Firma Meiser Wie Mateusz Glaz in zehn Jahren Schichtführer wurde

Schmelz · Früher stemmte er hunderte Kilo, heute trägt er lieber Verantwortung. Was sich hinter der Geschichte von Mateusz Glaz verbirgt.

 Beeindruckende Entwicklung: Mateusz Glaz

Beeindruckende Entwicklung: Mateusz Glaz

Foto: Meiser

Als Mateusz Glaz vor zehn Jahren nach Deutschland kam, konnte er sich nicht einmal vorstellen, wie eine Stanzmaschine aussieht. Inzwischen hat er es beim Schmelzer Unternehmen Meiser bis zum Schichtleiter gebracht und spricht beeindruckend gut deutsch. Über einen Mann, der früher bei Wettkämpfen hunderte Kilo stemmte und heute lieber Verantwortung trägt.

Die niederschlesische Stadt Klodzko ist das ideale Postkartenmotiv. Eine beeindruckende Festung, die malerische Altstadt, ringsum ursprüngliche Landschaften und wilde Berggebiete. Die Region ist ländlich geprägt. Das nächste Wirtschaftszentrum ist mit Breslau gut 100 Kilometer entfernt. Dass es hier wenig berufliche Entwicklungschancen gibt, wusste Mateusz Glaz bereits als Jugendlicher. Auto- und Technik begeistert, absolvierte er eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Ohne langfristige Perspektive, entschied er sich schließlich, Polen zu verlassen und im fernen Saarland einen Neustart zu wagen.

„Meiser kannte ich durch einen Bekannten. Was eine Stanzanlage ist, musste ich allerdings erst googeln. Zehn Tage nach meinem Bewerbungsgespräch hatte ich meinen ersten Arbeitstag“, erinnert sich Mateusz Glaz.

Mit einer dicken Portion Unsicherheit machte er sich auf den Weg in die Fremde. Werde ich mich in der Fremde zurechtfinden? Werde ich akzeptiert? Ist das die richtige Entscheidung? Fragen, die sich Mateusz Glaz damals täglich stellte. „Heute kann ich mir nicht mehr vorstellen zurückzugehen“, erklärt der ehemalige Produktionshelfer. Denn Mateusz ist innerhalb von zehn Jahren bis zum Schichtleiter aufgestiegen.

Wie das möglich ist? Für Mateusz liegt die Antwort auf der Hand, oder steckt sie vielmehr in den Armen: „Seit jungen Jahren betreibe ich Kraftsport. Zu Spitzenzeiten stemmte ich über 250 Kilogramm. Dabei habe ich die notwendige Disziplin und Geduld gelernt. Es heißt nicht umsonst: Von nichts kommt nichts.“ Anfangs hatte Mateusz vor allem mit der Sprachbarriere zu kämpfen. „In unserer Schicht treffen fünf unterschiedliche Nationalitäten aufeinander. Das war nicht leicht für mich.“

Über die ersten Wochen begleitete er einen russischen Kollegen: „Beim Reparieren einer Maschine sollte ich ihm das Werkzeug anreichen. Ich wusste aber nicht einmal, was Hammer oder Schraubenzieher auf Deutsch heißt. Das frustrierte mich.“ Ein Wendepunkt für den jungen Mann. Mateusz will jetzt unbedingt die Sprache lernen, die ihm so vieles ermöglichen kann. „Ich stellte den Fernseher auf deutsche Sender um und versuchte, in jeder freien Minute zu üben.“ Einige Monate später ist er es, der neue Kollegen an den Maschinen einweist. Er selbst arbeitet die folgenden vier Jahre an der Setzanlage.

Das alles reichte Mateusz aber nicht aus. „Ich wollte auch darüber hinaus Verantwortung übernehmen.“ Um seine Sprachkenntnisse zu verfeinern, meldete er sich in Sprachkursen an und lernt nun auch die Grammatik.

Dann geht alles sehr schnell. Durch einen Wechsel in der Schichtführung wurden andere Stellen frei. Mateusz Engagement zahlt sich aus. Er wird in seinem siebten Jahr bei Meiser zum stellvertretenden Schichtführer befördert.

Heute, drei Jahre später hat er sein großes Ziel erreicht: Als Schichtleiter muss Mateusz 160 bis 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordinieren. Er überwacht die Abläufe, muss Ersatz besorgen, wenn jemand ausfällt, und kümmert sich um die Urlaubsplanung. Entsprechend muss er genau wissen, was jeder einzelne zu tun hat.

 Die Firma Meiser in Schmelz ist weltweit tätig.

Die Firma Meiser in Schmelz ist weltweit tätig.

Foto: Claudia Wagner/Meiser

Ist Not am Mann, springt er auch mal selbst ein: „Vorbild zu sein, ist wichtig.“ Das gilt für den Schichtleiter sogar nach der Arbeit. Neue Kollegen unterstützt er, wenn sie Hilfe brauchen. Ob bei Behördengängen, der Anmeldung zum Sprachkurs oder Anschaffen eines Fahrrads. „Jeder sollte für den anderen da sein, denn die Produktion läuft nur, wenn alle Hand in Hand arbeiten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort