RAG hilft Saarwellingen bei Leitbild

Saarwellingen. Das letzte Kapitel des Bergbaus im Saarland und das erste Kapitel der Zukunft Saarwellingens schreiben die Gemeinde und die RAG Deutsche Steinkohle gemeinsam

Saarwellingen. Das letzte Kapitel des Bergbaus im Saarland und das erste Kapitel der Zukunft Saarwellingens schreiben die Gemeinde und die RAG Deutsche Steinkohle gemeinsam. Während sie sich im laufenden Genehmigungsverfahren für den Kohleabbau unter Reisbach konträr gegenüber stehen, haben Rathausspitze und Konzernführung eine Kooperation geschlossen, die bis weit in die Nach-Kohle-Ära tragen soll. "Zehn bis 15 Jahre", kündigte Bürgermeister Michael Philippi gestern bei der Vorstellung im Leo-Grünfeld-Haus an. "Viele Kommunen erarbeiten ein Integriertes Gemeinde-Entwicklungskonzept (Geko), wir sind in der komfortablen Lage, für einen Teil davon einen Partner zu haben."

Nach dem Rekordbeben vom 23. Februar 2008 durch den Bergbau in der Primsmulde hatte die RAG in Absprache mit der Gemeindeverwaltung das Bottroper Planungsbüro Drecker beauftragt, ein Leitbild für Saarwellingen zu erstellen, um Perspektiven nach dem Ende der Kohleförderung spätestens Mitte 2012 zu erhalten. Die parallelen Geko-Bestrebungen werden nun vernetzt. "Alle Kommunen stehen vor riesigen Aufgaben. Die können sie nicht mehr alleine meistern, sondern brauchen dafür eine abgestimmte Strategie", sagte Peter Fischer, RAG-Zentralbereichsleiter für Raumordnung und Landesplanung, der das Engagement zusammen mit Friedrich Breinig, Direktor des Bergwerks Saar, erläuterte. Dabei will sich das Unternehmen in Workshops mit Vereinsgemeinschaften, Gewerbeverbänden, Umweltorganisationen und Ministerien vor allem um die Fragen von Landschaft, Naherholung und Tourismus kümmern, denn: "Wir verändern durch Bergsenkungen die Naturlandschaft, in der Regel unumkehrbar und oft zuerst einmal negativ", räumte Fischer ein. "Wir wollen zeigen, wie Gemeindeentwicklung, Industrie, Wirtschaft und Bürger dennoch miteinander zu verbinden sind." Da die Senkungen auch nach Abbauende noch zwei Jahre, in manchen Bereichen auch drei bis fünf Jahre aufträten, wolle sich die RAG längerfristig beteiligen. "Wir schmeißen hier kein Geld raus, sondern sind uns unserer besonderen Verantwortung bewusst", so Fischer.

Die Mitarbeit der RAG am Leitbild einer Gemeinde ist ein Novum im Saarland. Der Konzern hat aber in Nordrhein-Westfalen Erfahrungen gesammelt im Umfeld des Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop. "Seit 2001 setzen wir dort Projekte um, zum Beispiel den naturnahen Umbau von Bächen, und prüfen mit einem Monitoring deren Erfolg. Für Saarwellingen könne das unter anderem bedeuten, die Auswirkungen der Bergsenkungen auf den Ellbach zu beobachten und ihnen entgegenzuwirken.

Für Geko hat Saarwellingen zudem die Völklinger Firma Agsta-Umwelt hinzugezogen, die sich vorrangig mit den Bereichen Städtebau und Wohnen, soziale Infrastruktur, lokale Wirtschaft sowie technische Infrastruktur und Verkehr befasst. Für Agsta skizzierte Hans Walter Trapp das Vorgehen: Binnen eines Jahres soll auf der Basis einer Stärken- und Schwächen-Analyse unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung zusammen mit den Bürgern ein Leitbild entworfen werden. Daraus seien Entwicklungsziele und ein räumliches Entwicklungskonzept abzuleiten. Für die erste Objektplanung veranschlagt er ein halbes Jahr, so könne die Umsetzung bereits Ende 2010 beginnen. Leitprojekte seien die bereits diskutierte Umgestaltung der Breitwies und der Bahnhofstraße. Für das Konzept rechnet Bürgermeister Philippi (Fotos: SZ) mit Kosten von etwa 75 000 Euro. Das Land gewährt dafür Zuschüsse.

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