Baum mit Gedenktafel für getötete Zwangsarbeiter zwischen Hüttersdorf und Körprich gefällt Gedenktafel fand sich im Gestrüpp wieder

Hüttersdorf · Erinnerung an im Krieg getötete Zwangsarbeiter aus Russland verschwindet in Hüttersdorf – Gemeinde sagt Wiederanbringung zu

 Das frühere RAD-Lager Hüttersdorf im Jahr 1944. In diesem Lager waren gegen Ende des Krieges russische Zwangsarbeiter interniert.

Das frühere RAD-Lager Hüttersdorf im Jahr 1944. In diesem Lager waren gegen Ende des Krieges russische Zwangsarbeiter interniert.

Foto: Dieter Lorig

Die Esche mit einer Gedenktafel für getötete russische Zwangsarbeiter an der L 143 zwischen Hütterdorf und Körprich wurde gefällt. Hierauf verwies Heiner Bonnaire, pensionierter Gymnasiallehrer aus Körprich. Die Tafel hing seit 20 Jahren und erinnerte an die über 200 getöteten Opfer eines aliierten Luftangriffs im Jahr 1945.

Im November 2017 bemerkte Bonnaire zufällig, dass der Baum mit der Gedenktafel nicht mehr da war. Unklar war damals, wer den Baum entfernt hatte und warum. Die Enttäuschung von Bonnaire über den Vorfall ist verständlich. 1998 hatten von ihm betreute Schüler des Saarlouiser Gymasiums am Stadtgarten die Gedenktafel an der Esche unweit des früheren Hubertushofs angebracht. Dies erfolgte im Einvernehmen mit Franz-Josef Thome, damals Ortsvorsteher in Hüttersdorf. Mit der Tafel wollten die Schüler am früheren Standort eines Arbeitslagers ein Zeichen der Erinnerung an ein tragisches Ereignis setzen.

Am 11. Januar 1945 hatten die Aliierten versehentlich das Lager in Hüttersdorf bombardiert. Darin waren 400 russische Zwangsarbeiter interniert, von denen bei dem Angriff über die Hälfte umkam. Mit Schreiben vom 13. November 2017 bat Bonnaire die Gemeinde Schmelz um Auskunft, warum Baum und Gedenktafel entfernt wurde und erkundigte sich nach Ersatzmaßnahmen. „Ich fragte mich, wen diese Gedenktafel, die schon 20 Jahr dort hing, gestört haben könnte“, sagte Bonnaire, der auch als Heimatforscher tätig ist. „Die Gemeinde konnte mir bei der Frage nach dem Verbleib der Tafel nicht weiterhelfen“, berichtet Bonnaire. Stattdessen verwies Bürgermeister Armin Emanuel auf einen Gedenkstein zum selben Thema. Den hatten Schmelzer Schüler und die Kommune 2005 am Hüttersdorfer Wald errichtet.

„Im Herbst 2017 hat die Gemeinde auch nicht zu erkennen gegeben, ob sie gedenke, eine neue Tafel an der L 143 zu installieren“, bedauert Bonnaire. Der 81-Jährige suchte im Gebüsch nach der verschwundenen Tafel an deren früherem Standort und wurde fündig. Durch Zufall kam Bonnaire in Kontakt mit Bernd Längler aus Neipel. Der 59-jährige Wirtschaftsinformatiker ist Mitglied im Landesvorstand Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK). Er war auf der Suche nach Informationen und Fotos vom Hüttersdorfer Arbeitslager.

 Heiner Bonnaire (links) und Bernd Längler an der Stelle, wo die Gedenktafel vor 20 Jahren an einer Esche befestigt war.

Heiner Bonnaire (links) und Bernd Längler an der Stelle, wo die Gedenktafel vor 20 Jahren an einer Esche befestigt war.

Foto: Dieter Lorig
 2005 platzierten Schüler der Kettelerschule gemeinsam mit der Gemeinde Schmelz einen Stein im Hüttersdorfer Wald zur Erinnerung an getötete russische Fremdarbeiter.

2005 platzierten Schüler der Kettelerschule gemeinsam mit der Gemeinde Schmelz einen Stein im Hüttersdorfer Wald zur Erinnerung an getötete russische Fremdarbeiter.

Foto: Dieter Lorig
 1998 brachten Schüler des Saarlouiser Gymnasiums am Stadtgarten die Gedenktafelmit dem Hüttersdorfer Ortsvorsteher Franz-Josef Thome (links) an einem Baum neben der L 143 an.

1998 brachten Schüler des Saarlouiser Gymnasiums am Stadtgarten die Gedenktafelmit dem Hüttersdorfer Ortsvorsteher Franz-Josef Thome (links) an einem Baum neben der L 143 an.

Foto: Dieter Lorig

Längler vermutete zunächst, dass der Baum mit der Gedenktafel wegen notwendiger Verkehrssicherungsmaßnahmen vom Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) entfernt worden sei. Dazu schrieb die Lebacher Straßenmeisterei auf Nachfrage der SZ: „Die alte Esche war krank, hatte viele Totholzäste und beeinträchtigte die Verkehrssicherheit des Radweges“. Deshalb sei die Schmelzer Ortspolizeibehörde im Oktober 2017 von der Straßenmeisterei über die Verkehrsgefährdung informiert und aufgefordert worden, den privaten Grundstückseigentümer zu verständigen und eine Gefahrenabwehr zu veranlassen. „Die inzwischen gefundene Gedenktafel sollte mit einem Pfosten wieder am alten Standort platziert werden“, schlug Längler vor.
„Wir haben Interesse, die Erinnerungstafel wieder an der L 143 zu platzieren und werden die Kosten hierfür übernehmen“, teilte Beigeordneter Wolfram Lang als Vertreter des Schmelzer Bürgermeisters auf Nachfrage mit.

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