Hochwasserschutz in Hülzweiler Platz für viel Wasser an der richtigen Stelle

Hülzweiler · Eine Überschwemmung wie 2008 soll es in Hülzweiler nicht wieder geben. Jetzt wurde dazu ein 4,8 Millionen Euro teures Bauwerk fertig.

 Der Hochwasserschutz am Lochbach ist fertig. Das wurde in Hülzweiler mit einem Fest gefeiert.

Der Hochwasserschutz am Lochbach ist fertig. Das wurde in Hülzweiler mit einem Fest gefeiert.

Foto: Johannes A. Bodwing

Viel Beton, wenig Wasser. So sieht der offen gelegte Lauf des Lochbaches im Zentrum von Hülzweiler zurzeit aus. Doch falls der Himmel seine Schleusen wieder richtig öffnet, ist sogar Platz da für ein Jahrhundert-Hochwasser. Das Bauwerk wurde am späten Freitagnachmittag mit einer Feier offiziell in Betrieb genommen. Um die 200 Besucher kamen zu dem Fest.

„Ich bin froh, dass die Hochwasserschutzmaßnahme in der Ortsmitte weitgehend umgesetzt wurde“, sagte Ortsvorsteher Georg Maringer. Dabei habe der Marktplatz auch an Tiefe gewonnen. Denn der Kindergarten im östlichen Bereich ist nahe der Grundschule neu errichtet worden. Und der offene Bachlauf wurde dicht an der Hangstraße entlang geführt. Damit bleibt viel Platz für Veranstaltungen wie die Hülzweiler Kirw am kommenden Wochenende.

Hinter der mehrjährigen Hochwassermaßnahme stehen die schlechten Erfahrungen von 2008. Als der noch verrohrte Lochbach sowohl den Marktplatz als auch umliegende Straßen und Häuser unter Wasser setzte. „Da war hier ein großer See“, sagte Bürgermeister Hans-Joachim Neumeyer. Um solche Situationen künftig zu vermeiden, sei mit zahlreichen Maßnahmen mehr Rückhaltevolumen entstanden.

Dafür hatten die Gemeinden Schwalbach und Ensdorf ein gemeinsames Hochwasserschutzkonzept entwickeln lassen. Denn was als Lochbach durch Hülzweiler fließt, durchquert wenig später Ensdorf als Weiherbach. Durchläuft dort den Freibadbereich und verschwindet schließlich in einem Rohr unter dem Rathaus.

2010 war das Gesamtkonzept mit zahlreichen aufeinander abgestimmten Maßnahmen fertig. Im Raum Hülzweiler umfasste es eine Länge von 4,5 Kilometern und 7,86 Quadratkilometern. Dazu gehörte beispielsweise die Erhöhung des Ablaufes (Mönch) im Waldsee nahe der Freilichtbühne Hülzweiler und etwas unterhalb davon ein neues Rückhaltebecken. Der zusätzliche Stauraum bei Starkregen sei notwendig, machte Hans-Joachim Both deutlich, Gewässerschutzbeauftragter der Gemeinde Schwalbach. Denn das Wasser fließt über versiegelte Flächen zu schnell in den Bach, und dann steigt der Pegel innerhalb kurzer Zeit enorm an.

Erste Maßnahmen in Hülzweiler erfolgten bereits 2013 mit dem Durchlass Dürerstraße. Als wesentlicher Teil des Hochwasserschutzkonzeptes stand ab 2017 die Offenlegung des Lochbachs an. Der verlief im Hülzweiler Zentrum ursprünglich vom östlichen Rand des Marktplatzes schräg zur Platzmitte. Dann geradeaus weiter und unter der Talstraße hindurch an der Kulturhalle vorbei. Jetzt fließt er neben der Hangstraße am südlichen Rand des Marktplatzes. An der Ecke zur Talstraße macht er einen großen Bogen und verschwindet in einem geräumigen Durchlauf. In diesem Bogen befindet sich nun ein breiter Aufenthaltsbereich. Gegenüber liegen große Stufen aus Sandstein wie die Sitzplätze eines Amphitheaters. Dafür hatte 2017 im Bereich Tempelstraße-Talstraße eine Verbreiterung und Sicherung mit bis zu fünf Meter hohen Betonplatten begonnen. Dabei mussten alte Bahnen des Keglerheimes abgerissen werden. Auf dem Marktplatz war das gemeindeeigene „Haus der Gesundheit“ an der Ecke Tal- und Hangstraße abgerissen worden. Auf 250 Metern wurden schließlich Rohre aus den 80er Jahren entfernt. Deren Durchmesser lag bei nur etwa einem Meter, ein sicherer Abfluss hätte um die 2,4 Meter gebraucht.

Statt der Rohre hat der Lochbach nun einen kanalisierten Lauf zwischen bis zu drei Meter hohen tonnenschweren Betonplatten. Die beachtlichen Dimensionen der Seitenteile ergeben sich aus dem Gelände, das Hülzweiler Bürger vor Jahrzehnten aufgeschüttet hatten. Damit fehlte vielfach ein kompakter Untergrund. Das Bachbett ist an die sieben Meter breit und nach unten offen für den Austausch mit dem Grundwasser. Den Untergrund bildet ein Kies-Sandgemisch. Querriegel im Wasser sorgen für eine Verminderung der Durchlaufgeschwindigkeit. Bei normaler Wasserführung wirkt es stellenweise wie ein Feuchtgebiet mit viel Grün.

 Hochwasserschutz in Hülzweiler, hier der Bogen des Lochbachs an der Ecke Hangstraße-Talstraße. Große Stufen führen zum Bach hinuter.

Hochwasserschutz in Hülzweiler, hier der Bogen des Lochbachs an der Ecke Hangstraße-Talstraße. Große Stufen führen zum Bach hinuter.

Foto: Johannes A. Bodwing
 Das kiesige Bachbett des Lochbachs in Hülzweiler wirkt bei Niedrigwasser wie ein Feuchtbiotop. Weil es seit Wochen kaum geregnet hat, gibt es nur wenig Wasser im Lochbach.

Das kiesige Bachbett des Lochbachs in Hülzweiler wirkt bei Niedrigwasser wie ein Feuchtbiotop. Weil es seit Wochen kaum geregnet hat, gibt es nur wenig Wasser im Lochbach.

Foto: Johannes A. Bodwing

Eine Fußgängerbrücke verbindet die Hangstraße mit dem Marktplatz auf Höhe des Feuerwehrgerätehauses. Am östlichen Zulauf wird noch eine Spielfläche angelegt, im Bogen an der Talstraße ist eine Begrünung vorgesehen. Zu den aktuellen Kosten von 4,8 Millionen Euro für die Maßnahmen in Hülzweiler steuerte das Umweltministerium 3,1 Millionen Euro bei. „Ohne die“, sagte Bürgermeister Neumeyer, wäre „das alles so nicht möglich gewesen.“

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