Konzert Ein Konzert wie eine Achterbahnfahrt

Saarwellingen · Es war keine leichte Kost, die der Musikverein 1891 Harmonie Saarwellingen den Zuhörern bot. Doch das Programm begeisterte.

 Aufrüttelnd, sanft und mitreißend war das Konzert von Harmonie Saarwellingen unter Leitung von Pierre Petit.

Aufrüttelnd, sanft und mitreißend war das Konzert von Harmonie Saarwellingen unter Leitung von Pierre Petit.

Foto: Johannes A. Bodwing

Einen Abend, der Fernsehmonotonie und Musikkonserven vergessen ließ, präsentierte 1891 Harmonie am Sonntag. Der Saarwellinger Musikverein zog grob geschätzt um die 400 Zuhörer in seinen Bann.

Eine gewagte Gratwanderung war das Programm im ersten Teil. Nicht weichgespült und auf Applaus bedacht, sondern mehrfach hart und mit emotionalen Eindrücken der dunklen menschlichen Seite. Den Anfang machte das noch verspielte „Wind Racers“. Ein kleines Thema, variiert wie ein Rennen durch die Lüfte.

„Zum ersten Mal spielen wir in einem Konzert Ballettmusik“, sagte Moderator Achim Strieder über das nachfolgende „Appalachian Spring“. Dann begann die emotionale Achterbahn. „Mars the bringer of war“ aus Gustav Holsts Suite „Die Planeten“ brachte den unerbittlichen Gang des Krieges zum Ausdruck. Der treibende Grundrhythmus der Klarinetten steigerte sich in stakkatoartige Bläsersätze, bis hin zu einer brachialen Klangwelt auf dem Weg in den Abgrund.

Friedlich und geborgen folgte das Wiegenlied „Seal Lullaby“. Geprägt von wiegender Melodieführung und weichen Übergängen zwischen Solo-Instrumenten und Orchester. Die Sanftheit dieser Musik noch im Ohr preschte das Orchester schon in die Schlacht an der Somme im Jahre 1916. Mit Anklängen einer sinfonischen Dichtung formten die Instrumente bei „Fields of Honour“ die Gnadenlosigkeit dieser Menschenmühle. Krachende Pauken, einsame Querflöte und schrille, von Dissonanzen durchsetzte Trompeten und Posaunen bildeten eine Kombination aus drastischem Facettenreichtum und grandios gespielter Klangvielfalt.

Die 55 Musikerinnen und Musiker von „Harmonie“ unter Leitung von Pierre Petit holten aufrüttelnde Eindrücke aus den Kompositionen des Programms, aber auch liebevolle Sequenzen und charakteristische Details. Bei einer Reise zum Ende der Welt (Voyage to the end of the earth) kreischten Möwen in der Halle, plätscherten Wellen und ratterten Taue eines Segelschiffes.

Mit dumpfen Klängen durchsetzt erweckte das Orchester einen Kampf gegen Riesen in der Steiermark zum Leben. Die Komposition „Afterlife“ stellte musikalisch die Frage in den Raum, wie es nach dem Leben weitergeht, „Sevens“ schließlich war verwoben mit Jazzelementen und Bigband-Sound.

Nach zwei Stunden hob die „Harmonie“ zum stimmungsvollen „Fliegermarsch“ ab. „Ich hoffe, es hat ihnen gefallen“, sagte der Vorsitzende, Jochen Klos, und wieder brandete kräftiger Applaus durch die Halle. Abschließend verwies Klos auf ein Konzert im nächsten Frühjahr. „Der kleine Prinz“ kommt dann als Erzählung mit Musik zur Aufführung.

Als Zugaben spielte das Orchester Hits der stilistisch vielfältigen Band „Kool & the Gang“. Den Schlusspunkt eines grandiosen Abends setzten sie mit dem „Steigerlied“.

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