Kerzen und ein Trauerflor

Schwarzenholz · Familie Leinenbach in Schwarzenholz musste nach einem Nachbarschaftsstreit Bäume fällen lassen. Nun bringt die Familie in ihrem Vorgarten mit Plakaten, einer Baumspitze mit Trauerflor und Kerzen ihre Trauer um die Bäume zum Ausdruck.

 Der Vorgarten von Familie Leinenbach in Schwarzenholz ist zu einem Mahnmal geworden.

Der Vorgarten von Familie Leinenbach in Schwarzenholz ist zu einem Mahnmal geworden.

 Im Garten der Leinenbachs stehen nur noch Baumstümpfe. Dahinter sind die Bäume des Nachbarn zu sehen. Fotos: Carolin Merkel

Im Garten der Leinenbachs stehen nur noch Baumstümpfe. Dahinter sind die Bäume des Nachbarn zu sehen. Fotos: Carolin Merkel

"Wir sehen das nicht als Provokation, wir trauern um unsere Bäume und bringen dies so zum Ausdruck", erklärt Claudia Leinenbach aus Schwarzenholz . Eine Woche ist es nun her, dass die Bäume in ihrem Garten hinter dem Haus gefällt wurden (wir haben berichtet). Und noch immer bereitet der "Naturmord", wie das Ehepaar den Radikalschlag im Garten bezeichnet, ihr und ihrem Mann schlaflose Nächte.

Ganz spontan ist den beiden am Freitag vergangener Woche die Idee gekommen, die letzte der 31 Fichten , die nach einem Urteil des OLG in einem Nachbarschaftsstreit weichen mussten, nicht abtransportieren zu lassen, sondern damit ein Mahnmal zu gestalten. Nun steht die etwa zwei Meter große Spitze mitten im Vorgarten, dekoriert mit Trauerflor. Daneben fragen die Leinenbachs auf großen Schildern nach der Gerechtigkeit.

"Es geht uns ganz klar um Gerechtigkeit. Warum mussten 31 Fichten , dazu alter Obstbaumbestand und noch einige Laubbäume einfach sterben?", fragt Claudia Leinenbach. Sie schaut nicht mehr gerne in ihren Garten , "es ist einfach alles zerstört", sagt sie.

Die beiden haben inzwischen auf ihre Aktion im Vorgarten, die mit einer großen Kopie des Berichts aus der Saarbrücker Zeitung sowie einem Schild, das von "Naturmord an 30 Bäumen" spricht, viel Resonanz erhalten. So haben sich zu den Grablichtern, die Claudia Leinenbach aufgestellt hat, einige weitere gesellt, "im Dorf spricht sich rum, was im Wallenborn (Name der Gemarkung bei den Einheimischen) passiert ist", sagt sie. Auch bei Facebook gibt es sowohl auf der Seite der Lokalredaktion Saarlouis als auch auf der von Hans-Georg Leinenbach etliche Kommentare, die von einem "unfassbaren Urteil" sprechen.

Leinenbachs trauern um die zerstörte Natur, die, wie sie betonen, auf den ersten Blick von der Straße gar nicht zu sehen ist. Nach dem Gerichtsurteil durften die Bäume vor der Garage stehen bleiben, betroffen von der Fällaktion war der Baumbestand hinter dem Haus. "Auch deshalb gehen wir mit unserem Vorgarten an die Öffentlichkeit und zeigen unsere Trauer um die zerstörte Natur."

Angefangen hatte der Streit unter Nachbarn bereits vor gut sechs Jahren, damals wurden beide Parteien zum Schiedsmann Ralf Porzel bestellt. "Gerade bei solchen Streitigkeiten unter Nachbarn ist der Schiedsmann die erste Anlaufstelle, erst wenn die Schlichtung hier fehlschlägt, kann eine der Parteien überhaupt zum Gericht gehen", erläutert Porzel, der betont, dass bei Schiedsverfahren die Freiwilligkeit oberste Priorität hat.

Auch im Falle des Streits, bei dem Familie Leinenbach involviert war, versuchte Porzel zu schlichten. "Doch es ist gar nicht so selten, dass es nicht gelingt", sagt er und berichtet von einer Erfolgsquote von gut 50 Prozent. "Wenn man sich beim Schiedsmann einigt, dann erhalten die Parteien eine Beurkundung des Vergleichs und müssen den Inhalt auch erfüllen", betont er.

Porzel rät in jedem Fall zur Schriftlichkeit. "Man sollte seinen Nachbarn immer schriftlich auffordern, dann hat man einen Beleg. Ansonsten kann man nicht beweisen, dass man schon seit Jahren mündlich um etwas gebeten hat", sagt er. Allzu häufig, auch das betont er, wird der Schiedsmann in Schwarzenholz nicht gebraucht, "es handelt sich etwa um fünf Fälle im Jahr", sagt er.

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