„Wir sind erst am Anfang der Invasion“ „Sehr aggressiv und wehrhaft“– Saar-Imker in großer Sorge vor Asiatischer Hornisse

Schmelz · Die Asiatische Hornisse breitet sich im Saarland immer weiter aus. Insbesondere im Landkreis Saarlouis häufen sich derzeit die Sichtungen. Dabei stellt die invasive Art nicht nur für die heimischen Bienen eine Bedrohung dar.

 Breitet sich immer mehr im Saarland aus: Die Asiatische Hornisse wurde 2004 wahrscheinlich über den Schiffsverkehr nach Europa eingeschleppt und stellt wegen ihrer invasiven Ausbreitung mittlerweile in vielen Ländern ein Problem dar.

Breitet sich immer mehr im Saarland aus: Die Asiatische Hornisse wurde 2004 wahrscheinlich über den Schiffsverkehr nach Europa eingeschleppt und stellt wegen ihrer invasiven Ausbreitung mittlerweile in vielen Ländern ein Problem dar.

Foto: Zentrum für Biodokumentation/Uwe Schnurr

Erst war es nur eine Meldung aus dem französischen Bordeaux: 2004 wird das Nest einer in Europa bis zu diesem Zeitpunkt nicht vorkommenden Hornissen-Art entdeckt. Seitdem verbreitet sich Vespa velutina nigrithorax, vielen besser bekannt als die Asiatische Hornisse, wie ein Lauffeuer über den Kontinent. Mittlerweile ist der südostasiatische Exot auch in Ländern wie Spanien, England, Italien und den Niederlanden zu finden. 2014 gab es die erste bestätigte Sichtung in Deutschland. 2020 wurde Velutina erstmals im Saarland dokumentiert.

Schmelz als Hotspot: Immer mehr Sichtungen der Asiatischen Hornisse im Landkreis Saarlouis

„Ich denke aber, sie war schon früher hier“, erklärt Christoph Altmeyer, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Hüttersdorf-Primsweiler. Mittlerweile scheint die invasive Art neben dem Raum Saarbrücken vor allem im Landkreis Saarlouis immer mehr Fuß zu fassen. Seit Jahresbeginn wurden alleine um Schmelz sieben Königinnen der Asiatischen Hornisse gefangen und vier weitere gesichtet. Zudem habe es erste Meldungen aus Lebach, Hemmersdorf, Fürweiler und Schwalbach gegeben, wobei Letztere noch nicht verifiziert sei, wie Altmeyer im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Darüber hinaus hätte man sogenannte Primärnester im Raum um Düppenweiler, Tholey, Homburg und Völklingen gefunden.

Fotos: Giftspinne, Riesenzecke, Schlangen und Co. im Saarland und der Großregion​
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Giftspinnen, Riesenzecken, Schlangen und Co. breiten sich im Saarland und in der Großregion aus

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Foto: Jürgen Peter/SZ

Bereits 2022 hätte sich herauskristallisiert, „dass der Raum Saarbrücken, Schmelz und Honzrath/Düppenweiler ein Hotspot werden würde“, erklärt Altmeyer. Da sich die Asiatische Hornisse normalerweise an größeren Flüssen entlang ausbreiten würde, erwarte er zudem „eine komplette Besiedelung am Verlauf der Saar und Prims“ für die nahe Zukunft. Und auch für das Nordsaarland sei es „nur eine Frage der Zeit“, bis die Asiatische Hornisse hier Fuß fassen werde.

Trotz der zunehmenden Ausbreitung von Vespa Velutina nigrithorax steht für Altmeyer eines fest: „Wir sind erst am Anfang der Invasion.“ Denn nicht nur die immer wärmer werdenden Winter in Deutschland sind für die Insekten von Vorteil. Im Falle der Asiatischen Hornisse fehle es hierzulande vor allem an geeigneter Konkurrenz und natürlichen Fressfeinden, wie Altmeyer schildert.

Örtliche Bienenvölker werden „ausgehungert“

Doch noch aus einem anderen Grund blickt der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Hüttersdorf-Primsweiler mit großer Sorge auf die derzeitige Entwicklung. „Diese neue Hornisse stellt die Art der Imkerei, wie wir sie kennen, infrage. Wird ein Bienenstand von ihr belagert, bleibt den Bienen fast keine Chance mehr zu überleben. Die Hornisse dringt zuerst nicht in die Völker ein, sondern errichtet einen Belagerungsring um die Bienenvölker und fängt alle Bienen ab, die ausfliegen wollen oder heimkehren und schneidet so den Völkern die Nahrungsgrundlage ab. Das führt dazu, dass die Bienenvölker langsam, aber sicher verhungern. Erst wenn die Völker schon quasi tot sind, dringen sie in die Kästen ein und nehmen sich, was übrig geblieben ist“, schildert Altmeyer.

