Ärger um Wildschweine in Saarwellingen Runder Tisch wegen Wildschweinen

Saarwellingen · Bürger in Saarwelligen fordern Lösungen von der Gemeindverwaltung.

 Immer mehr Wildschweine kommen in menschliche Siedlungen, auch in Saarwellingen.

Immer mehr Wildschweine kommen in menschliche Siedlungen, auch in Saarwellingen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Viel Ärger füllte am Donnerstagabend den Sitzungssaal im Alten Rathaus Saarwellingen. Den geballten Frust hatten an die 30 Bürgerinnen und Bürger mitgebracht. Sie leiden seit Jahren verstärkt unter Wildschweinen, die den Rasen durchwühlen und auch mal bis zur Terrasse kommen.

Die Handvoll Tagesordnungspunkte der öffentlichen Sitzung bewältigt der Gemeinderat sonst in 20 bis 30 Minuten. Aber allein das Thema Wildschwein dauerte etwa eineinhalb Stunden. Eine ältere Frau forderte gleich zu Beginn, dass der Rat „nicht mit Wischi-Waschi“ antworten solle, sondern „mit klaren Worten“. Andere fühlten sich „allein gelassen“ und verlangten „eine Lösung“. Eine Frau wunderte sich mit „da stimmt doch irgendwas nicht“ über die hohe Anzahl an Wildschweinen. Das habe es früher nicht gegeben.

Die Vorschläge gegen die Plagegeister reichten von Treibjagden über spezielle Stadtjäger bis zu Verhütungsmitteln für Eber sowie Giftköder. Das Problem mit Wildschweinen in Saarwellingen hatte die SPD-Fraktion mit Antrag von Oktober auf die Tagesordnung gebracht. Ärger mit den Schweinen haben die Bürger jedoch schon seit Jahren. Die Population wachse jährlich um bis zu 400 Prozent, schätzten anwesende Jäger. Trotz ziemlich hoher Abschusszahlen.

Es stelle sich aber auch die Frage, wohin mit dem ganzen Fleisch? Die Tiere befänden sich unmittelbar an Wohngebieten, stellte der SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Weirich eine grundlegende Schwierigkeit dar. Das seien befriedete Bereiche, in denen nicht geschossen werden dürfe. „Also, was tun?“ Als Beispiel brachte er die ostdeutsche Stadt Bitterfeld. Dort gebe es das erfolgreiche Modell eines Stadtjägers, der die Wildschweinplage in den Griff bekommen habe. Nicht erwähnt wurde, dass laut Mitteldeutscher Zeitung vom 3. Oktober 2016 die Wildschweine in umliegende Ortsteile ausgewichen sind. Wer schieße, trage das Risiko, machten anwesende Jäger deutlich. Und wer hafte, wenn ein Querschläger im Wohnzimmer lande? Treibjagden erforderten einen hohen Aufwand mit Absperrungen und Kontrollen. Das Ergebnis sei dann aber überwiegend dürftig. Andererseits sorge der Mensch für Unruhe im Wald, was die Schweine von dort vertreibe. In Wohnbereichen wiederum lockten Komposthaufen und eiweißreiche Engerlinge unter dem Rasen. Dazu kämen verwilderte Bereiche im Saarwellinger Zentrum, was den Tieren guten Unterschlupf biete.

Lösungen gab es am Donnerstag nicht, um der Wildschweinplage Herr zu werden. Schließlich einigte sich der Rat geschlossen, einen runden Tisch einzuberufen. Daran sollen obere Jagdaufsicht und Umweltministerium darstellen, was konkret möglich wäre. In gewohnter Zügigkeit beschloss der Rat einstimmig die weiteren Tagesordnungspunkte. Demnach installiert die Gemeinde im Namen des Landesbetriebes für Straßenbau, LfS, eine Beleuchtungsanlage auf dem Mitfahrerparkplatz an der A 8, Anschlussstelle Saarwellingen. Die Bruttokosten in Höhe von 35 640,50 Euro übernimmt der LfS. Die Gemeinde erhält für ihre Aufwendungen eine Pauschale von drei Prozent auf die Nettobaukosten.

Zu den weiteren Beschlüssen gehörte die Festsetzung eines Wasserschutzgebietes und die Erweiterung des Untersuchungsbereiches im Sanierungsgebiet Ortszentrum Saarwellingen. Bei Letzterem wird die Bahnhofstraße bis zum Römerpark eingebunden. Dieser Beschluss ist eine der Grundlagen für die 4. Fortschreibung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes, ISEK, im Zentrum von Saarwellingen. Auch diese wurde einstimmig beschlossen.

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