet ist, zeigte sich überaus gut besucht.

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