Jedes Kind kriegt AufmerksamkeitDer Bundespräsident ist Pate

Limbach. In Reih und Glied stehen neun Personen an der Tür und empfangen mich, als ich bei Familie Müller in Limbach an der Haustür klingele. Der Empfang ist deshalb ungewöhnlich, denn außer Mutter Manuela, 32, und Vater Dirk, 34, öffnen sieben, nein - eigentlich nur sechs - Kinder die Tür: Katarina, 11, Sara und Tamara, 8, Jan-Dirk, 4, Jason-Dirk und 3, Nico-Kilian, 2

 Die Familie Müller aus Limbach: Tamara, Katarina, Nico-Kilian, Manuela, Jan-Dirk, Casey-Lee, Dirk, Jason-Dirk Günter und Sara (von links). Foto: Thomas Seeber

Die Familie Müller aus Limbach: Tamara, Katarina, Nico-Kilian, Manuela, Jan-Dirk, Casey-Lee, Dirk, Jason-Dirk Günter und Sara (von links). Foto: Thomas Seeber

Limbach. In Reih und Glied stehen neun Personen an der Tür und empfangen mich, als ich bei Familie Müller in Limbach an der Haustür klingele. Der Empfang ist deshalb ungewöhnlich, denn außer Mutter Manuela, 32, und Vater Dirk, 34, öffnen sieben, nein - eigentlich nur sechs - Kinder die Tür: Katarina, 11, Sara und Tamara, 8, Jan-Dirk, 4, Jason-Dirk und 3, Nico-Kilian, 2. Das siebte Kind, Casey-Lee, sieben Monate, die an diesem Nachmittag im Mittelpunkt steht, kann noch nicht laufen und liegt im Wohnzimmer in ihrer Wippe. Im Mittelpunkt deshalb, weil sie das siebte Kind der Familie Müller ist. Und damit übernimmt der Bundespräsident für sie die Ehrenpatenschaft. Die Urkunde und ein Foto hängen als Erinnerung im Wohnzimmer an der Wand. Dirk Müller erzählt: "Wir haben gelesen, dass der Bundespräsident die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind übernimmt. Also haben wir bei der Gemeinde angerufen und nachgefragt." Die Gemeinde hat sich um die Formalitäten gekümmert, und Bürgermeister Armin Emanuel hat die Urkunde und einen Umschlag mit Geld im Auftrag des Bundespräsidenten, zum damaligen Zeitpunkt noch Horst Köhler, der Familie überreicht. Dazu gab es auch noch einen Geldbetrag von der Gemeinde." Genug Platz für alleWährend unseres Gespräches übernimmt die älteste, Katarina, die Fütterung der Kleinsten, Casey-Lee, die am 17. November 2009, zur Welt kam. Mutter Manuela sitzt auf der Couch, Sarah und Tamara hören fasziniert zu und fragen, ob sie denn jetzt auch ins Fernsehen kommen. Die Jungs sind brav, spielen und machen sich etwas zu essen. Die Familie fühlt sich im Saarland und vor allem in Limbach wohl. Das Haus, das sie gemietet haben, bietet Platz genug für alle, auch wenn die Kinder sich Zimmer teilen müssen. "Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist, aber die Mädchen Katarina, und die beiden Zwillinge, Sara und Tamara, gehen zur Schule und machen ihre Hausaufgaben. Das müssen sie selbstständig, denn ich habe noch die Jungs zu versorgen." Ihr Mann Dirk ist zurzeit arbeitslos und kann ihr dadurch helfen. Aber er ist auf Jobsuche und hofft, bald etwas zu finden. Am liebsten würde er den Führerschein für Lastwagen machen und als Kraftfahrer arbeiten. Denn Hilfe hat die Familie kaum. Manuela Müller stammt aus Hessen, wo ihre Familie lebt, und Dirks Eltern sind nicht so fit, dass sie ihnen unter die Arme greifen können. "Aber mein Bruder Marcel Lay und seine Frau Natalie, die selbst drei Kinder haben, helfen uns, wenn es bei uns mal brennt", erzählt der 34-Jährige. Das komme auch schon mal vor, da ihr Sorgenkind Jason-Dirk schon mal Fieberanfälle bekommt.Unter einen Hut bekommen Und da sind auch noch die beiden Jungs Jan-Dirk und Nico-Kilian. Jason und Jan gehen in den Kindergarten, Nico hat noch ein halbes Jahr Zeit. Da die Familie kein Auto hat, gehen die Mädchen alleine in die Schule oder fahren mit dem Bus, Mama Manuela begleitet die Jungs zum Kindergarten, während ihr Mann auf Nico und Casey-Lee aufpasst. Und wie klappt es, sieben Kinder unter einen Hut zu bekommen? Manuela Müller: "Es klappt, aber Zeit für uns bleibt keine. Jedes Kind verdient Aufmerksamkeit. Und die soll es auch kriegen." Wer der Familie mit Geld- oder Sachspenden helfen möchte, kann sich unter Tel. (0 68 87) 3 04 92 62 an die Familie wenden.Limbach. Der Bundespräsident übernimmt auf Antrag der Eltern die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind einer Familie. Ist der Antrag unterblieben, kann er auch für ein später geborenes Kind der Familie gestellt werden. Die Ehrenpatenschaft wird in einer Familie nur einmal übernommen. Zum Zeitpunkt der Antragstellung müssen einschließlich des Patenkindes mindestens sieben lebende Kinder zur Familie zählen, die von denselben Eltern, derselben Mutter oder demselben Vater abstammen. Die Ehrenpatenschaft hat in erster Linie symbolischen Charakter. Sie ist mit der Taufpatenschaft nicht zu vergleichen. Der Bundespräsident bringt mit der Übernahme der Ehrenpatenschaft die besondere fürsorgende Verpflichtung unseres Staates für kinderreiche Familien zum Ausdruck. Sie stellt die besondere Bedeutung heraus, die Familie und Kinder für unser Gemeinwesen haben. Außerdem soll auf die Probleme kinderreicher Familien aufmerksam gemacht werden, wie zum Beispiel angemessene Wohnraumversorgung, und die Städte und Gemeinden sollen zur Unterstützung und Hilfeleistung veranlasst werden. Damit soll die Übernahme der Ehrenpatenschaft mit dazu beitragen, das Sozialprestige kinderreicher Familien zu stärken. Die Anträge auf Übernahme der Ehrenpatenschaft sind dem Bundespräsidialamt über die örtlich zuständige Stadt- oder Gemeindeverwaltung zuzuleiten. Der Bundespräsident stellt nach Prüfung der Voraussetzungen eine Urkunde über die Annahme der Ehrenpatenschaft aus und lässt diese zusammen mit einem Patengeschenk (zurzeit 500 Euro) den Eltern von einem Repräsentanten der Stadt oder Gemeinde aushändigen. ab

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