Das alte Schmelz mit dem neuen Schmelz verbinden

Schmelz. In den nächsten Wochen rollen in Schmelz die Bagger an. Fünf Häuser in der Marktstraße hinter dem Seniorenwohnheim fallen der Abrissbirne zum Opfer

Schmelz. In den nächsten Wochen rollen in Schmelz die Bagger an. Fünf Häuser in der Marktstraße hinter dem Seniorenwohnheim fallen der Abrissbirne zum Opfer. Mit diesem Abriss, so Bürgermeister Armin Emanuel, der zusammen mit Restaurator Niko Leiß die neue städtebauliche Rahmenplanung Marktstraße (wir berichteten) vorstellte, soll die Voraussetzung zur Umgestaltung des "Unnerschten Ecken" geschaffen werden. "Das neue Schmelz soll mit dem alten Schmelz verbunden werden", betonte der Verwaltungschef bei der Ortsbegehung.Bei den Vorarbeiten stellte sich heraus, dass das Gebäude in der Markstraße 24 ein historisch wertvolles Relikt aus dem 17. Jahrhundert ist. Restaurator Leiß und der Historiker Johannes Naumann haben den Bau erforscht. Anfänglich fiel das zugemauerte Doppelfenstergewände im Obergeschoss auf. Historisches FenstergewändeEine weitere Überprüfung brachte ein ebensolches Fenstergewände im Erdgeschoss zu Tage. Das Gewände lässt eine Entstehung in der Renaissance vermuten. Weitere Untersuchungen ergaben, dass es einen Vorgängerbau gab, den Kaufmann Wilhelm Wehr vor 1630 errichtete. Die Forschungen von Naumann ergaben weiter, dass um 1682/83 dort ein repräsentativer Bau errichtet wurde. Dieses allein stehende Haus an der Brücke über die Prims wurde als Zollgebäude mit Gaststätte und Übernachtungsmöglichkeiten genutzt. Bei einem Rundgang durch das Gebäude wies Restaurator Niko Leiß auf die Besonderheiten des Hauses hin. Auffällig ist die quadratische Struktur des Hauses, das ganz aus Stein gebaut ist. Im Inneren fällt die für diese Zeit großzügige Küche auf. Backofen noch erhaltenEin Abzug weist auf einen großen Herd hin, der "Horscht" zieht sich durch den zweiten Stock. In der Küche wurde auch der Hausbrunnen gefunden, der allerdings noch zugeschüttet ist. Auch Teile des Backofens sind noch vorhanden. Großzügig und geräumig ist auch die ehemalige Gaststube. Das Fenstergewände weist auf die Zeit vor dem 30-jährigen Krieg hin. Holzproben, erklärt der Restaurator, ermitteln das Datum 1683. Nachdem das Gebäude 1698 seine Funktion als Zollgebäude verlor, wurde es im frühen 18. Jahrhundert geteilt. Aus dem großzügigen Komplex wurden sechs Teile gemacht, Arbeiter der Bettinger Eisenschmelze fanden dort eine Bleibe. "Somit haben wir in Schmelz das älteste erhaltene Arbeiterhaus des Saarlandes", erläuterte Emanuel nicht ohne Stolz. In der Zukunft könnte das Haus eine Bleibe für den Historischen Verein werden. Der untere Bereich könnte für wechselnde Ausstellungen genutzt werden. Denkbar wären auch Räume für Beratungsstellen - vielleicht ein familientherapeutisches Zentrum. Doch erst einmal werden die Häuser abgerissen. Ein privater Investor wird ein Bürogebäude errichten, wo jetzt noch zwei Häuser stehen. Die übrige Fläche soll als Begegnungsraum mit Spielplatz ausgebaut werden. Am Dienstag, 19. Mai, um 19 Uhr findet im Rathaus Schmelz eine Infoveranstaltung zur Vorstellung des Rahmenplanes Marktstraße in Bettingen und zur Geschichte des Anwesens Marktstraße 24 statt.

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