Häuserchronik Saarwellingen Historische Erkenntnisse, die für Luftsprünge sorgen

SAARWELLINGEN · Die Heimatforscher Wilhelm Kessler und Hans Peter Klauck haben ihre Häuserchronik über Saarwellingen vorgestellt. Zu entdecken gibt es viel historisches Wissen über den Ort.

 Bei der Buchvorstellung (von links): Autor Hans Peter Klauck, Bürgermeister Manfred Schwinn, Autor Wilhelm Kessler und Friedrich Denne, Vorsitzender des Vereins für Landeskunde

Bei der Buchvorstellung (von links): Autor Hans Peter Klauck, Bürgermeister Manfred Schwinn, Autor Wilhelm Kessler und Friedrich Denne, Vorsitzender des Vereins für Landeskunde

Vor 209 Jahren befand sich Napoleon Bonaparte mit den Resten seiner „Grande Armée“ auf dem Rückzug. Zuvor hatte der Kaiser der Franzosen in Russland eine bittere Niederlage hinnehmen müssen. Auf dem Weg zurück nach Frankreich machte Napoleon laut einer Anekdote 1812 auch am heutigen Schlossplatz in Saarwellingen halt. Im Gasthaus des Juden Hirsch Weil soll der Kaiser seine Pferde gewechselt und sogar eine Nacht verbracht haben. Das berichten zumindest einmal Wilhelm Kessler und Hans Peter Klauck in ihrem Buch „Häuserchronik Saarwellingen. Eine Zeitreise durch das alte Dorf“.

Die beiden Autoren stellten ihr Werk vor Kurzem im Kulturtreff „Altes Rathaus“ vor. Saarwellingens Bürgermeister Manfred Schwinn hob in seinem Grußwort das ehrenamtliche Engagement von Kessler und Klauck hervor: „Schon seit Jahren verbringen sie unzählige Stunden mit dem Durchstöbern der Unterlagen.“ Dabei zeigten diese zum Beispiel die Zerstörungen auf, die der Zweite Weltkrieg im Dorf hinterlassen hatte. „Mindestens zwölf Häuser waren nicht mehr zu retten und wurden abgerissen“, erklärte Klauck bei der Buchvorstellung.

 Das Cover

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Doch nicht nur Kriege sorgten in Saarwellingen für eine Spur der Verwüstung. So berichtete Klauck über eine Brandkatastrophe, der im Jahr 1816 ein Drittel der Häuser zum Opfer fiel. Dieses Ereignis habe damals in der gesamten preußischen Rheinprovinz für Aufsehen gesorgt und zu konkreten Veränderungen geführt. Hierzu zählte beispielsweise die Gründung einer Feuerwehr im Dorf im darauffolgenden Jahr. Außerdem sei der Übergang von Stroh- hin zu Ziegeldächern im Zusammenhang mit der Brandkatastrophe erfolgt.

Ausgangspunkt für die beiden Autoren war das preußische Urkataster aus dem Jahr 1844. Dieses zeigte die Ortsmitte mit dem Schloss. In die Häuser waren die Namen der Bewohner eingetragen worden. Auf späteren Katasterkarten hätten die Behörden dann weitere Häuser ergänzt. „Wir konnten so feststellen, wann die Häuser erbaut wurden“, erläuterte Kessler. Ein Beispiel hierfür ist das Haus von Jakob Levy. In einer Versicherungspolice aus dem Jahr 1883 war davon die Rede, dass das „Fachwerk über 100 Jahre alt“ sei – es muss also vor 1783 entstanden sein. „Das ist eine Erkenntnis, da machen wir Luftsprünge“, sagte Kessler.

Die Autoren bezeichneten die Volkszählung des Jahres 1895 als eine der wichtigsten Quellen. Dort gab es zum ersten Mal Straßennamen im heutigen Sinn. Zuvor waren nämlich die Häuser lediglich mit Nummern versehen. So hieß der heutige Schlossplatz 8 bis dahin „Haus 047“. Anhand dieser Straße lässt sich im Übrigen nachvollziehen, wie der Verlauf der deutschen Geschichte das Straßenbild in Saarwellingen geprägt hat. So trug sie während des Nationalsozialismus den Namen „Hindenburg-Straße 84“, was in der französischen Besatzungszeit wieder rückgängig gemacht wurde.

Kessler und Klauck machten in der wechselhaften Dorfgeschichte jedoch eine Konstante aus – das Schloss, das heute als Rathaus von Saarwellingen fungiert. Das Bauwerk war bereits auf einer Karte aus dem Jahr 1725 abgebildet. So lautete das Fazit der Autoren: „Im Mittelpunkt war immer das Schloss.“

„Häuserchronik Saarwellingen. Eine Zeitreise durch das alte Dorf“ kostet 33 Euro und ist an der Infotheke des Rathauses Saarwellingen erhältlich. Das Buch kann auch per E-Mail über die Adresse kultur@saarwellingen.de bestellt werden.

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