Sonderschicht Zwiebelschälen

Saarlouis · Einsatz gegen die Flut in Ostdeutschland: Das ist nicht bloß Deiche aus Sandsäcken bauen. Davon berichteten bei ihrer Rückkehr am Freitag Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) aus dem Kreis Saarlouis.

 Der Saarlouiser Ortsbeauftragte Alexander Uhde (von links) begrüßt Thomas Gergen und Andreas Lubjuhn. Foto: Hartmann Jenal

Der Saarlouiser Ortsbeauftragte Alexander Uhde (von links) begrüßt Thomas Gergen und Andreas Lubjuhn. Foto: Hartmann Jenal

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 Gerade angekommen: Zehn THW-Spezialisten aus Saarlouis halfen beim Hochwasser. Foto: Uhde

Gerade angekommen: Zehn THW-Spezialisten aus Saarlouis halfen beim Hochwasser. Foto: Uhde

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Hochwasser-Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) aus dem Kreis Saarlouis in Ostdeutschland: Das ist viel mehr, als die Fernsehbilder vom meterhohen Stapeln der Sandsäcke vermuten lassen. Gestern früh kamen alle THW-Spezialisten aus dem Kreis, aus Saarlouis, Lebach und Saarwellingen, wieder zurück. Gleichzeitig startete eine Gruppe aus Dillingen Richtung Osten.

2002 war das Saarlouiser THW fast nur zum Pumpen eingesetzt, sagten gestern Thomas Gergen, 43, Speditions-Logistiker bei Robert Müller in Saarlouis, und Andreas Lubjuhn, 31, Elektromeister bei Saarstahl. Beide waren bei der Flut 2002 dabei und auch jetzt wieder. Jetzt waren sie als Spezialisten gefragt: mit Bergungsgruppe, Ladekran und Booten. Die Aufgaben waren spezieller und aufwendiger. Weniger Masse, mehr Technik.

Verpflegung zum Beispiel. Bei Torgau, in einer Straßenmeisterei, hatten Arbeiter-Samariterbund, Johanniter, DRK und THW eine Feldküche eingerichtet. Gergen war als Hygienebeauftragter und als Koch dort. 70 THW-Helfer waren zunächst zu verpflegen. "Dann 240, zu Spitzenzeiten 2900 Leute." Gulasch mit Reis, Spießbraten, Rostwurst. 7000 Liter Trinkwasser in Flaschen täglich. 10 000 Brötchen wurden jeden Morgen angeliefert. "Zuerst aus regionalen Bäckereien. Aber viele schlossen, weil sie ihre Leute nach Hause schickten, wo sie dringender gebraucht wurden." Nun kamen die Zutaten aus Leipzig. "Nicht immer das, was wir bestellt haben. Die halbe Tonne Zwiebeln zum Beispiel kam nicht, wie erwartet, gewürfelt. Also: Sonderschicht zum Zwiebelschälen", erzählt Gergen bei der Rückkehr. Lubjuhn: "Es gab viele Spenden, ein Truck von Coca Cola zum Beispiel. Mars und Snickers spendierten palettenweise. In Dresden stellten uns die Anwohner einen Berg voll Essen hin, einfach so. Wahnsinn."

Dienstag früh um 4 Uhr waren sie in Saarlouis abgerückt. Eigentlich war das THW Saarlouis nur grundsätzlich vorab gefragt worden, ob es zur Verfügung stehe. Doch in der Nacht zum Dienstag, 1 Uhr, kam unvermittelt die Alarmierung. Nach zweieinhalb Stunden waren die zehn Mann abmarschbereit.

Vor Ort, in Dresden und Magdeburg, haben sie die Stromgeschwindigkeit der Elbe gemessen, Deiche verteidigt, sind mit Booten vagabundierenden Kühen nachgefahren.

Anders als 2002, sagen sie, spielten Handys, Internet und Facebook eine große Rolle. "Die Kommunikation über alle Ebenen des THW war einwandfrei." Und Lubjuhn ist sicher: "Ohne die Freiwilligen aus der Bevölkerung wäre das nicht zu stemmen."

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