„Ich fühle mich fit, all das zu stemmen”

Schwalbach · Roger Wassmuth ist ein Mann voller Gegensätze. Er ist dem methodistischen Glauben verhaftet – und als Karnevalspräsident tätig.

 Roger Wassmuth ist gern gesehener Gast in der Bütt.

Roger Wassmuth ist gern gesehener Gast in der Bütt.

Seit Kindertagen, erinnert sich Roger Wassmuth aus Saarbrücken, liebt er das bunte Fastnachtstreiben. Spätestens zur Straßenfastnacht machte er sich schon als Kind auf den Weg, um in meist selbst gemachten Kostümen beim Fastnachtsumzug in der Saarbrücker Innenstadt mitzufeiern. In seiner Familie, sagt er, stieß das jedoch nicht überall auf Gegenliebe. Doch er hat sich diese Lust am Feiern in der närrischen Jahreszeit bis heute nicht nehmen lassen. "Für mich gab es nie einen Spagat zwischen meinem Glauben und der Fastnacht", betont der aktive Methodist. Während Wassmuths Mutter katholisch ist, bekam er vom Vater den methodistischen Glauben in die Wiege gelegt - und hat, wie er betont, bis heute keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, sich gegen die evangelisch-methodistische Freikirche zu entscheiden, auch wenn dort das Feiern von Fastnacht nicht von allen gerne gesehen wird. In seiner Jugend, sagt er, musste er schon manchmal einiges richtigstellen, "aber angefeindet worden bin ich wegen meines Glaubens nie".

Wassmuth steht, das zeigt ein Gespräch mit ihm, mit beiden Beinen fest auf dem Boden, ist authentisch, lässt sich die Fastnacht nicht verbieten. "Ich kann für mich keine Stelle in der Bibel finden, in der die Fastnacht verboten würde", sagt er. Die Bibel ist ein treuer Begleiter des 55 Jahre alten Ingenieurs, Arbeitgeber von zehn Mitarbeitern. Im Jahr 1992 hat Wassmuth den sonntäglichen Kanzeldienst in Saarbrücken übernommen und predigt im Rahmen des Gottesdienstes alle 14 Tage. "Die Vorbereitung darauf gibt mir sehr viel. Wenn ich mich mit kirchlichen Texten beschäftige, blicke ich über den Tellerrand. Es ist wie ein Eintauchen in eine andere Welt, das den Kopf wieder freimacht", erzählt er.

So, wie er bei den Bibelstudien einen anderen Blick auf sich und seine Umgebung wirft, so ist es auch bei seiner ehrenamtlichen Arbeit als Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Ri-Ra-Rutsch in Schwalbach-Griesborn. Schon früh hat er die Sitzungen besucht, half seit 2003 im Vorstand und hat schließlich den Vorsitz des Vereins übernommen. Und er ist stolz, Präsident von 250 Mitgliedern, darunter 150 Kindern und Jugendlichen zu sein.

Die Arbeit, erzählt er, beschränkt sich längst nicht auf die Zeit zwischen Sessionseröffnung und Aschermittwoch. Vielmehr fordert der Verein das ganze Jahr über den Vorsitzenden, im vergangenen Jahr war die KG Ri-Ra-Rutsch mit 17 Veranstaltungen aktiv. "Klar, in den Wochen vor Fastnacht häuft es sich, neben unserer Sitzung sind wir auf Veranstaltungen befreundeter Vereine mit dabei, dazu kommen die Umzüge", sagt er. Dann, wenn es erst gegen vier Uhr früh ins Bett geht, verrät er, lässt er am Sonntagmorgen auch mal den Gottesdienst ausfallen.

 Roger Wassmuth aus Saarbrücken sieht höchstens einen zeitlichen Spagat zwischen Fastnacht, Bibelstudien und seiner Arbeit als Ingenieur und Vorsitzender des VDI. Fotos: Carolin Merkel

Roger Wassmuth aus Saarbrücken sieht höchstens einen zeitlichen Spagat zwischen Fastnacht, Bibelstudien und seiner Arbeit als Ingenieur und Vorsitzender des VDI. Fotos: Carolin Merkel

Aktuell ist er wieder mit seinen Vereinskollegen als "Karl" unterwegs, auch allein hat er schon oft die Bütt gerockt. Einen Spagat zwischen Glauben und Karneval, betont er, sieht er nicht. "Allenfalls einen zeitlicher Art. Denn neben Karneval und Kirche wartet auch ein anstrengender Berufsalltag als Selbstständiger auf mich. Doch noch fühle ich mich fit, all das zu stemmen", sagt Roger Wassmuth abschließend.

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