Ärger wegen Ablehnung der Kohle
Saarlouis. Eigentlich sollte die Resolution gegen Cattenom ohne Diskussion ablaufen. Aus Anteilnahme für die Opfer der in Japan erfolgten Katastrophe stellte SPD-Chef Ralf Riemann am Dienstagabend dar. "Der Kreistag Saarlouis fordert die Abschaltung des AKW Cattenom" lautete die gemeinsame Resolution aller Kreistags-Fraktionen
Saarlouis. Eigentlich sollte die Resolution gegen Cattenom ohne Diskussion ablaufen. Aus Anteilnahme für die Opfer der in Japan erfolgten Katastrophe stellte SPD-Chef Ralf Riemann am Dienstagabend dar. "Der Kreistag Saarlouis fordert die Abschaltung des AKW Cattenom" lautete die gemeinsame Resolution aller Kreistags-Fraktionen. Sie soll die Unterschriftenaktionen zahlreicher Kommunen zur Abschaltung von Cattenom unterstützen. Darunter beispielsweise Rehlingen-Siersburg, Saarlouis, Dillingen, Saarwellingen und Schwalbach."Man hätte es eigentlich seit Tschernobyl wissen müssen, dass diese Entfernung keine Rolle spielt", ging Riemann auf das knapp 40 Kilometer im Nordwesten an der französischen Mosel liegende Kernkraftwerk Cattenom ein. Auch die Landesregierung wisse nicht im Einzelnen, was dort schon an Störfällen passiert sei.
Das siebtgrößte Kernkraftwerk der Welt sei Cattenom, ergänzte der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Heinz. Er sei "froh und dankbar" gewesen, als Riemann ihn zwecks gemeinsamer Resolution angerufen habe. Der Text sei dann mit den anderen Fraktionen des Kreistages abgestimmt worden.
Jedoch einen Satz darin empfand Hans-Dieter Herzog, Linke, als Beschäftigter eines saarländischen Kraftwerkunternehmens "als Provokation". Von Seiten der FDP sei eingeflossen: "Um die Klimaschutzziele zu erreichen und den Klimawandel einzudämmen, kann es dabei kein Zurück zur verstärkten Nutzung der Kohle geben."
Herzog und Parteikollege Dietmar Bonner wollten der Resolution in dieser Form nicht zustimmen. Zur Klärung bot Herzog Sitzungsunterbrechung an. Doch der Satz blieb drin, Herzog und Bonner blieben bei ihrer ablehnenden Haltung. "Beschämend", fand Riemann den Streit über Kohle angesichts des eigentlichen Themas. Der Resolution stimmten alle anderen Kreistagsmitglieder zu. Auf Bitte von Ralf Riemann lässt Landrätin Monika Bachmann Unterschriftenlisten auch in Ämtern des Landkreises Saarlouis auslegen.
Meinung
Resolutionen, naja danke
Von SZ-RedakteurMathias Winters
Wer immer noch nicht unterschrieben hat, muss sich schämen. Jetzt haben Städte, Gemeinden und der Kreistag in seltener Einmütigkeit entscheiden, dass das Atomkraftwerk Cattenom abgeschaltet gehört.
Naja, den Namenszug in eine der Listen einzutragen wird mindestens unschädlich sein. Dass die AKW-Betreiber in Frankreich vor der drohenden Listen-Lawine zittern ist aber ein unbestätigtes Gerücht.
Insofern ist ein von alter Liebe zur Kohle bedingtes Störfeuer von Linken im Kreistag gegen die von allen anderen getragene Resolution auch kein Drama. Die Abweichler müssten sowieso erklären, wie sie sich ein Wiederanfahren der Strebe vorstellen. Jetzt möchten wir alle, die sich wegen der Atomkraftwerke sorgen, aber bitte, dass mehr passiert als Unterschriftensammlungen zur allgemeinen Gemütsberuhigung. Stichwort Energiewende: Da lässt sich sogar im Zuständigkeitsbereich des Kreises noch einiges (mehr) tun.