Jailhouse Jailhouse-Bigband begeistert Publikum

SAARWELLINGEN · Flotte Sounds und ein großes Repertoire sorgen für ein rundum gelungenes Musik-Erlebnis in der Saarwellinger Festhalle.

 Die Musiker um Bandleader Alfred Hedrich beherrschen ihre Instrumente perfekt.

Die Musiker um Bandleader Alfred Hedrich beherrschen ihre Instrumente perfekt.

Foto: Gerhard Alt

Winterabend. Die Kälte fördert die Vorfreude auf ein wärmendes Konzert. In der guten, (vor allem) alten Stube der Festhalle bleiben zwar ein paar Stühle frei, aber der Besuch ist nicht schlecht. Das Publikum weiß, was es von der Jailhouse-Bigband erwarten kann: einen rundherum bestens vorbereiteten Konzertabend. Diese Erwartungen werden auch erfüllt. Und auch die Festhalle beweist wie zu ihren besten Zeiten gute Konzertqualität. Wobei die moderne Technik und die Arbeit der Tonfachleute für eine erstaunlich gute Akustik sorgen – zumal die Band auf der Bühne steht, die wegen ihres Charakters als Guckkasten von Sängern und Musikern sonst wenig geschätzt ist.

Die Jailhouse-Bigband ist unter Bandleader Alfred Hedrich zu einem eindrucksvollen, verlässlichen Klangkörper gereift. Jedes Stück sitzt, kein Auftakt oder Schluss wird vermasselt. Dahinter steckt fleißige
Probenarbeit – etwas, das Respekt verdient, angesichts der Tatsache, dass die Bandmitglieder ja keine Profimusiker sind, sondern in ihrer freien Zeit zusammenkommen und zusätzlich viele Stunden vor dem Konzert an ihren Instrumenten üben. Dass am Ende ein unverkrampfter Auftritt steht, spricht für sich. Für den Jazz typische Extratouren, spontane Improvisationen sind selten. Alle Solisten haben ihre Auftritte gut einstudiert und spielen blitzsauber. Da ist nichts dem Zufall überlassen. Und es soll für jeden etwas dabei sein, wie Hedrich betont, der ebenso lehr- wie anekdotenreich durch das Programm führt.

Das schnelle „That‘s all“, ein Titel aus den früheren Swing-Tagen, stimmt auf einen flotten Abend ein. Gemächlich, aber spannungsreich geht es weiter: Bei Duke Ellingtons legendärem „Caravan“ singt Christina Meisner mit viel Timbre in der Stimme, die Band spielt zurückgenommen, verhalten nach einem ungewöhnlichen Arrangement. Wer Fantasie genug hat, sieht eine durch flirrendes Licht und heißen Wüstensand ziehende Karavane.

So wohl dosiert geht es weiter mit einem Titel von Count Basie. Hedrich weist auf den typischen „Basie-Style“ hin, an dem der Arrangeur Sammy Nestico erheblichen Anteil habe. Dieser Stil behagt offenkundig der Jailhouse-Bigband. Bei solch ausgewogenen Swingtiteln – und davon sind an diesem Abend mehrere zu hören – präsentiert sie sich von ihrer besten Seite.

Ein anderer Schwerpunkt liegt auf Balladen, die Hedrich nach eigenem Bekunden besonders liebt. „Georgia on my mind“ spielt die Bigband mit einem dicht geflochtenen Klang-Teppich ohne Lücken, Christina Meisner singt intensiv und zart. Wer an Ray Charles denkt, vermisst ein wenig den Groove. Gleich danach setzt „Brazilian Love Affair“ mit einer interessanten Kombination von Samba und Funk ganz andere Akzente, wobei die Rhythmusgruppe mit beachtlichen Soli aufhorchen lässt.

Im zweiten Teil kommen zum Swing, Latin und Funk noch deutsche Titel hinzu (zurzeit haben Auftritte deutscher Popstars mit großen Bigbands ja Konjunktur). Christina Meisner kann solche Lieder gut singen, ihre Stimme hat Musical-Qualitäten. Dass sie auch über einen großen Stimmenumfang verfügt, beweist sie nachdrücklich beim interessant arrangierten „Both sides now“ der Folk-Sängerin Joni Mitchell: sehr empathisch, aber nie die Grenze zum Kitsch überschreitend. Dafür gibt es Bravo-Rufe. Auch ansonsten klatscht das Publikum durchaus reichlich Beifall. Zum Abschluss gibt es noch zwei schöne Zugaben.

Übrigens: Wer immer gut über die Auftritte der Jailhouse-Bigband informiert sein möchte, kann dem Freundeskreis beitreten. Infos unter:

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