Geburtstagsfeier mit Lebensretter
Schmelz · Johannes Gross aus Schmelz feierte seinen dritten Geburtstag, obwohl er schon 58 Jahre alt ist. Zu dem „Fest“ besuchte ihn sein Lebensretter, Felix Bellgardt. Vor drei Jahren spendete er Stammzellen für den an Leukämie erkrankten Schmelzer.
Die Zahl 13 spielt im Leben von Johannes Gross eine wichtige Rolle. Er wurde am 13. geboren, bekam an einem Freitag, dem 13. gesagt, dass ein Spender für ihn gefunden wurde. Zur Vorgeschichte: Johannes Gross kippte im April 2012 plötzlich um. Sein Schwager alarmierte sofort den Notarzt. "Ich hatte viel Glück", erzählt Gross, "dass innerhalb kürzester Zeit die Diagnose feststand, eine sehr aggressive Form von Leukämie. Gleich ging's mit Chemo los, doch nach zwei Zyklen stand fest, dass es ohne Transplantation nicht gehen werde."
Der Schock saß schon tief. Doch Gross hatte wiederum Glück. Innerhalb kürzester Zeit fand sich ein Spender, erzählt er weiter. Nun begann für ihn eine schlimme Prozedur, doch seien seine Frau Gudrun und Tochter Lina Sophia immer an seiner Seite gewesen, haben Mut gemacht und Trost gespendet. Auch lobt Gross die Ärzte und das Personal. Er habe sich immer gut aufgehoben gefühlt, egal wie schlecht es ihm ging. Und schlecht ging es ihm wirklich. Denn bevor die Stammzellen gespendet werden können, muss das Immunsystem komplett runtergefahren werden. "Eine ganze schlimme Sache, da möchte man oft sterben."
Gross erinnert sich daran wie gestern, als der Arzt mit einem kleinen Beutel ankam, und ihm die lebensrettenden Stammzellen als Infusion anhängte. Dann kam wieder eine lange Zeit des Wartens. Nach 16 Tagen dann die erlösende Botschaft. 100 Leukozyten. Diesen Zettel mit der Nachricht und einem Smiley drauf hat Gross fotografiert. Alle Behandlungen hat der 58-Jährige später in einem Fotobuch in Text und Bild verarbeitet. Natürlich darf sein Lebensretter da nicht fehlen. Nach zwei Jahren darf man nämlich Kontakt zum Spender aufnehmen. Vorher geht dies nur anonym, und Gross konnte sich nur per Brief bedanken.
Sein Lebensretter ist ein 25-Jähriger vom Bodensee. Felix Bellgardt ist Mitglied im Roten Kreuz. Schon vor längerer Zeit hatte er sich typisieren lassen. Als er die Nachricht erhielt, dass er als Spender infrage kommt, habe er keinen Augenblick gezögert. "Die Behandlung hat etwa 3,5 Stunden gedauert, ich konnte dann wieder nach Hause." Im Vorfeld musste er sich besondere Spritzen geben. "Ich wurde behandelt wie ein König." Mit seinem Arbeitgeber, Bellgardt ist Techniker im Hallenbad in Siepplingen, gab es keine Probleme. Ein Jahr später wurde Bellgardt wieder um Hilfe gebeten. Er spendet Gross erneut, diesmal Lymphozyten, um dessen Immunsystem zu stärken. Beide erklärten, dass ein Spender drei Jahre gesperrt ist. In dieser Zeit darf er nur dem "Empfänger" spenden. Gross ist übrigens auch bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) gespeichert.
Als zwei Jahre um waren, nahm Gross Kontakt zu dem 25-Jährigen auf. Mittlerweile haben sie sich schon mehrere Male besucht und an seinem "dritten Geburtstag" ließen es sich Felix Bellgardt und seine Freundin nicht nehmen, Familie Gross zu besuchen und mit ihnen anzustoßen. Seine Krankheit hat Gross festgehalten. Er hat nicht nur ein Fotobuch mit Texten gestaltet, er hat sich auch künstlerisch betätigt.
In einem größeren Holzrahmen hat er drei Kugeln (seine Familie) aufgehängt. Diese sind mit Drähten verbunden. Dort, wo sie stärker sind, da haben andere (Freunde) geholfen. Die gespendeten Stammzellen sind in Form von Tropfen verewigt. "Das Werk spiegelt mein Leben." www.dkms.de