Der adlige Verwandte vom Flohmarkt in Brügge

Primsweiler. Normann Josef Turner von derer von Hunolstein führt seine Abstammung bis auf Karl den Großen zurück. Den Adelstitel führt er "ehrenhalber", wie er sagt, verliehen durch seine entfernte Verwandte, die hochgeborene Freiherrin und Vogtin Herta von Hunolstein

Primsweiler. Normann Josef Turner von derer von Hunolstein führt seine Abstammung bis auf Karl den Großen zurück. Den Adelstitel führt er "ehrenhalber", wie er sagt, verliehen durch seine entfernte Verwandte, die hochgeborene Freiherrin und Vogtin Herta von Hunolstein. Jetzt hat der 41-jährige Logopäde aus Primsweiler, wo er in der eigenen Sankt-Barbara-Kapelle alljährlich an Karfreitag seine Dornenkronenreliquie zeigt, einen bedeutenden Fund gemacht.

Auf einem Flohmarkt in Brügge (Turner: "Flandern ist meine zweite Heimat.") erwarb er ein Emaillebild. "Zuerst dachte ich, es handele sich um einen englischen König - wegen des Wappens. Ich wusste ja, dass wir mit den Engländern was zu tun haben." Besonders fielen ihm die Lilien des Hauses Anjou auf. "Die Grafen von Anjou sind Vorfahren der englischen Könige", erläutert er.

Seine eigene Familie habe das Haus Anjou über das Haus Hunolstein ebenfalls in der Ahnenreihe. Eduard III., 1327 bis 1377 König von England, stammt aus der Linie Anjou. Ein Abkömmling ist John Bourchier, Baron Berners (1467 bis 1533).

Genau der ist auf dem Emaillebild abgebildet. Von diesem weiß Turner: "Heinrich VIII. und er kannten sich schon als Kinder, sie waren entfernte Cousins. John Bourchier war dann Gesandter Heinrich VIII. in Calais und dessen Schatzkanzler." Er sei beteiligt gewesen, als das Bündnis mit Karl V. von Spanien geschlossen wurde. Sein Grab befinde sich in der Pfarrkirche zu Calais. Das Bild ist 11,5 mal 9 Zentimeter groß. Für Turner steht fest, dass es sich um ein "Limoger Emaille" handelt. Verschiedene Glasfarben seien als Pulver mit Wasser gemischt auf eine Trägerplatte aus Kupfer aufgetragen worden, um in mehreren Brennschritten das Bild aufzubauen.

Die Tradition der Limoger Emailles habe im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt gehabt, reiche aber bis ins 19. Jahrhundert. Turners Exemplar stammt aus der Zeit um 1830. Es könnte aus Anlass des 300. Todestages des Porträtierten geschaffen worden sein. Allerdings sei die Vorlage für das Emaillebild, also ein Gemälde Bourchiers, nicht gefunden worden. Ulrike Weinhold, Konservatorin des "Grünen Gewölbes" in Dresden, fand im Bestand der Nationalgalerie in London ein Bild Bourchiers, ein weiteres in einer Pariser Privatsammlung.

Die Expertin schließt aufgrund der Ähnlichkeit auf Bourchier. Turners Emaillebild ist inzwischen in die Datenbank der Nationalgalerie in London für die Forschung aufgenommen worden. "Das Bild ist in geschichtlicher wie in künstlerischer Hinsicht sehr kostbar", betont Turner. Für ihn sei es interessant, seine Vorfahren zu kennen, weil er dadurch besser eigene Neigungen verstehen könne. Als gläubiger Mensch bedeutet ihm die Kenntnis seiner Herkunft noch mehr: "Ich bin katholisch, da ist nichts dem Zufall überlassen. Alles ist Vorbestimmung, das lässt sich aus der Tradition belegen." Fortsetzung folgt? Turner bestätigt, er verfolge derzeit die "Nassauer Linie des Hauses Turner" und stehe deswegen in Verbindung mit dem niederländischen Königshaus. "Das Bild ist in geschichtlicher wie in künstlerischer Hinsicht sehr kostbar."

Normann Turner

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort