Nalbachs Alter Bahnhof kommt morgen unter den Hammer

Nalbach. Das ehemalige Nalbacher Bahnhofsgebäude kommt unter den Hammer. Am Donnerstag, 4. September, 14 Uhr, soll das schrill gelb verputzte Haus in der Nalbacher Eisenbahnstraße im Lebacher Amtsgericht zwangsversteigert werden. Bis vor wenigen Jahren wurde in dem über 100 Jahre alten Gebäude eine Gaststätte mit Bar betrieben

Nalbach. Das ehemalige Nalbacher Bahnhofsgebäude kommt unter den Hammer. Am Donnerstag, 4. September, 14 Uhr, soll das schrill gelb verputzte Haus in der Nalbacher Eisenbahnstraße im Lebacher Amtsgericht zwangsversteigert werden. Bis vor wenigen Jahren wurde in dem über 100 Jahre alten Gebäude eine Gaststätte mit Bar betrieben. Mehr als 20 Jahre lang sorgte die Rotlichtszene in der Bar immer wieder für Gesprächsstoff in Nalbach und Umgebung. In den Anfangszeiten der zweifelhaften Bar witzelten Einheimische gar vom ersten "Puff mit Gleisanschluss, in dem eisenbahnunüblicher Verkehr abgewickelt werde". Wegen Nichteinhaltung behördlicher Auflagen mussten frühere Nalbacher Bürgermeister dem bunten Treiben am Bahnhof mehrmals Einhalt gebieten und den Barbetrieb zeitweise sogar einstellen lassen. In der Tat hat das jetzt zur Zwangsversteigerung anstehende gelbe Haus eine schillernde Geschichte hinter sich. 1901 zur Inbetriebnahme der Primstaleisenbahn erbaut, diente der damals noch rote Backsteinbau bis 1980 als Bahnhof. Kurios, obwohl der Bahnhof auf Saarwellinger Gebiet lag, hieß er bis 1951 "Nalbach". Erst 1951 wurde die Station in Bahnhof Saarwellingen-Nalbach umbenannt. Letztendlich hat der heutige Nalbacher Ortsteil "Bahnhof" seine Entstehung der Eisenbahn zu verdanken. Immer mehr Menschen siedelten sich in dem Gebiet zwischen Prims und Bahnkörper an. Es waren vor allem Bergleute und Hüttenarbeiter, die in früheren Zeiten mit der Bahn zwischen Arbeitsstelle und Wohnort pendelten. Zu dieser Zeit gab es zwischen den benachbarten Gemeinden Nalbach und Saarwellingen immer wieder Zwist, wem der Ortsteil Bahnhof tatsächlich zustehe. Erst mit der kommunalen Gebietsreform im Jahr 1974 bekam Nalbach den endgültigen Zuschlag. Durch die Eingemeindung des Ortsteiles Bahnhof stieg die Einwohnerzahl der Primstalgemeinde immerhin um 444 Einwohner. Gerede im OrtMit der Einstellung des planmäßigen Reisezugbetriebes auf der Primstalbahn im Juni 1980 verkaufte die damalige Bundesbahn das Nalbacher Bahnhofsgebäude an einen privaten Investor. Dieser baute das frühere Bahngebäude zu einer Gaststätte mit Barbetrieb um. So führte der Rückzug der Eisenbahn zu einem neuen Gewerbe. Die Rotlichtszene in der Nalbacher Eisenbahnstraße war geboren und sorgte fortan immer wieder für viel Spekulationen und Gerede im Ort. Sonderlich einträglich schien der unmittelbar neben den Gleisen und Prellböcken gelegene "Nalbacher Puff" nicht gewesen zu sein. Die Namen der Besitzer wie auch der Bar wechselten immer wieder. Zuletzt konnte der Eigentümer des Gebäudes offenbar die ganze Immobilie nicht mehr halten. Der angesetzte Versteigerungstermin wird zeigen, ob die jüngste Tradition des Nalbacher Bahnhofs fortgesetzt oder vielleicht eine neue Seite in der Geschichte des einstigen Bahngebäudes aufgeschlagen wird.

 Reger Verkehr herrschte nach Ende des Eisenbahnbetriebs im Bahnhofsgebäude noch durch das älteste Gewerbe der Welt. Foto: Lorig

Reger Verkehr herrschte nach Ende des Eisenbahnbetriebs im Bahnhofsgebäude noch durch das älteste Gewerbe der Welt. Foto: Lorig

Auf einen BlickDen Wert des Objekts, das versteigert wird, schätzen Gutachter auf 127000 Euro. Da bei einem ersten Versteigerungstermin kein Gebot abgegeben wurde, gilt auch diesmal, dass das Gericht unter 50 Prozent des Schätzwertes keinen Zuschlag erteilten darf. Gläubiger könnten sogar auf 70 Prozent bestehen.Das Grundstück hat 393 Quadratmeter laut Bekanntmachung des Amtsgerichts Lebach. Das Gebäude des Alten Bahnhofs hat im Parterre 73 Quadratmeter, davon 51 für den Schankraum der Gastwirtschaft. In der ersten Etage stehen 64 Quadratmeter zur Verfügung, davon entfallen neben Sanitäranlagen und Küche auf die drei Zimmer rund elf, 13 und 15 Quadratmeter. Das Dachgeschoss verfügt über 49 Quadratmeter, davon 33 für einen kombinierten Wohn-, Ess-, Schlafraum. kni

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