Spontanumzug statt Traditionsveranstaltung Hülzweiler lässt sich Kirw nicht ganz nehmen

Hülzweiler · „Wem is de Kirw?“, schallte es trotz Corona. In Hülzweiler wurde ein spontaner Umzug organisiert.

 Selbst der Hülzweiler Kirwenhannes, Johannes Knoll, ist dieses Jahr mit Mundschutz unterwegs.

Selbst der Hülzweiler Kirwenhannes, Johannes Knoll, ist dieses Jahr mit Mundschutz unterwegs.

Foto: Frank Rupp

Strahlender Sonnenschein und warme Temperaturen bis in die Nacht – ein besseres Kirmeswetter hätten sich die Hülzweiler nicht erträumen können. Doch dort, wo sich sonst die Menschenmassen drängen, die Karussells drehen und Rostwurst, Pizza oder Popcorn duften, ist in diesem Sommer nichts von der besonderen Mischung aus Dorffest und Kirmes zu spüren.

Am Wochenende der traditionellen Kirw, einem der größten Volksfeste der Region, ist es sehr ruhig im Hülzweiler Ortskern. Keine Musik, nicht mal das Konzert am Kirwenmontag oder das Feuerwerk am Dienstagabend – all das fiel der Pandemie zum Opfer. Doch die Traditionsveranstaltung sei nicht aus dem Schwalbacher Ortsteil wegzudenken“, erklärt Jürgen Weber, Vorsitzender des Karnevalsvereins „Die Bollen“ in Hülzweiler, der die Kirmes mitorganisiert. Die gähnende Leere entlang der Straßen und auf dem Festplatz, sagt er, fühle sich an wie eine Katastrophe.

 Spontaner Kirmesumzug statt Riesen-Volksfest: Die Jugendfeuerwehr und ein Traktor schlossen sich dem Kirwenhannes an und sorgten für Aufsehen.

Spontaner Kirmesumzug statt Riesen-Volksfest: Die Jugendfeuerwehr und ein Traktor schlossen sich dem Kirwenhannes an und sorgten für Aufsehen.

Foto: Frank Rupp

Weber sorgt sich um den Fortbestand der Vereine: „Ich fürchte, dass es zu Langzeitwirkungen kommen könnte. Vielleicht empfinden manche Leute dieses Nichtstun entspannend und springen irgendwann vom Vereinsleben ab.“ Wie es mit der kommenden Fastnachts-Session beim KV „Die Bollen“ aussieht, darüber, sagt Weber, müsse noch mit aller Sorgfalt entschieden werden. „Die Garden trainieren, die Kinder brauchen die Abwechslung“, gibt der Vorsitzende zu bedenken.

Ob der Kirwenhannes, Johannes Knoll, diese Sorgen teilt, ist nicht bekannt. Als er sich am Samstagabend spontan – dank einer überaus geheimen Aktion des Vereins zur Pflege der Kirmestradition mit seinem Vorsitzenden Ewald Weber – von den leeren Straßen überzeugte, hatte er vorschriftsgemäß einen Mund-Nasen-Schutz angelegt. Sandra Schwarz, Johannes Dierking und Michael Reidenbach aus dem Kirwenkomitee hatten ihren Kirwenhannes fein in Schale geworfen. Entlang der Strecke traf der Spontan-Umzug – ein Traktor und eine Fußgruppe der Jugendfeuerwehr hatten sich dazugesellt - immer wieder auf Schaulustige. Und die Aktion kam gut an. Immer lauter ertönte auf die Frage: „Wem is die Kirw?“ ein langes „Uuuus!“ Schließlich endete der Umzug auf dem leeren Festplatz. Hier wurde darauf angestoßen, dass 2021 wieder die traditionelle Hülzweiler Kirw stattfinden kann.

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