Schüler befragen PolitikerComputer hilft bei der Orientierung

Saarlouis. Der Wahl-O-Mat geht wieder auf Tour. Das ist ein Computerprogramm, mit dessen Hilfe sich Parteipräferenzen ermitteln lassen. Zu 38 politischen Aussagen kann der Nutzer Zustimmung, Ablehnung oder "neutral" anklicken. Der Wahl-O-Mat nennt danach die Parteien mit dem höchsten Grad der Übereinstimmung zu den Überzeugungen des Nutzers

Saarlouis. Der Wahl-O-Mat geht wieder auf Tour. Das ist ein Computerprogramm, mit dessen Hilfe sich Parteipräferenzen ermitteln lassen. Zu 38 politischen Aussagen kann der Nutzer Zustimmung, Ablehnung oder "neutral" anklicken. Der Wahl-O-Mat nennt danach die Parteien mit dem höchsten Grad der Übereinstimmung zu den Überzeugungen des Nutzers. Erste Station im Saarland war das Max-Planck-Gymnasium Saarlouis (MPG/wir berichteten) mit Politikkursen der elften Klassen. Burkhard Jellonnek, Leiter des Zentrums für politische Bildung im Saarland, das die Tour organisiert, eröffnete die Dialogrunde mit einem Zitat von Günther Jauch: "Politiker kann man alle in einen Sack stecken, und wenn man draufhaut, trifft man immer den Richtigen." Jellonek tritt dem entgegen: "Diese Aussage ist falsch. Die Parteien haben sehr unterschiedliche Programme. Um sich da einen Überblick zu verschaffen, dazu ist der Wahl-O-Mat da."Damit die Schüler nicht nur über Programme informiert wurden, sondern auch über diejenigen, die sie vertreten, gab es eine Diskussionsrunde mit Vertretern von CDU, FDP, SPD, Grüne und Linke zu 25 Wahl-O-Mat-Thesen. Dann kamen die Schüler zum Zuge. In Fragen der Bildungspolitik sorgte ein Vorschlag der CDU in den Reihen der Schüler für Verwirrung: Schon im Kindergarten sollen Kindern Sprachtests und Förderungsmaßnahmen zuteil werden. Vor allem dem Nachwuchs von Eltern ausländischer Herkunft soll damit die Integration erleichtert werden. Ein Schüler meldet sich. Di Wu, 16, kam erst mit neun Jahren nach Deutschland und ging dort dann sofort zur Schule. Er wollte wissen: "Was passiert mit den Kindern, die in den Sprachtests schlecht abschneiden?" Die Antwort von Peter Altmaier, die Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen würden später in die Schule gehen und eine intensive Förderung genießen, ist dem Schüler zu unkonkret. Hanna Devoghele fühlt den Grünen auf den Zahn: "Herr Tressel, wie können die Studiengebühren abgeschafft werden und Hartz IV erhöht werden? Wie soll das finanziert werden? Ich meine auf lange Sicht." Die Grünen sehen vor, mehr Geld aus dem Etat für Wirtschaftsförderung, bei dem es nach Markus Tressel noch "genug Luft" gibt, in die Bildung zu stecken.Die Aussprache mit den Politikern fand bei den Schülern großes Interesse. Fast die Hälfte der Schüler hatte Fragen an ein Parteimitglied."Manche wollten einen schon einlullen. Aber bei anderen haben mir die Erklärungen zu ihren Programmen wirklich was gebracht", meinte Dennis Busch, 16. Der gleichaltrige Yannick Stein stimmte ihm zu: "Die fand ich echt gut. Am besten fand ich den von der CDU. Der hat seine Vorschläge richtig gut erklärt. Da hat man gemerkt, dass der als Bundestagsabgeordneter schon echt viel Ahnung hat."Saarlouis. Um den ersten Eindruck zu vertiefen und den Wahl-O-Mat auf seine Treffsicherheit zu überprüfen, klickten sich die Politikkurse im Anschluss an die Diskussion im Internet durch die Fragen. Ungefähr die Hälfte aller Schüler wüsste immerhin schon, wen sie wählen würden, wenn sie denn schon dürften.Dennis Busch, 16: "Die Reihenfolge, in der der Wahl-O-Mat die Parteien angegeben hat, die ich wählen würde, war komplett richtig." Auch sein Klassenkamerad Yannick Stein, 16, meinte: "Die Partei, die ich wählen würde, stand an erster Stelle." Anders sah es die ebenfalls 16-jährige Hanna Devoghele: "Bei mir standen von vorneherein nur zwei Parteien zur Auswahl. Die hat der Wahl-O-Mat verdreht. Aber man sollte sich darauf eh nicht verlassen. Ich würde nicht deshalb die Partei wählen, nur weil ein Computer mir das sagt." Lisa Lauer, 16, stimmte zu: "Mir hat der Wahl-O-Mat auch nichts gebracht. Ich glaube, das ist nur was für Leute, die keine Ahnung von Politik haben und sich orientieren wollen." kais

Auf einen BlickFolgende Politiker besuchten das Max-Planck-Gymnasium: Oliver Luksic FDP, Peter Altmaier, Bundestagsabgeordneter der CDU, Markus Tressel, Bundestagskandidat für die Grünen, Ottmar Schreiner, Bundestagsabgeordneter der SPD, und Thomas Lutze für die Linke. kais

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