Steine setzen gegen das Vergessen

Saarwellingen. Nachdem der Aktionskünstler Gunter Demnig bereits in den Gemeinden Schmelz und Rehlingen-Siersburg Stolpersteine verlegt hat und die Kreisstadt Saarlouis eine Aktion vorbereitet, soll nun auch in Saarwellingen der Opfer des Nationalsozialismus durch die Aktion "Stolpersteine" gedacht werden

Saarwellingen. Nachdem der Aktionskünstler Gunter Demnig bereits in den Gemeinden Schmelz und Rehlingen-Siersburg Stolpersteine verlegt hat und die Kreisstadt Saarlouis eine Aktion vorbereitet, soll nun auch in Saarwellingen der Opfer des Nationalsozialismus durch die Aktion "Stolpersteine" gedacht werden. Zur Vorstellung des Projektes lud die Gemeinde gestern zu einer Matinee ins Alte Rathaus ein, musikalisch umrahmt durch Ricardo Angel-Peters. Über die Geschichte der Juden referierte Hans-Peter Klauck (Foto: hth). Die ersten Stolpersteine sollen am Donnerstag, 7. April, verlegt werden.Der Beigeordnete Armin Weisgerber (CDU) sprach gestern von einem schmerzlichen Abschnitt der Vergangenheit. Durch die Steine soll in Zukunft ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt werden. Eine Forschergruppe hat sich in Saarwellingen vor knapp einem Jahr zusammengetan, um erste Informationen über jüdische Mitbürger zu sammeln.

Der Heimatforscher Hans-Peter Klauck erklärte, dass die ersten Juden vor mehr als 300 Jahren aus der Pfalz nach Saarwellingen kamen. Um 1700 sei eine Synagogen-Gemeinde gegründet und um 1830 die erste Synagoge gebaut worden. Zu dieser Zeit lebten 120 jüdische Mitbürger in Saarwellingen, 1885 machten sie zehn Prozent der Bevölkerung aus. 6033 Juden lebten in Saarwellingen, als der Schrecken der Nazizeit seine Anfänge nahmen: Ausgrenzungen, Boykott jüdischer Geschäfte, Berufsverbot, das Blutschutzgesetz, die Flucht vor der Gewaltherrschaft. "Schon vor der Saarabstimmung 1935 sind Juden diskriminiert worden", erklärte Klauck.

Viele jüdische Bürger ergriffen die Flucht, 1938 lebten noch 18 Familien in Saarwellingen. Die Reichspogromnacht hinterließ auch in der Gemeinde Spuren. Nazitruppen zerstörten die Synagoge, den Friedhof und viele Wohnungen, misshandelten die Menschen und nahmen sie gefangen. Der Heimatforscher nannte während seines Vortrages einige Namen und Wohnorte von Opfern des Nationalsozialismus.

Darunter waren: Rosa Edelstein, Emma Hirsch, die Familien Levie, Lazar, Aron, Löwenstein, Isaac und Kahn sowie die Familie von Julius Salomon, der letzte Vorsitzende der jüdischen Synagogen-Gemeinde in Saarwellingen. Die Engelstraße rückte bei den Adressen ins Zentrum. Hier lebten einige jüdische Familien, hier standen die Synagoge und die Schule.

Die vielen Namen machten deutlich, wie wichtig die Aktion "Stolpersteine" für Saarwellingen sei. In einem Arbeitstreffen am Dienstag, 8. Februar, um 19 Uhr soll im Leo-Grünfeld-Haus besprochen werden, welche Namen und Daten als erstes auf die Stolpersteine kommen sollen. Fest steht, der Aktionskünstler Demnig wird am Donnerstag, 7. April, an drei Stellen in Saarwellingen erste Stolpersteine verlegen.

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