Kalter April verdirbt Obsternte

Saarlouis · Kirschbäume erkennt man diesen Sommer nur an den Blättern, Früchte hängen im Landkreis keine dran. Bei Aprikose, Apfel, Pfirsich und Birne sieht die Ernte ähnlich schlecht aus. Es war in der Blütezeit zu kalt. Besser haben es die Gemüse verkraftet.

 Mangelware in diesem Jahr: heimische Kirschen. Foto: dpa/ini

Mangelware in diesem Jahr: heimische Kirschen. Foto: dpa/ini

Saarlouis. Wasser in Mengen ist gut, auch über dosierte Sonneneinstrahlung freuen sich Erdbeere, Salatkopf und Kirsche. Doch davon gab es in dieser Saison weder das eine noch das andere im rechten Maß. Vor allem hat es die Obsternte im Landkreis getroffen.Christian Latz, Geschäftsführer der Latz Obstplantage in Saarwellingen, ist seit 25 Jahren im Geschäft mit Früchten. Die Ernte von Kirschen, Aprikosen und Pfirsichen ist auf der Plantage, die an einem Süd-Südwesthang des Hoxberg liegt, praktisch ausgefallen. An 50 Pfirsichbäumen hängen statt der üblichen 200 Kilo nur fünf. Äpfel und Birnen gebe es ganz wenig, Mirabellen immerhin einige. Die Obsternte insgesamt bezeichnet Latz als "wirklich schlecht, ich schätze die Einbußen auf 80 Prozent."

Grund war eine Frostnacht im April in Verbindung mit zwei kalten, sich anschließenden, Wochen. Die meisten Blüten sind erfroren, da half es Latz auch nichts, extra Wildbienen einzusetzen: "Wildbienen fliegen bei niedrigeren Temperaturen als Honigbienen, aber selbst die sind nicht geflogen."

Den Supermarktkunden werde die schlechte Ernte im Landkreis kaum auffallen, auch für seinen Laden werde besonders italienisches und französisches Obst eingekauft. Denn über Preiserhöhung kann Latz den Verlust nicht auffangen. "Da bleibt nur der Weg zur Bank und zum Überbrückungsdarlehen", sagt er. Er hofft auf eine gute Ernte im nächsten Jahr. 2003 sei es ähnlich schlecht gelaufen. "Alle etwa zehn Jahre gibt es so komische Wetterkonstellationen", sagt Latz.

Ausfall bei Salat

Klemens Morguet, Geschäftsführer der Lisdorfer Frischgemüse Handelsgesellschaft, sind Ernteausfälle unter den Gemüsen nur beim Salat aufgefallen: "Die Salate sind auf den Feldern teils verschimmelt." Insgesamt seien die Ausfälle bei der Gemüseernte 2012 aber gering. Wurzelgemüse etwa haben erst vor einigen Wochen angefangen. "Und für die ist die anhaltende Feuchtigkeit gut."

"Im Biobereich äußert sich die diesjährige Ernte so, dass bestimmte Dinge ausgehen", erklärt Gregor Franz, Geschäftsleiter des Gebrüder Franz Naturwarenhandels aus Völklingen. Der Großhändler beliefert Bioläden auch mit Produkten aus Saarwellingen, Hostenbach, Wadgassen oder Lisdorf. Bei Blumenkohl und Zucchini sei die Nachfrage derzeit höher als das Angebot. "In einer Woche gab es bei diesen Gemüsen einen Ausfall von 50 Prozent". Wegbrüche sind ihm auch bei Partnern in der Lisdorfer Au aufgefallen.

Allerdings scheint diese Saison der Frühkartoffel gut getan zu haben: "Wir haben viel positive Resonanz zu Geschmack und Nährwert."

Klaus-Peter Brück, Leiter der Abteilung Landbewirtschaftung bei der Saarländischen Landwirtschaftskammer, bestätigt die schlechte Ernte bei Kirschen, Aprikosen und Pfirsichen. Schäden am verbleibenden Obst richten dann Vögel an. "Finden sie im Wald keine Früchte wie Wildkirschen, müssen sie ausweichen." Brück erklärt allerdings auch, dass etwa eine mäßige Apfelernte der Streuobstsorten nicht nur am Wetter liegt, sondern auch mit der reichlichen Apfelernte im Vorjahr zusammenhängt: "Besonders bei Streuobstwiesen sind Alternierungen normal, dass also nach einer Fruchtschwemme die folgende Ernte schwächer ausfällt."

Meinung

Kalte

Dusche

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

 Mangelware in diesem Jahr: heimische Kirschen. Foto: dpa/ini

Mangelware in diesem Jahr: heimische Kirschen. Foto: dpa/ini

Die kalte Dusche ist sprichwörtlich, und dieses Jahr haben Menschen und Natur sie abgekriegt. Wasser und Kälte, das meint die Redensart, können uns zur Besinnung bringen. Hier bringt die Natur in Erinnerung, dass sie ihre eigenen Gesetze hat, unbezwungen vom Menschen. Anderswo geschieht das viel heftiger. Ernteschwankungen bei uns lassen Landwirte fühlen und jeden, der frisches Obst und Gemüse mag: Nicht alles ist machbar, und ein bisschen ist unsere Nahrung immer noch Geschenk.

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