Stammzellspende Ein Brief an den Lebensretter

Schmelz · Nach Stammzellspende: Florian Schwarz aus Schmelz bekommt ein Lebenszeichen „seiner“ Leukämie-Patientin.

 Florian Schwarz mit seiner Frau. Mit seiner Stammzellspende rettete der 34-Jährige einer Leukämie-Patientin das Leben. Die hat sich nun bei ihm gemeldet. Es geht ihr besser.

Florian Schwarz mit seiner Frau. Mit seiner Stammzellspende rettete der 34-Jährige einer Leukämie-Patientin das Leben. Die hat sich nun bei ihm gemeldet. Es geht ihr besser.

Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Abstand halten, Hamsterkäufe, Pandemie – in einer außergewöhnlichen Zeit macht sich Florian Schwarz aus Schmelz Sorgen. Aber nicht um seine Gesundheit – als 34-jähriger gesunder Mann fühlt er sich gewappnet. Er hofft, dass die fremde Frau, die mit seiner Stammzellspende den Blutkrebs überstanden hat, jetzt sicher ist.

„Könnten Viren auf Briefpapier der Empfängerin gefährlich werden?“, ist eine der Fragen, die den Lebensmittel-Technologen beschäftigten. Auf seinem Wohnzimmerschrank steht eine Dankes-Karte, sodass er sie jeden Tag sieht. „Die Stefan-Morsch-Stiftung, bei der ich als Stammzellspender registriert bin, hat mir diese Karte weitergeleitet. Ich habe mich sehr darüber gefreut und werde auch antworten“, erzählt Schwarz. Erst nach Ablauf von zwei Jahren ist ein direkter Kontakt möglich. So schreibt es das deutsche Datenschutzgesetz vor. Das kann er kaum erwarten: „Ich bin sehr neugierig auf diesen Menschen. Ich weiß, dass sie in Deutschland lebt.“

An die Typisierung erinnert er sich noch genau: „Das war an meinem 31. Geburtstag.“ Damals – 2017 – startete die Arbeiterwohlfahrt gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, einen Typisierungsaufruf in Lebach für die neunjährige Lena. Anfang Dezember 2018 klingelte dann sein Telefon. Eine Mitarbeiterin der Stiftung erklärte, dass er als Spender infrage kommt. „Ich war zuerst überrumpelt, aber für mich stand fest, dass ich das mache. Genau dafür habe ich mich typisiert.“

Die Transplantation gesunder Blutstammzellen ist die letzte Chance auf Leben, wenn gegen den Blutkrebs eine Chemotherapie und Bestrahlung nicht mehr helfen. Weltweit sind rund 39 Millionen Menschen als mögliche Spender registriert. Trotzdem ist es ein Glücksfall, wenn in dem weltweiten Netzwerk der Spenderdateien ein genetisch passender Spender gefunden wird – wie Florian Schwarz. Um Stammzellen zu entnehmen, entscheiden sich Spender in Absprache mit den Ärzten zwischen zwei Methoden: Die Knochenmark-Entnahme, bei der der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert wird, und die Apherese.

Florian Schwarz hat sich für die Apherese entschieden, die in diesem Fall die sinnvollste Variante war. Das läuft ähnlich ab, wie eine Blutplasma-Spende und dauert im Durchschnitt drei bis fünf Stunden. In den Tagen davor hat sich Schwarz ein Medikament gespritzt, das die Stammzell-Produktion anregt: „Im ersten Gespräch und den folgenden Untersuchungen wurde ich über alles sehr gut aufgeklärt. Zudem wurde mir der Umgang mit der Spritze gezeigt. Dennoch hat es mich ein bisschen Überwindung gekostet, mich selbst zu spritzen.“ Häufig löse das Medikament Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen aus.

„Nach der Spende waren meine Beschwerden aber schlagartig weg. Genau, wie es mir von der Ärztin erklärt wurde.“ Zur Entnahme hat ihn seine Frau begleitet, die sich vor drei Jahren auch gemeinsam mit ihm als Stammzellspender registriert hat.

„Mein Fazit? Auch wenn es anstrengend war, so lange ruhig zu liegen, würde ich es jederzeit wieder machen.“ Ein Stückchen seines Kampfwillens hat Schwarz, der seit einigen Jahren den Selbstverteidigungssport Krav Maga macht, vielleicht mit der Spende auf „seine“ Patientin übertragen: In ihrem Brief an ihn erfährt er, „es geht ihr besser“.

An junge Menschen, die noch nicht als Stammzellspender registriert sind, appelliert er: „Lasst euch typisieren. Es gibt Menschen, die Hilfe brauchen und denen man sie mit wenig Aufwand geben kann. Es ist ein hundertprozentig gutes Gefühl, jemandem helfen zu können.“ Der erste wichtige Schritt ist, sich typisieren zu lassen. Das geht auch ganz einfach online – von Zuhause aus.

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