Im Drachenboot auf Goldkurs

Hülzweiler · Drachenbootfahren ist die große Leidenschaft von Wendelin Rößler. Dabei sammelt der 50 Jahre alte Rennkanute aus Hülzweiler haufenweise Edelmetall. Wie zuletzt bei den Nationen- und Club-Weltmeisterschaften. Da regnete es erneut Gold, Silber und Bronze.

 Da kocht das Wasser: Drachenkopf an Drachenkopf liefern sich die großen Mixed-Boote bei der WM ein spannendes Rennen. Fotos: Rößler

Da kocht das Wasser: Drachenkopf an Drachenkopf liefern sich die großen Mixed-Boote bei der WM ein spannendes Rennen. Fotos: Rößler

 Sechsmal Edelmetall: Wendelin Rößler mit den WM-Medaillen.

Sechsmal Edelmetall: Wendelin Rößler mit den WM-Medaillen.

Feuer spucken sie nicht, dafür zischt das Wasser und die Gischt spritzt meterhoch, wenn die Drachenköpfe durch die Fluten jagen. Mit ihren dolchartigen Zähnen prangen die Schädel der chinesischen Fabelwesen bedrohlich am Bug der schwimmenden Kanu-Riesen, die von 20 Paddlern im Takt der Trommeln nach vorn gepeitscht werden. "Der Drache, der sich zuerst durch das Ziel beißt, gewinnt das Rennen", sagt Wendelin Rößler und lacht.

Der Drachenbootfahrer aus Hülzweiler erlebte dies zuletzt gleich mehrfach. Im großen Mixed-Boot der deutschen Nationalmannschaft Ü40 gewann der 50-Jährige Ende August bei der Nationen-WM in Polen Gold über 500 Meter und Bronze über 200 Meter. Im großen Mixed-Boot sitzen zwölf Männer und acht Frauen. Das kleine ist mit sechs Männern und vier Frauen bestückt. Und auch hier holte Rößler noch einmal Silber über 200 Meter und Bronze über 500 Meter. Edelmetall satt also für den Mann, der im Team "Reichert-Scheidt" seit 2013 für den Kanu-Club Undine Saarlouis startet und vor seinem Drachenboot-Debüt vor zehn Jahren noch nie ein Paddel in der Hand hatte.

Doch es reichte ihm nicht. "In Poznan paddelte ich nur rechts", verrät der begabte Spätzünder. Da die Belastung aber einseitig war, forderte er drei Tage später bei der Club-WM in Italien die andere Körperhälfte. Unweit der Adria pflügte der Gast-Paddler für die "Heilbronner Neckardrachen" das Wasser eines Salzsees bei Ravenna um. Mit Erfolg. "Im großen Männer-Boot gewannen wir über 200 und 500 Meter Gold ", erzählt Rößler. Unerwartet kam die Medaillen-Flut nicht. Nach drei Titeln bei der Nationen-WM 2008 und seinem Sieg im Wuppertaler Mixed-Boot bei der Club-WM 2011 in Kanada wollte Rößler erneut weit vorne paddeln. Und er schuftete hart dafür. "Vor der WM habe ich fast täglich im Boot gesessen und dazu noch Kraft trainiert", sagt er. Seit der Ex-Fußballer im Jahr 2004 im Kanu-Club Völklingen mit dem Drachenboot-Sport anfing, nahm das Trainingspensum stets zu. "Anfangs hatte ich Probleme mit der Koordination, weil die Bewegung ungewohnt war. Bis auf Schlauchbootfahren hatte ich zuvor mit Wassersport nichts am Hut", verrät Rößler.

Mit den wachsenden Anforderungen stiegen auch die Ziele. Nachdem er im Männer-Boot der Völklinger 2008 deutscher Meister wurde, bewarb er sich mit drei Teamkollegen für die Nationalmannschaft und qualifizierte sich. Seitdem paddelt Rößler für Deutschland weltweit gegen die internationale Drachenboot-Elite. In der Heimat trainiert er zudem einige Hobby-Teams. So auch das Boot der Saarbrücker Zeitung, das beim Saarspektakel in der Gruppe "Fun Fun" gewann.

Wichtiger als der Erfolg ist dem Champion aber der Teamgeist, denn auf den kommt es bei einem Drachenbootrennen an. "Kraft und Ausdauer sind wichtig, aber vor allem muss die Chemie stimmen und man sollte zusammen Spaß haben", sagt Rößler, dessen "Fernziel" nun die Club-WM 2016 in Australien ist. Den Start müsste er aus eigener Tasche blechen. Das Erlebnis wäre aber unbezahlbar. Der Traum: Der Drachenkopf seines Bootes beißt sich wieder vor allen anderen ins Ziel. Dieses Mal aber in Down Under, auf der anderen Seite der Erde. "Ein Traum, für den es sich zu trainieren lohnt", sinniert Wendelin Rößler und fügt schmunzelnd hinzu: "Und zu sparen."

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