Einzigartige Kinogeschichte Kino-Nostalgie trotzt dem Streaming

Schmelz · Vor genau 100 Jahren öffnete sich erstmals der Vorhang im Kino Schmelz. Zum Jubiläum lief nun ein Film, der Welt-, Kino- und Familiengeschichte des Kinobetreibers verzahnt.

 Das Team der Schmelzer Lichtspiele um Gerd Müller (links) und Margit Müller (Dritte von rechts) in dem Kino, das die Familie seit 100 Jahren betreibt.

Das Team der Schmelzer Lichtspiele um Gerd Müller (links) und Margit Müller (Dritte von rechts) in dem Kino, das die Familie seit 100 Jahren betreibt.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Es lässt sich heute, genau 100 Jahre nach der ersten Filmvorführung im großen Saal der Schmelzer Lichtspiele, wohl nur erahnen, was die Kinobesucher aus Bettingen und Außen damals an Weihnachten 1919 erlebt und gefühlt haben. Und doch, die Magie, „der Ort, an dem man Träume erleben kann“, wie Landrat Patrik Lauer es in seinem Grußwort formulierte, wurde nach dem absolut sehenswerten Film spürbar. Genau 100 Jahre nach dem ersten Vorhang öffnete sich dieser an der gleichen Stelle für das Premierenpublikum zu einer außergewöhnlichen Produktion von Enkidu rank: „100 Jahre Lichtspiele Schmelz“.

Untrennbar verbunden flimmerten Welt- und Kinogeschichte mit der Familiengeschichte von Familie Müller, inzwischen in der fünften Generation in die Zukunft des Kinos eingebunden, über die riesige Leinwand in dem außergewöhnlichen Kinosaal mit Balkon.

Begrüßt wurden die Gäste zuvor im Foyer bei einem Gläschen Sekt von Margit Müller und deren Cousin Gerd Müller, zusammen sind sie die aktuellen Inhaber der Lichtspiele. Aufgeben oder Weitermachen, berichtet Gerd Müller, stand am Ende der analogen Film-Ära durchaus zur Diskussion. Der alte Filmprojektor, gleich nach der letzten Vorstellung im Zeitalter der 35 mm Filme abgebaut, erzählt von diesen vergangenen Tagen.

Entschieden hat sich die Familie, die Kino seit 100 Jahren lebt, für das Weitermachen – verbunden mit großen Investitionen und einer Menge Arbeitseifer. „Wir haben uns die Neuanschaffung gut überlegt, wollten beste Technik, verbunden mit sattem Ton anbieten, sind bei 4K Projektoren gelandet“, erzählt Margit Müller. Moderne Technik gepaart mit Kinonostalgie, das mache den Kinobesuch heute aus: „Wir haben nach den 100 Jahren keine Angst vor der Zukunft. Wir haben uns auf die Füße gestellt und mit einem jungen Team, viel Engagement und Eigenleistung das Kino von Morgen in Schmelz entwickelt“, erklärt Margit Müller.

Sie hatte den Part der einleitenden Worte übernommen, erinnerte im gut gefüllten Kinosaal an die Entwicklung ihrer Lichtspiele – vom Stummfilm bis hin zu „Star Wars 9“ in 3D. „Es war nicht immer einfach für das Kino, die Entwicklung der neuen Technik zu verkraften. Das ging vom Einzug des Fernsehers in die Wohnzimmer in den 1960er Jahren bis hin zum Streamen der Filme im Netz heute.“

Die Zeit, in der sich am Sonntagnachmittag lange Schlangen vor der Kinokasse bildeten, erklärte Anneli Müller, sei vorbei. Familie Müller, das wurde in der Filmproduktion, aber auch in der persönlichen Begegnung schnell deutlich, lebt und liebt das Kino, nicht zuletzt als kulturellen Beitrag für Schmelz, den Landkreis und das ganze Saarland. „Viele Kinos mussten schließen. Hier in Schmelz sind Menschen am Werk, die gutes Kino lieben und diese Faszination weitergeben wollen“, erklärte Lauer.

 Der alte Filmprojektor erinnert an das Kino vergangener Tage.

Der alte Filmprojektor erinnert an das Kino vergangener Tage.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Im Film zu Wort kam mehrfach Armin Emanuel, früherer Bürgermeister von Schmelz. Er verbindet damit viele schöne Erinnerungen aus seiner Jugend. „Wir wünschen uns, dass alle Generationen, von den Kindern bis zu den Senioren, zu uns kommen und dass wir so auch in der nächsten Generation der Familie den Fortbestand der Schmelzer Lichtspiele sichern können“, hofft Margit Müller.

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