Ganz schön flott, nie zu laut

Saarwellingen · In den 40er Jahren rebellierten meist junge Musiker gegen den Swing. Auch heute noch findet Bebop Anklang. Beim Konzert am Montagabend in der Jazzwerkstatthalle brillierten alle Musiker auf der Bühne.

 Johannes Müller am Saxofon. Er und seine musikalischen Mitstreiter boten den Zuhörern ein gelungenes Konzert. Foto: Gerhard Alt

Johannes Müller am Saxofon. Er und seine musikalischen Mitstreiter boten den Zuhörern ein gelungenes Konzert. Foto: Gerhard Alt

Foto: Gerhard Alt

Es ist kühler geworden. Aber die Musik ist wärmer oder sogar heißer am Montagabend in der Jazzwerkstatthalle auf dem Campus Nobel als in den beiden Konzerten vorher. Warm, sanft und geschmeidig spielen Kevin Dean (Trompete) und Johannes Müller (Saxofon ). Sie können aber auch ganz schön flott werden - doch nie zu virtuos und nie zu laut -, wenn es passt. Und es passt oft. Ein Bebop-Konzert ist angekündigt, die meisten Teile des Konzerts sind auch Bebop. Dabei sind es nicht einmal die bekanntesten Komponisten und Stücke, die am deutlichsten den Bebop-Charakter erkennen lassen: Mit Achtel- und Sechzehntelnoten, schnellem Wechsel der Tempi rebellierten in den 40er Jahren meist junge Musiker gegen den allzu gefällig gewordenen Swing.

Musiker überzeugten

Was Bebop ausmacht, wird an diesem Abend sinnenfällig: Alle Musiker erweisen sich als hervorragende Solisten. Das gilt bezeichnenderweise nicht nur für die genannten Bläser. Davide Petrocca spielt komplette Melodien auf dem Kontrabass. Eddi Hick wartet mit ungewöhnlich vielen Schlagzeugsoli auf, eines variantenreicher als das andere, und immer wieder Innehalten und Wiederaufnehmen des Rhythmus'. Saul Rubin lässt die Gitarre gerne begleiten, aber ebenso auch mit Spiellust hervortreten, jedoch völlig uneitel und unakademisch. Und Thilo Wagner wirkt entspannt und energiegeladen zugleich, zeigt allen, dass das Piano den Blasinstrumenten in nichts nachsteht, wenn es um schnelle Läufe geht. Seine Frau Barbara Bürkle macht ihre Stimme ebenfalls zu einem lautmalenden und kapriolenreichen Universalinstrument, wenn sie Fantasiesilben solo oder als Begleitung einbringt. Sie kann aber auch ganz fein und unangestrengt singen, herrlich, wenn Johannes Müller ebenso sachte das Saxofon dazu bläst - Balsam gegen Alltagsstress. Nun ja, schön ist das allemal, aber Bebop eigentlich nicht. Aber davon kommt noch genug im zweiten Teil.

Keine Hektik

Die Mischung macht den Abend komfortabel für die Zuhörer. Richtig hektisch (wie es sonst beim Bebop durchaus gelegentlich zugehen kann) wird es nie. Am Schluss kommt Gilad Atzmon , der langjährige Dozent und künstlerische Leiter der "International Jazzwerkstatt" hinzu und fügt sich prächtig ein. Mit seinen Improvisationen ist es wie mit einem Kaleidoskop: Er lässt unerwartet Zitate hineinpurzeln, die dann aber ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

So oder so ähnlich geht es mit allen Nummern dieses Abends: Man hat ein Thema, eine Melodie zum Beginn, dann kommt jeder dran mit seiner Soloimprovisation - das macht bei teilweise acht Akteuren eine ganze Menge. Es geht jederzeit sehr kultiviert zu, und am Ende finden alle wieder beim Thema zusammen - da capo. Der Flow ist nie unterbrochen, der Groove stets virulent, auch wenn nur einer spielt. Große Kunst!

Heute, 13. August, 19 Uhr: Abschlusskonzert der Teilnehmer-Combos im Rathaushof; Donnerstag, 14. August, um 19.30 Uhr: Choir & Big Band Meeting mit dem "Open Chor" von Pete Churchill und dem Landes-Jugend-Jazz-Orchester Saar.

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