Prominenter Saarländer Saarwellinger Regisseur glänzt in Bayreuth

Saarwellingen · Als einziger Regieassistent ohne Bart musste Andreas Rosar statt der verletzten Sängerin als Brünnhilde auf der Bühne stehen.

 Zwei Saarländer in Bayreuth: Andreas Rosar (rechts) mit Christoph Lauer aus Nalbach (Tenor), beide noch in Kostüm und Maske nach dem zweiten Akt im Bühnenbild der Götterdämmerung. Lauer stammt aus Nalbach, ist Chorvorstand an der Staatsoper Berlin und seit vielen Jahren Mitglied des Bayreuther Festspielchores.

Zwei Saarländer in Bayreuth: Andreas Rosar (rechts) mit Christoph Lauer aus Nalbach (Tenor), beide noch in Kostüm und Maske nach dem zweiten Akt im Bühnenbild der Götterdämmerung. Lauer stammt aus Nalbach, ist Chorvorstand an der Staatsoper Berlin und seit vielen Jahren Mitglied des Bayreuther Festspielchores.

Foto: Andreas Rosar

Mit einem Mal ist Andreas Rosar berühmt: Bei den Bayreuther Festspielen, wo er seit Jahren in der Regie tätig ist, musste er Woche plötzlich auf der Bühne einspringen – für die weibliche Hauptrolle der Brünnhilde in der „Götterdämmerung“. Die Opernsängerin Catherine Foster hatte sich während der Aufführung verletzt, sie konnte zwar noch singen, aber musste am Bühnenrand sitzen. Mimisch vertreten wurde sie auf die Schnelle von einem der drei Regieassistenten, die das Stück in- und auswendig kennen, und zwar vom einzigen Mann ohne Bart: Andreas Rosar. Er machte seine Sache wohl sehr gut, das Ensemble erhielt am Ende einen halbstündigen Applaus. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung stand der 36-Jährige, der aus Saarwellingen stammt, unversehens im Medienrummel.

Im goldenen Glitzerkleid, mit Perücke und viel Schminke den notwendigen Ernst zu bewahren und vor dem Publikum aus 2000 Leuten nicht ins Komische abzudriften, das war schon eine Herausforderung, gibt Rosar zu. Die Festspiele haben schließlich einen hohen künstlerischen Anspruch. Aber der Auftritt gelang, und Rosar verschaffte mit vollem Ernst der letzten Vorstellung der „Götterdämmerung“, dem großen Finale, „einen absurden Höhepunkt“, über den er selbst immer noch den Kopf schütteln muss.

Denn die Spielleitung liegt Rosar eigentlich näher. 2000 hat er sein Abitur am Albert-Schweizer-Gymnasium Dillingen gemacht, danach studierte er Germanistik, Philosophie und Theologie. Dass er einmal am Theater arbeiten würde, wusste er schon als Schüler. „Das Theater war das Ziel, Theologie war der Weg“, beschreibt er. Schon während des „grundständigen Studiums“ machte er Praktika und Hospitanzen an verschiedenen Häusern, nach dem Diplom landete er vorübergehend wieder im Saarland, mit einem Engagement am Staatstheater. Dann zog es ihn doch fort, in die Schweiz diesmal; in Biel, einer „konsequent zweisprachigen Stadt, das reizte mich“, lebt er immer noch.

Regelrechte „Erweckungserlebnisse“ durch andere hatte Rosar in jungen Jahren, erinnert er sich, die die Liebe zum Theater, zur Oper, zur Musik entfacht haben: „Es waren immer Menschen, die mit Leidenschaft dabei waren und mich ansteckten“, beschreibt er. So wie sein früherer Musiklehrer Franz Neidhöfer mit seinem Kammerchor, der Rosar und seinen besten Freund Michael Müller, heute Tenor an der Oper Kiel, „mit seiner Begeisterung missionierte“. Auch Johannes Racke, ehemaliger Organist in Rosars Heimatpfarrei St. Blasius, habe ihn „als künstlerische Persönlichkeit tief beeindruckt“, erklärt er. Das erste Mal auf der Bühne stand Rosar übrigens beim Pantomimen Jomi.

Seit seiner Jugend war Rosar glühender Wagner-Fan, so erfüllte sich 2009 für ihn ein Traum: Er wurde Spielleiter bei den Bayreuther Festspielen. Seitdem hat er immer seinen Sommer für die Festspiel-Saison freigehalten. Obwohl er inzwischen selbst als junger Regisseur einen Namen hat, macht er für die berühmten Festspiele gerne eine Ausnahme und agiert dort als Assistenz. An Bayreuth schätzt er die „unaufgeregte, kollegiale Atmosphäre“. Die half ihm auch, den Schock zu verdauen, dass er plötzlich als Brünnhilde gut drei Stunden, über zwei Akte, auf der Bühne überbrücken musste. Für Nervosität blieb dabei kaum Raum, berichtet er, und alle Kollegen, von Maske, Kostüm und Requisite über Sänger bis zum Chor, hätten ihn unterstützt.

Nächsten Sommer ist er leider nicht dabei, bedauert er: Dafür hat er eine eigene Inszenierung, die Händel-Oper „Rinaldo“ auf einem kleinen Barock-Festival in den Walliser Alpen. Zu dem Ort Brig hat Rosar einen emotionalen Bezug: „Der erste Familienurlaub, an den ich mich bewusst erinnere, führte in dieses Schloss, ich hatte immer diesen wunderschönen Innenhof in Erinnerung, das hat mich als Kind tief beeindruckt.“ Weil er „einen ausgeprägten Saar-Patriotismus“ pflege, schmunzelt Rosar, der nie ohne mehrere Ringel Lyoner in die Schweiz zurückreist und dessen Heimaturlaube vollgestopft mit Besuchen von Verwandten und Freunden sind, kann sich gut vorstellen, irgendwann wieder im Saarland zu leben und zu arbeiten. Bis dahin zieht es ihn aber schon in die Nähe: Im Dezember beginnen Proben für seine Inszenierung der Oper „Il matrimonio segreto“ von Domenico Cimarosa am Theater Trier.

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