Ein Leben für die Berge Sehnsuchtsorte nah am Himmel

SAARWELLINGEN · Im Leben des Saarwellinger Ehepaares Marianne und Toni Ney spielten Berge eine zentrale Rolle. Hier blicken sie zurück.

 Toni und Marianne Ney, Sommer 2004 auf dem Aletschgletscher in den Berner Alpen in der Schweiz

Toni und Marianne Ney, Sommer 2004 auf dem Aletschgletscher in den Berner Alpen in der Schweiz

Foto: Ney

„Ein Ungrund ist zwar Gott, doch wem er sich soll zeigen, Der muss bis auf die Spitz‘ der ew’gen Berge steigen“. Dieses Zitat von Angelus Silesius verkörpert für Toni Ney genau das Gefühl, das er empfindet, wenn er nach einer aufregenden Bergwanderung über steinige Passagen und eisigkalte Zonen einen Berg bestiegen hat und schließlich die lange erwartete Aussicht genießen kann. Der mittlerweile 86-jährige Bergwanderer und seine 85-jährige Frau Marianne Ney blicken jetzt auf eine erlebnisreiche Vergangenheit zurück, in der sie unzählige Berge erklommen haben. Gemeinsam sind sie auf neun Dreitausender hinauf gestiegen, Toni Ney sogar insgesamt auf 22 davon.

Angefangen hat diese Verbundenheit zu den Bergen 1951, als Toni Ney bei einer Fahrradtour durch die Schweiz während seines Studiums zum Hochbauingenieur seine erste Begegnung mit Bergen hat. Sie haben ihn sofort fasziniert. „Sobald ich den Begriff Alpen einigermaßen kapiert hatte, wollte ich das kennenlernen“, sagt Toni Ney. Als er und Marianne Ney fünf Jahre später heiraten und sie ihre Flitterwochen in den Schweizer Alpen verbringen, wird auch ihr Interesse an den Bergen geweckt und eine gemeinsame Leidenschaft entsteht. Von da an lebt das Ehepaar für drei Jahre in Zürich.

Damit sie gemeinsam ihre Passion ausleben können, treten sie in den Deutschen Alpenverein (DAV) ein und werden eingehend geschult. Sie erzählen, dass sie dort unter anderem lernen, wie man Knoten macht, den Kompass benutzt, Karten liest, richtig am Seil geht und über Gletscherspalten springt. „Bei Schnee sieht man die Spalten nicht“ sagt Marianne Ney und erklärt, dass die Wanderer aufgrund der Spaltensturzgefahr am Seil angebunden gehen müssen. „Man muss auch eine gewisse Fitness und Schwindelfreiheit mitbringen“, ergänzt Toni Ney, der sich selbst auch mit gezielten Gymnastikübungen auf die Bergwanderungen vorbereitet.

Auf ihrer ersten gemeinsamen Bergwanderung finden sie kleine Bergkristalle und einen Großen, die sie als Erinnerung sorgfältig aufbewahren. Darauf folgen weitere Touren, die sie größtenteils zusammen mit ihrer Alpenvereinssektion Bergfreunde Saar unternehmen. In diesen so genannten Familienbergwochen werden mehrere Aktivitäten angeboten. Darunter zählt zum Beispiel eine Gipfelmesse, an der die Eheleute immer freudig teilnehmen. Dabei wird ein Altar eigens auf den Gipfel getragen und aufgebaut, ein Pfarrer verwandelt Fladenbrot und Saarwein in Leib und Blut Christi und es wird gebetet. „Als praktizierende Christen ist das für uns das Höchste“, sagt Toni Ney.

Neben diesen Gruppenreisen fahren sie aber auch jedes Jahr in den Sommerferien mit der Familie in Wanderurlaub. Aber nicht ausschließlich in die Berge. „Wir fahren entweder in die Alpen oder ans Meer, um in nächster Entfernung einen möglichst großen landschaftlich-geografischen Kontrast zu erleben: Berge mit Schnee und das Meer“, erzählt er. Die meisten Reisen zum Bergwandern führen jedoch in den Alpenbereich, abgesehen von einem Urlaub in Großbritannien und zwei Reisen nach Israel, Südjordanien und die Sinai-Halbinseln von Ägypten.

Ihre Familie, die mittlerweile aus vier Kindern, sechs Enkeln und vier Urenkeln besteht, teilen diese Leidenschaft teilweise ebenfalls. Nicht zuletzt, weil ihre älteste Tochter in der Schweiz geboren und mit den Bergen aufgewachsen ist. Insgesamt 25 Mal, davon manchmal auch mit den Kindern, waren sie im Rhein-Quellgebiet unterwegs, woran sie besondere Erinnerungen knüpfen. „Ich hatte einen Blick, das war der schönste Anblick von Natur bis in mein bisheriges Leben“, sagt Toni Ney.

 Gipfelmesse 1996 auf der Madritschspitze (Punta Madriccio) auf etwa 3263 m Höhe

Gipfelmesse 1996 auf der Madritschspitze (Punta Madriccio) auf etwa 3263 m Höhe

Foto: Ney

Heute sind sie im Ruhestand und gehen lieber auf flachem Terrain spazieren. Das Thema Berge liegt aber noch längst nicht auf Eis. Als aktives Mitglied der Saarwellinger Kirchengemeinde St. Blasius hat Toni Ney bereits mehrere Vorträge über sein Leben und die Berge gehalten und auch in den eigenen vier Wänden der Eheleute kommt man an ihrer Leidenschaft nur schwer vorbei. Zwar besteigen sie keine Gipfel mehr, waren jedoch im Juni noch auf der Bergehalde Ensdorf, um auf etwa 359 Höhenmetern vom Saarpolygon in die Ferne zu blicken.

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