Pandemie-Folgen Wie Corona Kinder-Untersuchungen verändert

Kreis Saarlouis · Lang vorm ersten Schultag steht sie für die baldigen Erstklässler an: die sogenannte Schuleingangsuntersuchung. Auch hier ist durch die Pandemie so manches anders.

 Bevor die Kleinen zum ersten Mal den Weg in die Schule antreten, steht die Schuleingangsuntersuchung auf dem Programm.

Bevor die Kleinen zum ersten Mal den Weg in die Schule antreten, steht die Schuleingangsuntersuchung auf dem Programm.

Foto: dpa/Thomas Warnack

Etwa 1750 Kinder im Kreis Saarlouis sind „durch“: Sie haben gezeigt, wie gut sie sehen und hören können; sie wurden untersucht, sind auf einem Bein gehüpft, haben Bilder beschrieben, gezählt und vieles mehr. Kurzum: Sie waren bei der so genannten Schuleingangsuntersuchung. Diese führt der Kinder- und Jugendärztliche Dienst des Kreis-Gesundheitsamtes durch. Üblicherweise in Kindergärten im Kreis, im Amt direkt oder in der Außenstelle in Lebach.

Dank eines recht großen Vorlaufs gab es bei den Untersuchungen für die Kinder, die nach den Sommerferien eingeschult werden können, nahezu keine coronabedingten Einschränkungen, berichtet Dr. Claudia Stodden, Sachgebietsleiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes. Sie erläutert, dass das Team (vier Ärzte und acht Sozialmedizinische Assistenten, teilweise in Teilzeit) bereits im März/April 2019 startete, „im November/Dezember waren wir dann mit den regulären Schulkindern durch“. Von Januar bis März folgten Nachuntersuchungen und die Kinder, bei denen es um eine vorzeitige Einschulung ging („Kann-Kinder“, geboren nach dem Stichtag 1. Juli). Und bis dahin war, glücklicherweise, Corona kaum ein Thema.

Danach allerdings schon. Und das wirkte und wirkt sich beispielsweise auf die wenigen „Nachzügler“ aus, die zum Beispiel durch Umzüge oder die kurzfristige elterliche Entscheidung, das „Kann-Kind“ doch in die Schule zu schicken, später noch einen Termin brauchten beziehungsweise brauchen. Nun gilt für Eltern wie auch ihre Zöglinge, bei dem Termin einen Mundschutz zu tragen, was, wenn es um das Sprechen des Kindes geht, „nicht ideal“ ist, wie Dr. Stodden sagt. Alle müssten sich die Hände desinfizieren, erzählt sie weiter, und lobt auch, dass alle gut mitmachten, dass es keine Probleme gebe.

Anders ist in diesen Zeiten ebenso, dass die Zahl der Begleitpersonen nun begrenzt ist und Geschwister nicht zum Termin mitkommen sollen. Auch die Mitarbeiter des Saarlouiser Gesundheitsamtes mussten sich umstellen und größere Abstände zwischen den einzelnen, etwa einstündigen Untersuchungen einplanen, um umfangreich zu desinfizieren und zu lüften. Und sie müssen darauf achten, dass sich die Einbestellten beim Warten nicht „stauen“.

Und jenseits der Frage, wie es künftig mit der Pandemie und den Konsequenzen daraus weiter geht, steht jetzt schon fest: Auf den 2021er-Jahrgang wird sich das aktuelle Geschehen auswirken. Mitte März hätten eigentlich wieder die Vorbereitungen und Untersuchungen begonnen, berichtet Karen Benesch, die Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes. Doch dann kam der Virus, die Untersuchungen wurden auf Eis gelegt, zweieinhalb Monate lang. Seit Juni wird wieder untersucht, aber: Die Zeit fehlt. „Es wird Verzögerungen geben“, sagt sie.

Außerdem: Aktuell finden die Untersuchungen nur im Gesundheitsamt statt. „Momentan sind wir in der Prüfung, welche Kindergärten von uns nach den Sommerferien wieder besucht werden können“, sagt Benesch. Man schaue, wo es wie laufen könne, die räumlichen Gegebenheiten müssten passen. Tendenziell werde es künftig wohl mehr Termine im Amt geben.

Per Gesetz müssen alle Kinder vor ihrer Einschulung in Sachen Gesundheits- und Entwicklungsstand durch einen Schul- oder Amtsarzt angeschaut werden. Laut Kreis ist „in den letzten 20 Jahren kein Fall bekannt, wo die Eltern eine Untersuchung verweigert haben“. Das Ergebnis ist nicht bindend, sagt Dr. Stodden, sondern eine Empfehlung. Nicht jeder halte sich daran. Es komme schon vor, dass ein „Kann-Kind“ eingeschult werde trotz anders lautender Einschätzung ihres Teams. Ihr zufolge werden übrigens jedes Jahr etwa 50 Kinder zurückgestellt, die eigentlich schulpflichtig sind. Das seien beispielsweise Kinder mit ausgeprägtem Entwicklungsrückstand, die in einer guten vorschulischen Förderung seien oder auch Kinder mit chronischen Krankheiten.

 Dr. Claudia Stodden, Sachgebietsleiterin Kinder- und Jugendärztlicher Dienst.

Dr. Claudia Stodden, Sachgebietsleiterin Kinder- und Jugendärztlicher Dienst.

Foto: Ulrike Paulmann
 Karen Benesch, Amtsleiterin des Gesundheitsamt des Landkreises Saarlouis.

Karen Benesch, Amtsleiterin des Gesundheitsamt des Landkreises Saarlouis.

Foto: Ulrike Paulmann

Eltern könne die Schuleingangsuntersuchung jedenfalls in mehrfacher Weise helfen, sagen die beiden Expertinnen – man erhalte Informationen über den Entwicklungsstand des Kindes, bekomme eine Beratung in Sachen Gesundheit und zum Impfen. Durch den frühen Termin bestehe auch noch die Möglichkeit der frühen Förderung. Schulen sei ebenfalls geholfen, etwa durch die „zweite Meinung“, durch Vermittlung und Beratung durchs Gesundheitsamt.

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