Ein musikalisches Meisterwerk

Hülzweiler. Als Joseph Haydn mit fast 70 Jahren seine letzten Werke schrieb, besaß er den Ehrgeiz, den Hörer sein Alter nicht anmerken zu lassen. "Der Gedanke an Gott machte ihn eben fröhlich!", konterte er selbst auf ironische Weise, als man ihm eine allzu weltliche Auffassung seines Oratoriums vorwarf

Hülzweiler. Als Joseph Haydn mit fast 70 Jahren seine letzten Werke schrieb, besaß er den Ehrgeiz, den Hörer sein Alter nicht anmerken zu lassen. "Der Gedanke an Gott machte ihn eben fröhlich!", konterte er selbst auf ironische Weise, als man ihm eine allzu weltliche Auffassung seines Oratoriums vorwarf. Professor Leo Kraemer, der allen Mitwirkenden, dem Philharmonischen Chor an der Saar, dem Chor der Saarländischen Bachgesellschaft, dem Palatia Classic Vocal-Ensemble und der Palatia Classic Kammer-Philharmonie vorsteht, gelang es, die grundsätzlich heitere Stimmung überwältigend in einem Klanggemälde in Szene zu setzen. Tonmalerische EpisodenDie Messe erscheint als rasantes Meisterwerk, fast schwerelos und transparent. Sowohl der sonore Klang der Streicher als auch die präzise intonierenden Bläser der Palatia Classic Kammer-Philharmonie trugen wesentlich zum transparenten Orchesterklang bei. Polyphone Passagen und tonmalerische Episoden wie der Aufgang der Sonne, die Erschaffung der Tiere, allen voran die Ouvertüre, die legendäre Beschreibung des Chaos vor der Schöpfung, überzeugten. Es sind Erzengel, die die sechs Tage der Schöpfung erzählen und kommentieren: Gabriel (Susanne Bernhard), Raphael (Vinzenz Haab) und Uriel (Roman Payer). Gemäß Haydns Praxis übernehmen Sopran und Bass im dritten Teil des Oratoriums auch die hoch emotionalen Rollen von Adam und Eva, die sich in überfrachteten Texten ihre Liebe gestehen. Den größeren Arien und Chorsätzen werden oft kurze Rezitative vorangestellt. Sie geben die Worte der Genesis wieder und werden vom Cembalo eingeleitet. Lyrischer SopranSo auch das erste hoch dramatische Solo "Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde". Vinzenz Haab führte dank voluminöser Bassstimme mit großer musikalischer Geste in die Schöpfungsgeschichte ein - gefolgt vom Choral zur Erschaffung des Lichts. Der Tonartwechsel von C-Moll nach C-Dur zeigt den Stimmungswechsel an. Während Susanne Bernhard mit ihrem kultiviert lyrischen Sopran die Erschaffung der Vögel besang, ließ Roman Payer den Menschen erstehen - eine Glanz-Arie für den Tenor in C-Dur, der das Trio hervorragend miteinander harmonierender Stimmen vervollständigte. Alle Solisten überzeugten durch perfekte Technik und brillante Diktion. Professor Leo Kraemer präsentierte geschliffene Frauen- und Männerstimmen, die auch in hohen Tonlagen und monumentalen Chorpassagen nichts an Volumen einbüßten. Alle waren von Rhythmus, Klangsinn, Ausdruck und plastischer Akzentfreude beseelt. Das Publikum spendete begeistert Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort