Auf der verzweifelten Suche nach E 85-Sprit

Schmelz · Einst hoch gelobt, doch heute kaum noch zu finden: der Bio-Ethanol-Kraftstoff E 85. Nur ganz wenige Tankstellen führen diesen Sprit. Sehr zum Verdruss eines Leser-Reporters, der seine ökologischen Pläne durchkreuzt sieht.

Ein SZ-Leser-Reporter aus Schmelz , der anonym bleiben möchte, aber dessen Name der Redaktion bekannt ist, wollte etwas ökologisch Sinnvolles tun. Deshalb habe er sich einen "Ford Focus" mit Flexi-Motor gekauft. Diese Fahrzeuge können sowohl mit "normalem" Benzin, als auch dem so genannten "E 85" - Bio-Ethanol mit einem Gehalt von 85 Prozent zu 15 Prozent normalem Ottokraftstoff - betrieben werden. Doch nun bekomme er diesen Sprit kaum noch, klagt er.

"Der Kraftstoff hat seit Beginn seiner Einführung einen sehr geringen Marktanteil. Dieser hat sich kaum weiterentwickelt", erklärt ein Sprecher des Bundesministeriums für Umwelt. Der jährliche Absatz habe zuletzt bei rund 10 000 Tonnen im Vergleich zu rund 2,5 Millionen Tonnen Bio-Diesel und rund einer Million Tonnen reinem Bio-Ethanol gelegen. Das liege wohl im Wesentlichen daran, dass es in Deutschland kaum Fahrzeuge gibt, die für den Betrieb mit E 85 freigegeben sind, so der Sprecher. Zudem würden Studien einen höheren Kraftstoffverbrauch vermuten lassen. Auch die kritische Diskussion über die Nachhaltigkeit von Bio-Kraftstoffen sei nachteilig für E 85.

Fest steht: Seit 1. Januar 2016 ist das in E 85 enthaltene Bio-Ethanol nicht mehr von der Energiesteuer befreit. Deshalb sei der Kraftstoff nun teurer geworden als die Sorten Super und Super E10, so der Bundesverband der deutschen Bio-Ethanol-Wirtschaft. Schon zuvor hätten die großen Mineralölmarken kein Interesse am Vertrieb von E 85 gezeigt und auch nur etwa 300 von nahezu 15 000 freien Tankstellen diesen Sprit vertrieben.

Nach dem Wegfall der Steuervergünstigung entschlossen sich nun noch mehr Anbieter, diese Sorte nicht mehr zu führen. Dazu gehört auch die Firma "Auto-Wahl-Sport" in Illingen, die zu den ganz wenigen E 85-Tankstellen im Saarland gehörte. Die Nachfrage sei hier schon sehr groß gewesen, sagt eine Mitarbeiterin. Zumal der Kraftstoff auch im Motorsport gerne genutzt werde. Doch heute würde ein Liter wohl über 1,80 Euro kosten. "Das rentiert sich einfach nicht mehr", sagte sie. Die letzte E 85-Lieferung vom Dezember 2015 sei bereits seit Monaten aufgebraucht. Der SZ-Leser-Reporter werde wohl keine E 85-Tankstelle mehr finden, hieß es.

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