Serie Museen im Saarland Grubenlampen und Schmetterlinge

Schwalbach · Das Dickfranzen-Haus in Schwalbach zeigt Bergbau-Tradition, Schwalbacher Heimatgeschichte und Exotisches.

 Alte Grubenlampen erinnern im Dickfranzen-Haus in Schwalbach an die Bergbauzeit.

Alte Grubenlampen erinnern im Dickfranzen-Haus in Schwalbach an die Bergbauzeit.

Foto: Johannes A. Bodwing/JOHANNES A. BODWING

Ein außergewöhnliches Haus ist das Dickfranzen-Haus in Schwalbach. Nicht nur, weil sich hier jeden Mittwoch Menschen treffen. Von 9 bis 18 Uhr finden sie sich ein zum Kaffee, Mittagessen und zu Gesprächen. Der Gewölbekeller ist noch aus der Zeit vor 1600 und im Originalzustand erhalten. Das Gebäude darüber war mehrmals eingestürzt und wurde jedes Mal wieder aufgebaut. Der heutige Name leitet sich von Franz Rupp ab. Der wohnte um 1876 hier. Die spätere Besitzerin, Regina Schudell-Rupp, hat es dem Förderverein für Denkmalpflege und Heimatkunde Schwalbach mietfrei zur Verfügung gestellt.

Im Dachgeschoss befindet sich das Archiv von Helmut Kreutzer, Vorsitzender des Fördervereins. Meterweise stehen Ordner in Regalen. Mit Fotos, Dokumenten, Schriften und Büchern über die Schwalbacher Ortsgeschichte sowie Mundart. Ein Schwerpunkt ist die Familienforschung. Ein Stockwerk darunter befindet sich das kleine Museum. Eine Wundertüte für neugierige Menschen. Über knarrende Holzstufen gelangt man dorthin. Links neben der Treppe steht ein alter Stuhl aus der Bergmannsdirektion in Ensdorf. Daneben eine selbstgebaute Honigschleuder für drei Waben.

Eine Tür weiter warten Räume mit Utensilien des Bergbaus. Denn Bergleute prägten lange Zeit Aufschwung und Leben von Schwalbach. Gruben gab es beispielsweise in den Gemeindeteilen Elm sowie Griesborn. Alte Uniformen hängen hinter Glas.

Grubenlampen stehen in Regalen und erinnern an Aladins Zauberlampe oder entfernt an platt gedrückte Frösche. Mit Öl wurden sie betrieben, mit Karbid, Benzin und schließlich mit Strom aus Akkus. Als seien es kurze Hellebarden, wirken in einer Ecke die Häckel von Bergleuten. Sie sind Waffen nachempfunden, denn Bergleute waren zeitweise zum Tragen von Waffen befugt. Andere Objekte sind die bekannten Handstöcke der Steiger. Deren Handgriffe sind oft kunstvoll aus Messing oder Bronze geformt. Dreht man sich um, steht man vor alten Ansichten von Schwalbach. Die hängen mitten im Raum an mehreren Stellwänden. Fotos aus Zeiten, als noch die Straßenbahn durch die Hauptstraße rollte und Autos kein Problem waren. Das Gasthaus Hiery an der Abzweigung nach Elm ist noch in alter Pracht zu sehen. Heute verfällt dieses stattliche Gebäude zunehmend.

Die Tafel mit Namen Schwalbacher Gefallener des Ersten Weltkrieges hing früher in der Pfarrkirche St. Martin, schräg gegenüber dem Dickfranzen-Haus. 132 Namen heben sich golden glänzend von dem schwarzen Hintergrund ab.

Mit der Sammlung in diesem lokalen Museum wurde etwa 2005 begonnen, sagt Lothar Denis bei einem Rundgang. Er backt jeden Mittwoch frisches Brot in dem 250 Jahre alten Backofen des Hauses. Viele der Objekte stammen vom Aufräumen auf Dachböden oder in Kellern, erklärt er. „Was die Leute so bringen. Das trägt sich dann so zusammen.“ Aber der Platz werde langsam eng.

Fantasien von tropischen Urwäldern und Abenteuern kommen auf, wenn sich die Tür zur Insektensammlung öffnet. In großen Schaukästen finden sich dicke Käfer mit wehrhaften Hörnern, wanzenartige Insekten und Schmetterlinge, groß wie zwei nebeneinander gelegte Handflächen. Manche sind hell mit dunklen Linien und Flächen, andere genau umgekehrt. Dazu kommen Falter, die blau schimmern, weitere haben schwarz gerandete Flügel auf gelber oder grüner Grundfarbe, unscheinbare tragen ein blasses Braun und auffällige sind mit roten Tupfen versehen. Dicke behaarte Vogelspinnen hängen unter der Decke.

Nicht weit entfernt sind es Heuschrecken in erstaunlichen Variationen. Die größte von ihnen ist an die 20 Zentimeter lang.

Zu sehen ist im Dickfranzen-Haus auch eine Gespenstheuschrecke mit markantem Kopf, einem breiten Leib und vier Flügeln, die an Blätter erinnern. Diese Insekten hat der Vereinsvorsitzende Helmut Kreutzer gesammelt. „Die meisten davon habe ich selbst gezüchtet“, sagt er, während er ein Stockwerk tiefer das Essen kocht.

 Steigerstock (oben) und Häckel (unten)

Steigerstock (oben) und Häckel (unten)

Foto: Johannes A. Bodwing/JOHANNES A. BODWING
 Alte Ansichten von Schwalbach werden im Dickfranzen-Haus ausgestellt.

Alte Ansichten von Schwalbach werden im Dickfranzen-Haus ausgestellt.

Foto: Johannes A. Bodwing/JOHANNES A. BODWING
 Auf einer Tafel stehen die Namen der Schwalbacher Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

Auf einer Tafel stehen die Namen der Schwalbacher Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

Foto: Johannes A. Bodwing/JOHANNES A. BODWING
 Auch exotische Schmetterlinge kann man im Dickfranzen-Haus in Schwalbach sehen.

Auch exotische Schmetterlinge kann man im Dickfranzen-Haus in Schwalbach sehen.

Foto: Johannes A. Bodwing/JOHANNES A. BODWING
 Im Vordergrund sind flache Froschlampen des frühen Bergbaus zu sehen, da- runter der Oberharzer Frosch.

Im Vordergrund sind flache Froschlampen des frühen Bergbaus zu sehen, da- runter der Oberharzer Frosch.

Foto: Johannes A. Bodwing/JOHANNES A. BODWING

Das Dickfranzen-Haus befindet sich in Schwalbach, Hauptstraße 211a. Es ist jeden Mittwoch von 9 bis 18 Uhr geöffnet. 

Alle Serienteile
finden sich im Netz: www.saarbruecker-zeitung.de/
museen-im-saarland

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort