Limbach. In Dillingen habe ich früher als Krankenschwester auch gerne in der Heiligen Nacht Nachtwache im Krankenhaus gemacht. Es liegt ein ganz eigener Zauber über dieser Nacht. Nur die schwerstkranken Patienten waren da, und ich hatte mehr Zeit für den einzelnen Patienten. Außerdem hatten wir auf der Station auch immer eine kleine Feier für die Kranken. Da waren Kinder von Angestellten, mit denen wir Lieder sangen, ein anderer las eine Geschichte vor, Ärzte und Schwestern gingen zu jedem Patienten, um ein gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen. Jeder von ihnen bekam auch ein kleines Geschenk. Als ich dann später nochmals zu meinen Patienten ging, weinte ein älterer Herr bitterliche Tränen, also setze ich mich an sein Bett, um ihn zu trösten. Wissen Sie, was er mir da sagte? "Schwester, das war der allerschönste Heiligabend in meinem Leben. Ich habe keine Familie und war immer arm. Und heute kamen so viele Leute zu mir, gaben mir die Hand, und sogar noch ein Geschenk bekam ich. Ja, das ist mein allerschönstes Weihnachtsfest, wenn ich auch noch fest liegen muss." Es war aber auch für mich eine der schönsten Heiligen Nächte, die ich im Krankenhaus erleben durfte. Dass da ein Mensch war, der einfach glücklich war, weil Menschen für ihn da waren. Jetzt, nach über 30 Jahren, denke ich noch gerne an jenen kranken Mann, der das glücklichste Weihnachtsfest seines Lebens im Krankenhaus erlebte.