Wahl des Jugendrates Busanbindung treibt Schwalbacher Jugend um

Worum geht’s, was sind die Themen in der Gemeinde? Gespräch mit der Schwalbacher Jugendpflegerin im Vorfeld der Jugendratswahl.

 Annika Wilhelm, Jugendpflegerin der Gemeinde Schwalbach.

Annika Wilhelm, Jugendpflegerin der Gemeinde Schwalbach.

Foto: Dana Schmitz

Frau Wilhelm, am Donnerstag, 13. Februar, 19 Uhr, wird im kleinen Saal im Gemeindesaalbau Schwalbach ein neuer Jugendrat gewählt. Wozu ist der Rat da, was macht ein Jugendrat denn überhaupt?

 Annika Wilhelm: Der Jugendrat ist dafür da, die Interessen der Jugendlichen aus der Gemeinde aus der Sicht der Jugendlichen zu vertreten und mitzuwirken. Das Gremium hat das Recht, an Sitzungen des Gemeinderats teilzunehmen, die die Jugend direkt betreffen. Sie haben ein direktes Mitspracherecht bei den Entscheidungen, die ihre Zukunft in der Gemeinde beeinflussen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, ihren Alltag mitzugestalten: Der Jugendrat berät die Jugendpfleger und gestaltet Freizeiten, Jugendplätze, Treffs und Konzerte mit.

Was haben die Jugendräte in Schwalbach schon bewirkt?

Wilhelm: In 27 Jahren Jugendrat sind schon einige große und viele kleine Erfolge zu verzeichnen. Zu den großen Erfolgen gehört zum Beispiel der Bau und die Planung der Skateboard-Anlage in Schwalbach. Zehn Jahre lang gab es eine große Halloweenparty im Gemeindesaalbau: organisiert, geplant und durchgeführt vom Jugendrat. Außerdem die Teilnahme am Planungsprojekt „Schwalbach 2030“. Viel Beteiligung gab es auch an Freizeiten, bei der Organisation von Konzerten, Kino-Open-Airs, bei der Renovierung von Jugendhäusern, bei Sachspenden durch den Jugendrat an das Haus der Jugend (Billardtisch) und mehr.

Wer darf wählen beziehungsweise kandidieren? Wieviel Personen sind im Rat?

Wilhelm: Die im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit tätigen Vereine, Verbände und Institutionen sowie die nichtorganisierten Jugendlichen und jungen Volljährigen aus Elm, Hülzweiler und Schwalbach, die 14, aber noch nicht 27 Jahre alt sind, dürfen wählen und kandidieren. Man kann also durch einen Verein, Verband oder eine Institution aufgestellt werden, um dessen Interessen im Jugendrat zu vertreten. Oder man stellt sich als unabhängiger Jugendlicher zur Wahl. Grundsätzlich haben alle Jugendlichen aus der Gemeinde in der Altersspanne ein Mitspracherecht. Die gewählten Mitglieder setzen sich aus vier Bereichen zusammen: Jede Jugend-Organisation darf je einen Delegierten in den Rat wählen, jeder Kultur-, Sport- oder sonstiger Verein darf einen Delegierten aufstellen und die nicht organisierten Jugendlichen dürfen einen Delegierten aufstellen. Den vierten Bereich bildet die Jugendpflege: die Jugendpflegerin ist in beratender Funktion Mitglied im Jugendrat.

Schon oft wurde in der jüngeren Vergangenheit ein Desinteresse der heutigen Jugend an Politik konstatiert – was sagen Sie dazu und wie erreichen Sie Ihre Zielgruppe?

Wilhelm: Ich kann mich nur auf unsere Gemeinde beziehen, ich würde der Jugend aber kein Desinteresse vorwerfen. Die Jugendlichen agieren und äußern sich oft anders, als wir Erwachsenen es tun oder uns eine sinnvolle Beteiligung der Jugendlichen vorstellen. Das heißt, wir wollen, dass sie sich genauso engagieren oder beteiligen wie wir, das geht aber gar nicht.

Jugendliche sind sehr interessiert, sich zu beteiligen, sie haben aber, vor allem heute, ganz andere Mittel und Möglichkeiten als früher. Während Räte und Verbände früher die einzige Möglichkeit waren, als Jugendlicher etwas in seiner Gemeinde zu bewegen oder auch nur gehört zu werden, haben sie heute die sozialen Netzwerke. Darüber können sie sich mitteilen und ausdrücken. Viele engagieren sich auch: Vereine, Ehrenamt, FSJ, BFD, Fridays for future, Schülervertretung, AGs. Wir müssen einfach akzeptieren, dass sie ihre Stimme noch suchen.Wichtig ist immer wieder, den Kontakt auf ihrer Ebene zu suchen.

Unsere Zielgruppe erreichen wir vor allem durch breite Vereinsarbeit, Freizeitangebote, enge Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas, soziale Medien und auch aufsuchende Jugendarbeit in Jugendtreffs und auf der Straße zusammen mit den Streetworkern vom Landkreis.

Welche Themen liegen der Schwalbacher Jugend besonders am Herzen?

Wilhelm: Wichtige Themen für die Schwalbacher Jugend sind gute Busanbindungen in alle Ortsteile, da fehlt es besonders in Elm an Quantität und Qualität. Umweltschutz und Klimawandel beschäftigt auch die Schwalbacher Jugend natürlich sehr. Ein weitere großer Punkt ist die Freizeitgestaltung: Genügend Treffpunkte zu haben ist ihnen wichtig. Wir haben viele engagierte Jugendliche in Vereinen. Und nicht zuletzt ein deckendes Internetnetz.

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