"Ich bin süchtig nach Weiterentwicklung"

Foto: MüllerHerr Müller, welche Erinnerung haben Sie an Ihren ersten Auftritt in Saarwellingen, den Ihnen Cornelia Rohe, die Kulturmanagerin der Gemeinde, ermöglicht hatte?Johannes Müller: Frau Rohe und ich waren beide in Saarwellingen so was wie Newcomer. Sie kam von Frankfurt und hat ihr neues Amt angetreten, ich hatte meine erste Band Funk Taxi gegründet und geleitet

Foto: Müller

Herr Müller, welche Erinnerung haben Sie an Ihren ersten Auftritt in Saarwellingen, den Ihnen Cornelia Rohe, die Kulturmanagerin der Gemeinde, ermöglicht hatte?

Johannes Müller: Frau Rohe und ich waren beide in Saarwellingen so was wie Newcomer. Sie kam von Frankfurt und hat ihr neues Amt angetreten, ich hatte meine erste Band Funk Taxi gegründet und geleitet. Ich war 17, 18 Jahre alt. Erinnerungen? Nervosität. Und ich weiß noch, dass es im Alten Rathaus von der Akustik damals sehr schwierig war. Heute ist es akustisch verbessert. Und es war sehr laut. Wir spielten Funk, eine Musik, die ja sehr laut und präsent ist.

Wo leben Sie mittlerweile?

Müller: Ich lebe seit Neuestem in Püttlingen, ich fühle mich da auch sehr wohl. Ich bin 2006 wieder ins Saarland gezogen. Man muss seiner Arbeit nachgehen, egal wo man wohnt, man muss versuchen, der beste Musiker zu werden, der man werden kann. Und dazu gehört harte Arbeit, sprich Üben. Das kann man überall tun.

Was bewegt Sie, regelmäßig an den Saarwellinger Jazzwochen teilzunehmen?

Müller: Dass Frau Rohe sagt: "Ich setze einmal im Jahr auf Johannes Müller". Sie lässt mir künstlerische Freiheit und sagt: "Mach' einfach ein tolles Konzert". Ich sehe Saarwellingen als Antrieb, jedes Jahr was Neues zu schaffen. Voriges Jahr hatte ich eine Band aus New York da, die weltweit sehr erfolgreich ist. Das war natürlich für Saarwellingen und die Band spannend, weil die Band auch des Öfteren sehr große Auftritte wie etwa in Newport vor 20 000 Leuten spielt.

Sie werden gern in einem Atemzug mit modernen Größen des Jazz genannt, etwa dem amerikanischen Star-Saxofonisten David Liebmann. Was bedeutet es Ihnen, mit diesen auf der Bühne zu stehen?

Müller: Das hat für mich eine große Bedeutung. Beeindruckt hat mich neben der Musik die große Menschlichkeit von Musikern, von denen ich mich als Jugendlicher immer gefragt habe, wie es sich wohl anfühlt, wenn man mit denen mal auf der Bühne steht. Sie sind ganz bodenständig und heißen einen sofort willkommen. Die großen Musiker bestärken in mir die Stärken, geben mir aber auch Inspiration, weiter hart an mir zu arbeiten.

Also man kann sich immer noch weiterentwickeln?

Müller: Ich bin süchtig nach Weiterentwicklung. Sobald ich keine mehr in meinem Spiel spüre, höre ich auf.

Gibt es einen Plan B?

Müller: Den gibt es nicht.

Weil Sie sich immer weiterentwickeln werden?

Müller: Genau. Es gibt so viel zu üben. Ich weiß jetzt schon, ich werde in meinem Leben nicht mehr alles geübt bekommen, was ich noch vorhabe, zu üben. Wenn ich nicht üben kann, bin ich übellaunig.

Was sind aktuelle Projekte?

Müller: Ich habe dieses Two-Tenors-Projekt, was wir auch jetzt in Saarwellingen spielen. Ich lade dazu Kollegen ein, die ich sehr schätze, große Tenor-Saxofonisten der heutigen Generation. Das war schon mal Tony Lakatos, er ist für mich einer der besten Saxofonisten der Welt. Dieses Jahr feature ich Jürgen Seefelder. Ansonsten habe ich gerade ein Duo-Projekt mit einem französischen Jazz-Pianisten, der auch in Saarwellingen dabei sein wird, Pierre-Alain Goualch. Wir schreiben auch an einem Album. Dann habe ich sehr viele Projekte als Sideman, etwa mit der Jazz-Pianistin Amina Figarova aus New York. Dieses Projekt genieße ich sehr, weil wir weltweit große Konzerte spielen. Auch bin ich regelmäßig in der Bigband des Hessischen Rundfunks zu Gast, für mich eine der besten Bigbands der Welt. Das war ein Kindheitstraum. Auch vor dem Konzert heute bin ich morgens in Frankfurt und fahre danach nach Saarwellingen. Im Saarland spiele ich in der Bigband Brassolution und mache verschiedene Theaterproduktionen, unter anderem mit Frank Nimsgern. Ich will mich in nächster Zeit mehr auf Komposition konzentrieren. Natürlich hat man, wenn man schreibt, den Drang, das in die Tat umzusetzen. Inspiration zu neuen Stücken geben immer wieder Erlebnisse auf Tourneen, aber auch alltägliche Dinge. Auch neben dem Üben sollte man viel erleben, damit man etwas zu erzählen hat. Erst mit Lebenserfahrung kann man über die Musik etwas ausdrücken, das sind Emotionen. mcs

Heute, Freitag, 1. März, 20 Uhr: Konzert im Alten Rathaus Saarwellingen, Eintritt acht Euro, ermäßigt sechs Euro.

AUF EINEN BLICK

Heute spielt Johannes Müllers "The Two Tenors Project" featuring Jürgen Seefelder in Saarwellingen. Mitwirkende sind: Johannes Müller am Tenor-Saxofon, Jürgen Seefelder am Tenor-Saxofon, Pierre-Alain Goualch am Piano, Gautier Laurent am Bass und Jean-Marc Robin an den Drums. mcs

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