Projekt der Jäger im Saarland Fliegendes Jägerauge spürt Kitze auf

Saarwellingen · Die Vereinigung der Jäger des Saarlandes will die Kitzrettung mit Hilfe von Drohnen bald flächendeckend im ganzen Saarland etablieren. Kürzlich trafen sich im VJS-Jägerheim in Saarwellingen rund 20 Waidmänner, die sich den dafür erforderlichen Drohnenführerschein zugelegt haben.

Vereinigung der Jäger im Saarland weitet Kitzrettung per Drohne aus
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Kitzrettung per Drohne bald im ganzen Saarland

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Foto: Ackermann Dieter

Als saarländische Pioniere der Rehkitzrettung durch Drohnen sammelten der Kreisjägermeister von Saarbrücken, Heiner Kausch, und sein Stellvertreter Carsten Jenal schon im Jahr 2019 erste Erfahrungen mit dem Einsatz von Wärmebildkameras an ferngesteuerten Drohnen. Damit wurden damals im Auftrag der Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS) bei zehn Einsätzen bereits 13 Rehkitze vor den blitzenden Messern von Mähwerken gerettet. Im vergangenen Jahr summierte sich dieser Erfolg bei 42 Einsätzen schon auf 142 Jungtiere, deren wenige Tage altes Leben damit von den beteiligten Jägern gerettet werden konnte. Beim Drohnen-Meeting der VJS im Jägerheim Saarwellingen vor wenigen Tagen begrüßten Kausch und Jenal jetzt bereits rund 20 Waidgefährten, die mit dem „Drohnen-Führerschein“ in der Tasche ab sofort ehrenamtlich diese Kitzrettung flächendeckend im ganzen Saarland übernehmen wollen.

Voraussetzung dafür ist neben der erforderlichen Ausrüstung und der Kooperationsbereitschaft der Landwirte nicht zuletzt die Bereitschaft, an den Einsatztagen früh aufzustehen. Kausch: „Unsere Drohnen müssen morgens ab etwa 5 Uhr gestartet werden, weil nur dann der Temperatur-Unterschied zwischen Umgebung und Kitzen groß genug ist, um der Wärmebildkamera hoch über den abzumähenden Wiesen das sichere Aufspüren der sich am Boden drückenden Jungtiere zu ermöglichen.“ Sobald diese Signaturen auf den Monitoren der Fernpiloten erkennbar seien, könnten Helfer schnellstmöglich per Funk hingeführt werden, um mit einem beherzten Zugriff die Kitze unter einem Wäschekorb zu sichern oder sie in einem Karton aus dem Mähbereich zu bringen, bevor die Mähwerke hinter den Treckern anschließend ihre schnellen Runden drehen.

Hohe Erfolgsquote – unter Bedingungen

Nach den Erfahrungen des erfahrenen Drohnenpiloten habe sich diese Methode als die sicherste erwiesen, um den in der Regel im Mai oder Juni geborenen Jungtieren das Leid durch Verstümmelung oder sofortigen Tod zu ersparen. Er fügte allerdings hinzu, dass die anschließende Mahd sofort nach der Sicherung erfolgen muss, weil die geretteten und am Waldrand abgesetzten Tiere sonst schon bald wieder auf die vertraute Wiese zurückkehren würden, um dann doch noch den Messern zum Opfer zu fallen.

Anschaffung kostet bis zu 8000 Euro

Inzwischen kümmere sich die neu ins Leben gerufene Rehkitzrettung Saarland in der VJS auch um die Anschaffung der alles andere als billigen Wärmebilddrohnen, für die der Fachhandel mit Akkus und Monitoren leicht bis zu etwa 8000 Euro verlange. Entsprechend dankbar lobte Kausch die bereits mehrfach geleistete Förderung des Umweltministeriums aus Mitteln der von den Jägern aufgebrachten Jagdabgabe: „Und auch der Tierschutzbund des Saarlandes hat sich im Jahr 2020 mit einem Betrag von 5000 Euro an der Anschaffung einer solchen Drohne im Interesse des Tierschutzes beteiligt.“

Aktuell sieben Drohnen im Einsatz

Inzwischen verfüge die Rehkitzrettung Saarland über insgesamt sieben solcher Drohnen, mit denen jetzt die Rehkitzrettung im ganzen Saarland flächendeckend ermöglicht werden soll. Noch im laufenden Jahr würden auch die Kreisjägerschaften von Merzig-Wadern und St. Wendel damit ausgestattet werden. Kausch machte bei diesem Drohnen-Meeting darauf aufmerksam, dass inzwischen auch einzelne Revierinhaber wie in Büdingen schon solche Fluggeräte angeschafft haben und einsetzen, „die in enger Zusammenarbeit mit ihren Landwirten, auf deren Terminhinweise, wann und wo gemäht werden soll, vorbildliche Arbeit leisten“.

Im weiteren Verlauf gingen Kausch und Jenal noch darauf ein, welche Voraussetzungen für die Kitzrettung mit Wärmebilddrohnen beachtet werden müssen. Das reichte von den „Drohnen-Führerscheinen“, über gesetzliche Abstands- und Höhenlimitierungen bis hin zu der individuellen Flugsteuerung, die von Hand oder automatisch programmiert werden könne. So richtig spannend wurde diese Veranstaltung, als praktische Flugvorführungen vor dem Jägerheim die theoretischen Ausführungen ablösten. Dabei konnten die Teilnehmer sich selber auf einem Monitor erkennen, als sie von einer Drohne hoch über sich sowohl in Echt- als auch in Wärmebild-Bildern aufgenommen wurden.

Das Interesse an dieser durch moderne Technik möglich gewordenen Kitzrettung als effektiver Beitrag zum Naturschutz ist offenbar groß. Manchem Zuschauer mögen dabei aber auch die Drohnen-Bilder vom Krieg in der Ukraine durch den Kopf gegangen sein, wo diese Technologie aktuell ganz im Gegensatz zur Kitzrettung Tod und Verderben bringt. Letztlich bestimmt immer noch der Mensch, wie und wofür er moderne Technik einsetzt.

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