Partnerschaft bedeutet eine Kultur des Dialogs

Saarwellingen · „Vive l'Europe!“, rief Edith Guegneau in den Saarwellinger Festsaal hinein. Die Bürgermeisterin von Bourbon-Lancy sowie ihre Kollegin Miloslava Becherová aus dem tschechischen Stochov nahmen an einem Festakt zu Feier der Saarwellinger Städtepartnerschaften teil.

 Am Samstag feierten Gäste aus drei Nationen ihre Städtepartnerschaft in der Saarwellinger Festhalle (von links): Michael Philippi, Miloslava Becherová und Marie Edith Guegneau. Foto: Bodwing

Am Samstag feierten Gäste aus drei Nationen ihre Städtepartnerschaft in der Saarwellinger Festhalle (von links): Michael Philippi, Miloslava Becherová und Marie Edith Guegneau. Foto: Bodwing

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"Städtepartnerschaften sind Kinder der jüngeren Geschichte", erinnerte Saarwellingens Bürgermeister Michael Philippi an eine Folge des Mauerfalls 1989. Aus den nachfolgenden Möglichkeiten habe sich eine Kultur des Dialogs zwischen Städten ergeben. Anlass seiner Rede waren die Partnerschaften mit dem französischen Bourbon-Lancy sowie mit Stochov in der Tschechischen Republik. 26 Jahre sind es mittlerweile mit Bourbon-Lancy. Das 25-jährige Jubiläum wurde im vergangenen Jahr in Frankreich gefeiert. Nun folgte der Festakt in Saarwellingen . Gleichzeitig durfte auch die zehnjährige Partnerschaft mit Stochov begangen werden.

"Eine zusätzliche Bedeutung" bekämen diese Verbindungen vor dem Hintergrund aktueller Probleme der EU, sagte Philippi. Denn "ein vereintes Europa kann nicht von oben diktiert werden, sondern muss von unten wachsen". Erste Kontakte zwischen Saarwellingen und Bourbon-Lancy hat es 1988 gegeben, berichtete Bürgermeisterin Edith Guegneau. 1990 folgte die Unterzeichnung der Partnerschaft. Jährlich fänden mehr als zehn Treffen statt, viele davon auf Vereinsebene.

Diese Partnerschaft stehe unter dem Einfluss von Adenauer und De Gaulle. Trotz der schwierigen Gegenwart Europas solle mit Brüderlichkeit und Menschlichkeit weitergemacht werden, forderte sie. "Es lebe die Partnerschaft, es lebe die deutsch-französische Freundschaft", rief Guegneau in den Saal. "Vive l'Europe!"

An frühe Kontakte zwischen Saarwellingen und Stochov erinnerte deren Bürgermeisterin Miloslava Becherová. Schon Anfang der 1990er Jahre sei sie in die Gemeinde gekommen. Aus persönlichen Kontakten hätte sich eine Partnerschaft entwickelt, die 2006 besiegelte wurde. Die Partnerschaft mit Bourbon-Lancy hatte Philippi als Sachbearbeiter begleitet, bei der Beziehung zu Stochov agierte er bereits als Bürgermeister. Bourbon-Lancy ist rund 380 Kilometer Luftlinie von Saarwellingen entfernt. Es liegt etwa 120 Kilometer südwestlich von Dijon und hat um die 5100 Einwohner.

Stochov ist etwa 520 Kilometer Luftlinie entfernt und liegt etwa 30 Kilometer westlich der tschechischen Hauptstadt Prag. Dort sind es rund 5500 Einwohner.

Meinung:

Eben doch was Besonderes

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Vor nicht langer Zeit. Ein Partnerschaftsjubiläum, die Kollegin schlägt vor, einen Kommentar dazu zu schreiben. Die Botschaft so in etwa: "Schön, wie sich das entwickelt hat." "Langweilig", sagen die Kollegen. "Das kannst du dann ungefähr einmal im Quartal schreiben." Wie in so vielen Bereichen nehmen wir hier Gutes selbstverständlich. Gewohnheit verstellt so oft den Blick auf Wertvolles. Wie wertvoll es ist, begreifen wir erst, wenn wir es vermissen. Partnerschaften nach Frankreich, nach Tschechien oder, wie sie andere Kommunen pflegen, nach Italien, Polen oder andere Länder sind eben doch etwas Besonderes! Wir sind so sehr Europa, dass wir vergessen könnten, dafür zu kämpfen. Es braucht keinen Brexit, um das zu belegen.

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