„Man kann es schaffen“

Saarlouis · Bei der Kampagne „Kein Mädchen für alles“ sollen Ideen entwickelt werde, wie mehr Frauen in Führungspositionen kommen können. Zurzeit beteiligen sich zwölf Unternehmen im Kreis Saarlouis an der Aktion.

 Bei der Kampagne „Kein Mädchen für alles“ stellen sich Frauen in Führungspositionen vor. Foto: Brigitta Schneider/pdl

Bei der Kampagne „Kein Mädchen für alles“ stellen sich Frauen in Führungspositionen vor. Foto: Brigitta Schneider/pdl

Foto: Brigitta Schneider/pdl

Petra Ribotta ist 46 Jahre alt und steht als Schichtleiterin bei der Sportartikelfirma Amer Sports Europe Service in Überherrn 50 Mitarbeitern vor. Das Besondere: Ribotta war 17 Jahre nicht berufstätig und hat sich dann von der Hilfsarbeiterin zur Schichtleiterin hochgearbeitet.

Sie möchte anderen Frauen, die wie sie wegen der Kindererziehung im Job ausgesetzt haben, Mut machen, den Sprung zurück in die Arbeitswelt zu wagen: "Man kann es schaffen, wenn man will!"

Dass Frauen auch in typischen Männer-Berufen eine Chance haben, beweist Kathrin Peter. Die 41-Jährige ist die Leiterin Einkauf beim Bauunternehmen Dittgen in Schmelz: "Es hieß immer, der Bau ist nichts für Mädchen. Trotzdem habe ich meinen Weg gemacht."

Berufseinsteigerinnen kann Natalie Jakobs beweisen, dass auch junge Frauen schon in leitenden Positionen erfolgreich sein können. Die 26-Jährige ist Abteilungsleiterin Dekoration bei Möbel Martin in Ensdorf und sagt: "Ich will ein Vorbild sein für andere junge Frauen."

Die drei Frauen sind die Gesichter der Kampagne "Kein Mädchen für alles", die mehr Frauen in Führungspositionen etablieren will. Wo diese Kampagne ansetzt, fasste Landrat Patrik Lauer zusammen: Chancen- und Lohngleichheit für Frauen, bessere Rahmenbedingungen gerade für Frauen in Spitzenpositionen, dazu gehören zum Beispiel auch neue Arbeitszeitmodelle.

Zwölf Unternehmen aus dem Landkreis (siehe Info) haben an einem Workshop teilgenommen und wollen nun Ideen entwickeln, wie sie mehr weibliche Chefs einsetzen können. Die einzelnen Branchen stehen dabei vor verschiedenen Herausforderungen: So haben etwa die beiden Saarlouiser Krankenhäuser zwar schon eine hohe Frauenquote, aber auf Grund der familienunfreundlichen Arbeitszeiten Probleme, Ärztinnen in leitenden Positionen zu halten. Technische Betriebe hingegen wie die KVS oder Johnson Controls wollen dem Fachkräftemangel begegnen, indem sie verstärkt auf weibliche Mitarbeiter setzen.

Den Austausch zwischen allen Firmen koordinieren Jürgen Pohl, Geschäftsführer des Wirtschaftsförderungsverband Untere Saar (Wfus), und Astrid Brettnacher, die Frauenbeauftragte des Landkreises Saarlouis. Zwei Arbeits-Schwerpunkte haben sich dabei schon herauskristallisiert, erklärte Astrid Brettnacher. "Das eine ist die Rekrutierung von jungen weiblichen Fachkräften, das andere ist der Bereich Führung in Teilzeit."

Die Kampagne "Kein Mädchen für alles" startet am 1. Oktober. Als erste Aktion stellen sich die zwölf Betriebe in den Herbstferien Schülerinnen der Klassen 8 und 9 an Gemeinschaftsschulen mit einer Bustour vor. Ein Programmflyer dazu wird demnächst herausgegeben, parallel dazu wird eine Internetseite zur Kampagne eingerichtet.



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HintergrundDer Landkreis Saarlouis wurde 2012 als einer von zehn Städten und Kreisen für das bundesweite Programm "Regionales Bündnis für Chancengleichheit" ausgewählt (die SZ berichtete). Initiatoren sind das Bundesfrauenministerium und der Europäische Rat für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF); das Ziel ist, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Zwölf Unternehmen aus dem Landkreis Saarlouis haben sich dazu verpflichtet, den Anteil von Frauen in leitender Ebene zu erhöhen, moderne Arbeitszeitmodelle zu schaffen und gleiche Bezahlung bei gleicher Leistung zu sichern. Weitere Unternehmen können sich jederzeit anschließen. nic

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