Kulturelle Vielfalt und gepflegte Rivalitäten

Die Schwalbacher waren sogar in der Minderheit beim Ortsgespräch im Gemeindesaalbau am Dienstag, Griesborn, Hülzweiler und Elm waren gut vertreten. Über 50 Bürger brachten zur Sprache, was ihnen an ihrer Heimatgemeinde gefällt und was nicht - wobei die positiven Rückmeldungen von Jung und Alt eindeutig überwogen

Die Schwalbacher waren sogar in der Minderheit beim Ortsgespräch im Gemeindesaalbau am Dienstag, Griesborn, Hülzweiler und Elm waren gut vertreten. Über 50 Bürger brachten zur Sprache, was ihnen an ihrer Heimatgemeinde gefällt und was nicht - wobei die positiven Rückmeldungen von Jung und Alt eindeutig überwogen."Ich lebe gerne in Schwalbach", meldete sich Josef Kelkel gleich zu Wort, "ich werde bald 80 Jahre alt und bin seit meiner Geburt Schwalbacher." Allerdings bedauerte er, dass es in Schwalbach keine eigene Kirmes mehr gibt. Überhaupt, die Kirmes schien zunächst das Thema des Abends zu sein. "Ich bin Ur-Griesborner und für die Kirmes mitverantwortlich", erklärte Willi Neumeyer. "Ich lebe gerne in Hülzweiler, weil es dort eine ordentliche Kirmes gibt", meldete sich prompt Ortsvorsteher Ernst Hirschmann. Das Besondere an diesem Riesenereignis sei übrigens, dass es von der örtlichen Gemeinschaft getragen werde. Die Ortsvorsteherin von Elm, Christel Albert, thematisierte ein anderes Problem: "Ich lebe gerne in Elm, ich liebe die dörfliche Struktur und das Vereinsleben. Wenn wir jetzt noch die Lkws aus der Bachtalstraße rauskriegen, sind wir glücklich." Dem schlossen sich einige Elmer an. Aber es gab auch andere Meinungen: Dirk Knerr verwies etwa auf den Kostendruck der Speditionen. "Wir haben zwar viel Verkehr, aber dafür auch eine optimale Verkehrsanbindung", wandte ein jüngerer Griesborner ein. "Das ist wichtig für alle, die außerhalb der Gemeinde arbeiten."Alle Anwesenden lobten die außerordentliche kulturelle Vielfalt in der Gemeinde: "Schwalbach ist eine lebendige Gemeinde," betonten viele der anwesenden Vereinsvertreter. Franz Koch aus Griesborn betonte, dass die Vereine füreinander aber keine Konkurrenz darstellten. Michael Kalz aus Knausholz merkte an: "Wir haben hier in der Gemeinde wunderschöne Rasenplätze und zwei gute Fußballvereine." Bernd Schweitzer, Ortsvorsteher von Schwalbach, lobte: "Allein in Schwalbach und Griesborn haben wir 96 Vereine, in der ganzen Gemeinde sind es rund 200. Wir haben die Jugend und damit die Zukunft in den Vereinen." Der Schwalbacher Roland Rosche meinte: "Hier kann man prima leben. Wer eine Familie gründen will, findet hier alles vor." Er bedauerte aber, dass jeder Verein sein eigenes Fest feiert. Auch Stefan von dem Broch, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Ri-Ra-Rutsch, regte eine engere Zusammenarbeit der Ortsteile an. "Die Not wird das aber in den nächsten Jahren wohl sowieso bringen." Der Griesborner Hermann-Josef Rupp, Vorsitzender des Vereins "Museen in Schwalbach" wies darauf hin, dass man in den einst durch eine Reichsgrenze getrennten Orten Schwalbach und Griesborn immer noch "gewisse Rivalitäten" pflege. Für die jüngere Generation sei das aber nur noch Spaß, meinte diese übereinstimmend. "Mir gefällt, dass jeder Ortsteil seine eigene Identität behalten hat. Bei einem Brief schreibe ich Griesborn in die Adresse, nicht Schwalbach", meinte Franz Koch. Auch der Hülzweiler Edgar Theobald witzelte: "Ich hab ja schon immer gesagt, Hülzweiler und Elmer sind die besseren Schwalbacher!" Hansi Konstroffer meldete sich: "Ich lebe gerne in Schwalbach, weil ich Griesborner bin." Der zukünftige Bürgermeister Hans-Joachim Neumeyer meinte: "Ich bin in Griesborn aufgewachsen, wohne in Schwalbach, habe eine Frau aus Derlen und meine Tochter spielt in Hülzweiler Fußball - es ist also möglich, sich mit der ganzen Gemeinde zu identifizieren." "Die Gemeinde braucht sich nicht zu verstecken", lautete das Fazit von Edgar Theobald. Er lobte die Vorzüge der Natur in der Gemeinde. Im Bereich des Losbaches habe sich sogar ein Biber angesiedelt, auch einen Eisvogel habe der Umweltbeauftragte schon gesichtet. Allerdings regte er an, den Waldlehrpfad rollstuhlgerecht zu warten.Meinung

Viele Ansprüche unter einem Hut

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong Egal, ob in Griesborn, Derlen, Papiermühle oder Morgenstern: Die Schwalbacher lieben ihre Gemeinde - allen spaßhaften Reibereien zwischen den Ortsteilen zum Trotz. Das unwahrscheinlich rege Vereinsleben überall spiegelt die enge Verbundenheit untereinander wider. Und wie in jeder Gemeinde gibt es auch in Schwalbach strittige Themen. Aber das "heiße Thema" Schwerlastverkehr zum Beispiel beweist, dass eine Kommune den unterschiedlichsten Ansprüchen ihrer Bürger gerecht werden muss. Das ist nicht immer einfach.

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