Fotografien vom Unscheinbaren

Saarwellingen. Die Bilder hängen noch nicht. Aber sie wirken schon, auch auf dem Boden stehend. Bei Sicht der Fotografien von Norbert Weber im Alten Rathaus in Saarwellingen stellt sich nach und nach der Eindruck ein: Hier fördert einer verkannte Schönheiten zu Tage. Weber, als Fotograf zunächst Autodidakt, dann selbst Dozent, schließlich Fernstudent, wohnt in Waldmohr

 Überraschende Einblicke in unsere Welt: Fotografien von Norbert Weber. Foto: Gerhard Alt

Überraschende Einblicke in unsere Welt: Fotografien von Norbert Weber. Foto: Gerhard Alt

Saarwellingen. Die Bilder hängen noch nicht. Aber sie wirken schon, auch auf dem Boden stehend. Bei Sicht der Fotografien von Norbert Weber im Alten Rathaus in Saarwellingen stellt sich nach und nach der Eindruck ein: Hier fördert einer verkannte Schönheiten zu Tage. Weber, als Fotograf zunächst Autodidakt, dann selbst Dozent, schließlich Fernstudent, wohnt in Waldmohr. Er hat sich seit Jahren um die Amateurfotografie im Saarpfalz-Kreis verdient gemacht. Als Mitglied der Künstlergruppe Untere Saar hat ihn der Künstler Roland Schmitt für die Ausstellung beim Förderverein Altes Rathaus gewonnen. Das passt - nicht weil Fotoausstellungen Konjunktur haben, sondern weil zeitgleich die Saarwellinger Jazzwochen laufen. Weber geht wie Jazzmusiker zu Werke. Wie jene die Qualität einer einfachen Melodie erkennen, das Thema variieren, improvisieren und daraus ein harmonisches Ganzes erspielen, so findet er aus der überreichen Wirklichkeit den besonderen Ausschnitt, ein Motiv, das verdient, gezeigt zu werden - in einem wohl komponierten Bild. Weber zeigt, was sonst übersehen wird. Mehr noch: Er gibt ihm Würde, adelt das Banale, Unscheinbare. Im Flur hat Weber Schwarzweißarbeiten versammelt. Abzüge werden seitenverkehrt oder vierfach symmetrisch angeordnet, so dass sich ornamentale Strukturen wie in einem Kaleidoskop ergeben. Mehrfach- oder Sandwichbelichtungen, Photogramme sind auch darunter. Versuche, wie sie viele Künstler in der Dunkelkammer angestellt haben. Weit entfernt von modischen, effekthascherischen Manipulationen am Computer. Da hängt auch ein Triptychon. Das mittlere Bild zeigt einen Häusergiebel, der saniert wird, über dem Gerüst ist eine Folie gespannt. Das linke Bild offenbart die Struktur der Folie. Das rechte fängt einen dunklen Spalt in der Folie ein. Eine Art Altarbild. Weber heiligt das Alltägliche. In einer ähnlichen Beziehung stehen drei Bilder im zweiten Ausstellungsraum. In der Mitte die Aufnahme eines Teils einer Altbau-Außenwand. Spuren des VerfallsDer Putz ist aufgebrochen. Teils ausgebessert, wieder abgefallen; darunter ruhen die roten Ziegelsteine, von Menschenhand akkurat gemauert. Rechts und links davon Bilder von lackiertem Holz, ebenfalls mit Spuren des Verfalls. Weber hegt Sympathie fürs Vergängliche. Der gerissene, blätternde Lack gibt die ursprüngliche Struktur des Holzes frei. Was schadhaft, renovierungsbedürftig, auch rostig und brüchig ist, hat eine eigene Würde. Schaut doch, wie schön es ist!

Auf einen BlickNorbert Weber: "Fotoausstellung", bis 22. März im Alten Rathaus Saarwellingen, dienstags bis freitags von 16 bis 20 Uhr, sonntags von elf bis 13 Uhr. Zur Eröffnung am Freitag, 27. Februar, 19 Uhr, spricht Gerhard Alt. Danach, 20 Uhr, starten die Saarwellinger Jazzwochen mit dem Matthias-Harig-Quartett. gal

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