Saarwellinger Jazzwochen Zart und gefühlvoll, nie zu hart oder zu laut

SAARWELLINGEN · Philipp Schug konzertierte im Alten Rathaus Saarwellingen. Dem Publikum hat er zusammen mit seiner Band „Bonefiles“ den seltenen Auftritt eines Posaunenquartetts beschert.

 Philipp Schugs Bonefiles spielten im Alten Rathaus in  Saarwellingen.

Philipp Schugs Bonefiles spielten im Alten Rathaus in Saarwellingen.

Foto: Gerhard Alt

In unserer Gegend wird oft „zart“ gesagt, wenn „leise“ gemeint ist. Im Schulaufsatz würde es rot angestrichen – als Fehler. Hier ist es richtig: Im Konzert von Philipp Schugs Bonefiles bei den Saarwellinger Jazzwochen haben die vier Posaunisten ihre Instrumente zart gespielt: gefühlvoll und niemals zu laut. Dabei gilt die Posaune im Blas- oder Sinfonieorchester oder in der Bigband eher als hartes Instrument. Und als die vier Posaunisten zum Opening a capella, ohne Rhythmusgruppe, spielten, durfte man an den Sound der evangelischen Posaunenchöre denken.

Philipp Schug sagte, dass ein Posaunenquartett im Jazz eher selten gespielt werde. Die Kulturmanagerin Conni Rohe lud ihn zu den Jazzwochen nach einem Konzert des Reisbacher Musikvereins ein. Da dirigiert der 1983 in Lebach geborene Schug nämlich das Große Orchester.

Schug studierte an der Folkwang-Universität in Essen Posaune, spielte früh im Landesjugendjazzorchester, dann in der Little BigBand von Christof Thewes, im Polizeiorchester des Saarlandes, bei Brassolution und im Luxembourg Jazz Orchestra. Inzwischen ist er auf internationalen Bühnen mit großen Namen wie Carla Bley, Bob Mintzer, Ernie Hammes, Philip Catherine unterwegs. Da treffen Bodenständigkeit und Weltläufigkeit zusammen.

Seit 2017 gehört Schug der Bigband der Bundeswehr an und hat für dieses Konzert von dort auch die drei Posaunensatz-Kollegen rekrutiert. Ihr Spiel zeugte einerseits von großer Professionalität, andererseits von Spielfreude und Lust am Probieren. Wobei alle vier nicht der Versuchung erlagen, sich auf virtuose Eskapaden oder Effekte zu versteigen.

Es war kein Routineauftritt, sondern ein sympathischer, musikalisch wohltemperierter Abend mit Stücken, die in den meisten Fällen kaum jemand kannte – und ein Abend mit Musikern, von denen sich keiner selbst zu wichtig, aber alle sich gegenseitig ernst nahmen.

Jedenfalls spielte dieses Posaunenquartett mitunter so dicht zusammen, als wäre es ein einziges Melodieinstrument. Insofern hatte die Rhythmusgruppe leichtes Spiel. Volker Engelbert (Piano), Laurent Peckels (Kontrabass) und Daniel Prätzlich (Schlagzeug) erwiesen sich als verlässliche Mitspieler; und jeder lieferte überzeugend improvisierte Soli ab. Jeder Posaunist spielte mindestens ein Stück allein mit der Combo. Adi Becker wählte eine Funk-Nummer von Earth, Wind and Fire, Bert Conzen den Jazz-Standard „For all we know“ und Philipp Schug unter anderem einen Titel von Curtis Fuller, welcher ihn bei der Entscheidung Profi-Posaunist zu werden, beeinflusst habe.

Ein echtes Schmankerl steuerte Bassposaunist Frédéric Martin bei: Seine Eigenkomposition „Autobahnstau“ fing mit solo gespielten rhythmischen und melodischen Stückchen an, nacheinander stiegen Bass, Klavier und Schlagzeug ein, schließlich kamen die Posaunenkollegen hinzu – so entwickelte sich ein dichtes, dramatisches Werk mit einem imposanten Melodiebogen.

Am kommenden Freitag, 5. April, 20 Uhr, gehen die Saarwellinger Jazzwochen mit den „Three Tenors“ zu Ende: Johannes Müller, Gilad Atzmon und Tony Lakatos (Tenorsaxofon); begleitet werden sie von Thilo Wagner (Piano), Yaron Stavi (Bass) und Enzo Zirilli (Schlagzeug).

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