Im Gegensatz zu Frankreich, wo die Imker mittlerweile einen großen Verlust an Honigbienen beklagen, habe es im Saarland seines Wissens nach noch „keine nennenswerten Verluste“ gegeben, auch wenn ihm bereits von „vereinzelten Völkerverlusten“ berichtet wurde, wie der Saar-Imker im SZ-Gespräch erklärt.

Doch nicht nur für Imker stellt die Asiatische Hornisse ein Problem dar. Denn diese schadet sich nicht nur verschiedenen Insekten wie Honig- und Wildbienen, sondern beispielsweise auch Weintrauben. Im benachbarten Rheinland-Pfalz, wo die Asiatische Hornisse unter anderem erstmals in Deutschland nachgewiesen wurde, gebe es daher bereits „sehr große Bedenken wegen des Weinanbaus“, erklärt Altmeyer. „Wie es letztendlich bei uns im Saarland kommen wird, ist aber noch schwierig zu sagen.“

 Will man eher nicht im Haus haben: Wer bei sich eine Asiatische Hornisse samt Primärnest findet, sollte nicht eigenmächtig handeln und zuerst die Behörden informieren.

Will man eher nicht im Haus haben: Wer bei sich eine Asiatische Hornisse samt Primärnest findet, sollte nicht eigenmächtig handeln und zuerst die Behörden informieren.

Foto: Christoph Altmeyer

Saar-Imker im Kreis Saarlouis gründen „Taskforce“

Bei der Bekämpfung der invasiven Hornissen-Art sieht der regionale Sprecher des Velutina-Netzwerkes hingegen große Probleme. So seien die bisherigen Funde im Saarland alle eher zufällig. Zudem würden viele Königinnen bei der Nestgründung nicht entdeckt. Darüber hinaus brauche es viel mehr Schutzausrüstung, technische Geräte zum Entfernen der Nester und eine passende Ausbildung. „Dies wird eine Mammutaufgabe, für die viel Personal und Geld benötigt wird“, ist sich Altmeyer sicher. Der Saarlouiser Kreis-Imkerverband habe deswegen auch eine sogenannte Taskforce gegründet, um Informationen schneller auszutauschen und sich für die Zukunft besser organisieren zu können. Derzeit würden sich rund 30 Personen an dieser Taskforce beteiligen, sagt Altmeyer.

Wie die Asiatische Hornisse zu erkennen ist

Im Kampf gegen die Asiatische Hornisse brauche es laut Altmeyer „auch die Augen der Bevölkerung“. Sollte jemand ein Nest oder eines der Tiere finden, sollte der Fund direkt den Behörden gemeldet werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Selbst im Flug ist die Asiatische Hornisse für den Laien demnach gut zu erkennen. So wirke diese im Gegensatz zu unseren heimischen Hornissen eher schwarz mit orangen Schimmer und seien auch deutlicher kleiner. Zudem habe die Asiatische Hornisse im Gegensatz zu anderen Hornissen-Arten eher gelbe Beine.

Gut auch im Flug zu unterscheiden: Während die heimische europäische Hornisse (rechts) mit ihrer gelblichen Farbe und der schwarzen Bänderung eher einer Wespe gleicht, dominiert bei der Asiatischen Hornisse vor allem schwarz. Daher rührt auch der lateinische Artenname „Vespa velutina nigrithorax“

Gut auch im Flug zu unterscheiden: Während die heimische europäische Hornisse (rechts) mit ihrer gelblichen Farbe und der schwarzen Bänderung eher einer Wespe gleicht, dominiert bei der Asiatischen Hornisse vor allem schwarz. Daher rührt auch der lateinische Artenname „Vespa velutina nigrithorax“

Foto: Zentrum für Biodokumentation/Edgar Müller

Vom eigenmächtigen Entfernen der Nester rät Altmeyer hingegen dringlichst ab. Denn bei der Nestverteidigung seien die Tiere „sehr aggressiv und wehrhaft“. Der Stich der Asiatischen Hornisse soll hingegen nicht schmerzvoller als der ihrer europäischen Verwandten sein. Menschen, die gegen Insektenstiche allergisch sind, müssen jedoch auch hier aufpassen.

Sichtungen der Asiatischen Hornisse sowie deren Fundort werden gebeten an Andreas Werno via E-Mail a.werno@umwelt.saarland.de, oder per Telefon (06 81) 5 01 34 61, zu melden.

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