„Deutlich schief gegangen“ bei der FDP

Kreis Saarlouis · Die Stimmen sind gezählt, die geleerten Sektflaschen entsorgt und die Tränen getrocknet: Mit einer Nacht Distanz zur Entscheidung bewerten Politiker aus dem Landkreis das Ergebnis der Bundestagswahl.

 Neu in Berlin: Reinhold Jost für die SPD. Foto: Seeber

Neu in Berlin: Reinhold Jost für die SPD. Foto: Seeber

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 Wieder gewählt: Markus Tressel, Grüne. Foto: Ruppenthal

Wieder gewählt: Markus Tressel, Grüne. Foto: Ruppenthal

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Was die Parteien aus dem Ergebnis der Bundestagswahl (siehe Grafiken) machen werden, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass mit Peter Altmaier, CDU, Reinhold Jost, SPD, und Markus Tressel, Grüne, drei Männer aus dem Landkreis Saarlouis einen Sitz im deutschen Parlament gewonnen haben. Wie beurteilen Politiker aus dem Kreis das Ergebnis?

"Ein sehr, sehr gutes Ergebnis bundes-, saarland- und vor allem kreisweit", jubiliert Franz-Josef Berg, der CDU-Kreisvorsitzende. Überdurchschnittlich gut hat seine Partei hier abgeschnitten. Er könnte mit einer großen Koalition gut leben, denn die Wähler hätten diese ja gewählt - "und Bundeskanzlerin Angela Merkel natürlich auch", sagt Berg.

Roland Henz, der lange Jahre SPD-Kreisvorsitzender war, ehe Reinhold Jost sein Nachfolger wurde, betont, "wie sehr wir uns alle mit dem Reinhold gefreut haben". Der habe gemacht "wie abgeriss und alle mitgeholt". Sonntagabend hat Henz kurz gedacht, ob eine absolute Mehrheit der Union nicht gut wäre - "klare Kiste". Jetzt müsse sich Kanzlerin Merkel eben positionieren.

Der Grüne Markus Tressel ist froh, weiter im Bundestag zu sein. Das Ergebnis seiner Partei stimmt ihn aber nicht sehr fröhlich. "Wir brauchen eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung", sagt er. Es sei ein großer Fehler gewesen, den Menschen nicht zu sagen, was die Grünen mit höheren Steuern vorhatten. Tressel hofft, dass jetzt Jüngere in der Partei mehr Verantwortung übernehmen.

"Da ist etwas deutlich schief gegangen", bekennt FDP-Direktkandidat Wolfgang Krichel seine "Riesenenttäuschung". Die Partei müsse weg vom Zweitstimmen-Fischer hin zu eigenem Profil. Er hofft auf Erneuerung mit Christian Lindner und Wolfgang Kubicki.

Wolfgang Schumacher war klar, dass für ihn als Direktkandidat der Linken "kein Blumentopf zu gewinnen" war. Bei den Zweitstimmen denkt er, dass seine Partei mit einem blauen Auge davon gekommen ist. Die Linke sollte sich besser weniger mit sich selbst beschäftigen. Für die Kommunalwahl 2014 im Saarland ist er aber optimistisch: "Da ist eine gute Mannschaft zusammengekommen."

Auch Heinrich Adams, AfD-Kandidat, ist optimistisch für die Kommunalwahl, denn er ist "absolut zufrieden als Person und mit dem Gesamtergebnis". Das sei eine "gute Basis, gleich erfolgreich weiterzumachen". Startschwierigkeiten sieht er überwunden: "Wir werden bei den nächsten Wahlen noch wesentlich besser abschneiden."

Zahlen. Nach Wahlen sind alle scharf darauf. Das ist zunächst die Spannung gleich nach 18 Uhr, wenn die erste Prognose, dann die Hochrechnungen und spät am Abend oder wie dieses Mal bei der Bundestagswahl 2013 erst mitten in der Nacht die vorläufigen Ergebnisse kommen. Die Zahlen sagen sehr oft sehr viel mehr als viele Worte. Interessant sind zum Beispiel die Höhen und Tiefen - sowohl beim Blick auf die Parteien als auch bei dem auf die Städte und Gemeinden.

So fällt auf, dass die Wahlbeteiligung in den größten Städten Dillingen (67,7 Prozent) und Saarlouis (69,5) am niedrigsten lag. Rehlingen-Siersburg belegt hier mit 77,1 Prozent den Spitzenplatz. Gegenüber 2009 ist die Wahlbeteiligung leicht gesunken, sie liegt mit 74 Prozent aber immerhin einen Punkt über dem Bundesschnitt.

Stichwort Rehlingen-Siersburg: Nur hier erhält die SPD mehr Zweitstimmen als die CDU, wie ja auch Reinhold Jost nur hier Peter Altmaier übertrumpft hatte. Die 37,4 Prozent sind auch mit weitem Abstand bestes Ergebnis der SPD in einer Gemeinde. 25,1 in Lebach sind das schlechteste.

Zehn Punkte mehr als dieser Wert sind das Minimum, dass die CDU holt, nämlich in Bous mit glatten 35 Prozent. Satte 45,4 sind es in Lebach. Nalbach, Saarwellingen und Überherrn bringen ebenfalls über 40 Prozent Zweitstimmen für die CDU.

Die Linkspartei bleibt in Bous, Dillingen und Ensdorf im zweistelligen Bereich und kommt in Wallerfangen sogar auf 11,6 Prozent. In Rehlingen-Siersburg fährt sie mit 6,9 ihr schlechtestes Ergebnis ein.

Die FDP liegt hier ebenfalls am schlechtesten: 2,6 Prozent. 4,4 Prozent in Lebach sind aber auch kein wirklicher Lichtblick.

Die Grünen haben mit eben diesen 4,4 Prozent ebenfalls in Lebach ihr schwächstes Ergebnis, verlieren in Saarlouis zwei Punkte auf 6,0 Prozent, und erreichen in Markus Tressels Heimatgemeinde Bous den Kreis-Spitzenwert von 7,5.

Zum beachtlichen kreisweiten Wert von 5,3 Prozent für die AfD tragen Ensdorf (4,4) am wenigsten und Schmelz mit 6,4 Prozent am meisten bei. Hier sind die Schwankungen aber überschaubar.

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