Saarwellingen wappnet sich mit Defibrillatoren gegen den Herztod

Seit zwei Jahren verfügt die Gemeinde Saarwellingen über elf so genannte Automatische externe Defibrillatoren (AED). 2013 wurde nachgerüstet, sechs weitere Geräte wurden angeschafft. Insgesamt hat die Gemeinde rund 17 000 Euro investiert. Die Geräte hängen unter anderem in allen Fest- und Sporthallen, Schulen, im Schwimmbad und im Rathaus. SZ-Redakteurin Laura Blatter sprach mit Günther Puhl, Behindertenbeauftragter der Gemeinde, der an dem Projekt mitgewirkt hat.

Vor zwei Jahren hat die Gemeinde Defibrillatoren angeschafft. Welche Überlegung stand dahinter?

Günther Puhl: Wir haben zunehmend ältere Menschen, ob das im öffentlichen Bereich ist oder bei Sportveranstaltungen. Das System Herz-Kreislauf ist eines der wichtigsten des Menschen. Wenn jemand Herzkammerflimmern hat, dann zählt jede Minute. Der Notarzt braucht im Durchschnitt zehn Minuten, bis er vor Ort ist. Da ist die Überlebenschance aber schon etwa gleich null. Daher die Überlegung: Gibt es eine Möglichkeit, schneller zu helfen? Und da haben wir mit dem AED ein System, das einen Elektroschock aufs Herz gibt, der Leben retten kann und für dessen Anwendung man keinen Arzt braucht.

Wer kann die Geräte bedienen? Braucht man dazu eine Schulung?

Puhl: Vom Grundsatz her braucht man keinen Mediziner. Ein Laie, der in das Gerät eingeführt wurde, kann es bedienen (Sprachverständigung). Außerdem sollte er die Fähigkeit besitzen, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung zu machen. Wir haben eine Reihe von Leuten, darunter die Übungsleiter in den Sportvereinen, Gemeindemitarbeiter und Schulhausmeister, geschult. Dazu gab's eine medizinische Grundinformation über das Herz.

Die Geräte sind vor allem in Sport- und Festhallen der Gemeinde untergebracht. Wieso?

Puhl: Wir haben die Geräte dort installiert, wo großer Publikumsverkehr stattfindet. Insbesondere dort, wo viele ältere Menschen zusammenkommen oder wo Sport gemacht wird, das heißt, wo die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Vorfälle höher ist. Auch Kinder können solche Beschwerden haben, deshalb wurden auch die Schulen ausgestattet.

Eine kleine Zwischenbilanz: Sind die Geräte bereits zum Einsatz gekommen? Was hat sich durch diese Investition verändert?

Puhl: Gott sei Dank haben wir in Saarwellingen noch keinen Fall gehabt, bei dem wir den Defi anwenden mussten. Aber man kann nicht sagen, dass so etwas nicht passieren kann. Rein statistisch gibt es in unserer Gemeinde pro Jahr 40 Menschen, die eine Neuerkrankung am Herzen haben. Davon ist der Hälfte nicht mehr zu helfen. Von den verbleibenden 20 könnte man statistisch zwei bis drei mit einem Defibrillator retten. Mit unseren Geräten schaffen wir an unseren Veranstaltungsorten die Möglichkeit, innerhalb von drei bis fünf Minuten helfen zu können. Mit den 17 Defibrillatoren hat die Gemeinde Saarwellingen mal wirklich in ihre Bewohner investiert.

17 000 Euro und die Dinger hängen seit zwei Jahren nur in der Ecke, würde da vielleicht ein Kritiker sagen. Und hinzufügen: Das rechnet sich doch nicht!

Doch, Hand aufs Herz: Kann man die Möglichkeit Leben zu retten mit Geld aufwiegen? Nein! Alleine zu wissen, dass es einen elektronischen Lebensretter in allen öffentlichen Gemeinde-Einrichtungen gibt, vermittelt doch schon ein Stück Sicherheit. Denn sollte es mal hart auf hart kommen, dann kann ein solches Gerät Leben retten. Gegen ein kostbares Menschenleben sind 1000 Euro pro Gerät doch Peanuts. Und profitieren könnte im Notfall jeder von uns.

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