Hülzweiler Zwei Giganten treffen aufeinander

Hülzweiler · 50 Jahre steht Leo Kraemer dem Philharmonischen Chor an der Saar in Hülzweiler vor. Jetzt gaben der Chor, das PalatinaKlassik-Vokalensemble und befreundete Musiker vom russischen Konservatorium in Kasan in Hülzweiler ein Jubiläumskonzert.

 Philharmonischer Chor Saar mit Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums Kasan und dem PalatinaKlassik Vokalensemble.

Philharmonischer Chor Saar mit Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums Kasan und dem PalatinaKlassik Vokalensemble.

Foto: Alfred Gindorf

50 Jahre Dirigat von Leo Kraemer, das würdigte sein Phiharmonischer Chor an der Saar mit einem Treffen der beiden Giganten Beethoven und Bruckner in der Hülzweiler Kirche St. Laurentius.

Mit seiner Messe in C-Dur schuf van Beethoven entgegen alter Tradition ein liturgisches Werk im Geist der Aufklärung. Markant werden dem Hörer die lateinischen Texte vor Augen geführt. Virtuose Arien sucht man vergeblich. Den Solisten, von denen neben Ekaterina Kuridze, Sopran, und Juri Karpow, Tenor, Altistin Barbara Schramm und Bariton Heikki Kilpeläinen stimmlich hervorstechen (Schramm und Karpow waren ersatzweise eingesprungen.), sind hauptsächlich Einführungen in neue Textpassagen anvertraut.

Meist treten sie angenehm mehrstimmig auf, oft im Wechsel mit dem Chor, selten gleichzeitig. Nur im Benedictus dominieren sie. Der Schluss liegt nahe, dass die Solisten die „Schola“ verkörpern, der Chor die Gemeinde. Das brillant aufspielende junge Orchester führt Motive ein, die wiederholt werden, hebt Stimmungen hervor wie durch die dramatische Begleitung des „Cruzifixus etiam pro nobis“ im Credo.

Zu Beginn des Sanctus übernimmt es die Rolle des zweiten Engelschors. Es begleitet nicht nur, es unterstützt die Textinterpretation eigenständig, eindringlich geführt durch ihren Dirigenten. Leo Kraemer hat den Philharmonischen Chor sprachaffin vorbereitet.

Das gesamte Ensemble wirkt zudem homogen. Bruckners emphatisch wie apodiktisch knapp sich aufschwingendes „Te Deum“ changiert zwischen Momenten innigster Andacht und solchen grenzenlosen Jubels.

Forsche Tempowahl, gekoppelt mit stürmischer Accelerando-Kunst sowie schroffer Kontrast-Dynamik werden vom Chor hervorragend gemeistert: Präzise Auftakte, Zäsuren und Schlussakkorde markieren ihre Leistung ebenso wie die Qualität ihrer stimmlichen Anforderungen. Anleihen aus der Gregorianik stehen neben romantischer Harmonik: Beispielsweise wenn der Chor a cappella und engelsgleich das „aperuisti credentibus regna coelorum“ singt.

Am Eindrücklichsten jedoch erscheint die grandiose Schlussapotheose, das „non confundar in aeternum“ (ich werde nicht zugrunde gehen in Ewigkeit). Die Musik strahlt eine unglaubliche Gewissheit um die Geborgenheit in Gott aus, die sich in reinem C-Dur Bahn bricht. Eine kleine Pause überspielen die russischen Choristen unter der Leitung von Juri Karpow. Die jungen, stimmlich gut aufgestellten Sängerinnen und Sänger tragen drei russische Lieder vor, die in ihrer fremdländischen Harmonik und Schlichtheit berühren. Zum Schluss bekunden die Konzertbesucher mit minutenlang stehendem Applaus ihre Begeisterung.

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