Hasenpest in Reisbach Regungsloser Hase – „Dann schrillen bei mir alle Alarmglocken“

Reisbach · Ein Feldhase aus Reisbach wurde vom Veterinäramt positiv auf die Hasenpest getestet. Umweltminister Reinhold Jost mahnt zur Vorsicht.

 An der Hasenpest erkrankte Tiere sind häufig abgemagert und verlieren ihre Scheu.

An der Hasenpest erkrankte Tiere sind häufig abgemagert und verlieren ihre Scheu.

Foto: dpa/Boris Roessler

Still und regungslos hat der Feldhase im Laub gesessen, als er gefunden wurde. „Bei einem Fluchttier wie dem Hasen schrillen bei mir dann alle Alarmglocken“, sagt Thorsten Jochum vom Netzwerk Tierretter Saarland. Er war der Erste, der von dem apathischen Wildtier erfuhr. „Eine Spaziergängerin war am Mittwoch in der Nähe des Hundedressurplatzes bei Reisbach mit ihrem Hund unterwegs gewesen und hat ihn entdeckt“, erläutert Jochum. Als sie das Tier mit seinem atypischen Verhalten bemerkte, kontaktierte sie den Tierretter und bat um Hilfe. Knapp 15 Minuten später war er zur Stelle.

Angekommen, hatte Jochum den Verdacht auf Hasenpest und ging entsprechend vorsichtig mit dem Tier um. Die sogenannte Tularämie kann sich bei Kontakt mit erkrankten Tieren auf den Menschen übertragen. „Der Hase zeigte alle typischen Symptome“, bestätigt Jochum. Das „Problem“: „Er war noch nicht tot.“ Denn nur verendete Tiere können vom Veterinäramt untersucht werden.Also hieß es warten. Stundenlang. „Erst um 14 Uhr kam ein Jagdpächter“, sagt Jochum. Eine Qual. Doch da war das Tier, das zuletzt an Schnappatmung litt, zwischenzeitlich schon verstorben. „Den Hasen zu retten war nicht mehr drin“, sagt der Tierretter bedrückt, der zudem die Polizei über den Fall informierte und zeitgleich neugierige Passanten wegschicken musste.

Nach dem Tod des Feldhasen hieß es: „Vorsichtig einpacken und nach Saarbrücken bringen.“ Hier brachte Jochum das Tier zum Veterinäramt, um es auf Hasenpest testen zu lassen. Der Verdacht wurde bestätigt: „Im Landesamt für Verbraucherschutz ist ein in Saarwellingen-Reisbach gefundener Hasenkadaver positiv auf Hasenpest getestet worden.“ Das teilte das saarländische Umweltministerium am Donnerstag mit. Dabei handelt es sich laut Ministerium um eine „hochansteckende Zoonose“, wie es auch bei dem Corona-Virus der Fall ist, die sich bei direktem Kontakt zu toten Feldhasen oder Wildkaninchen und deren Ausscheidungen auf den Mensch übertragen kann. Tularämie führt zu grippeähnlichen Symptomen und kann ohne Behandlung zu schwerwiegenden Erkrankungen beim Menschen führen.

In der letzten Zeit häufen sich solche Fälle, sagt Ernst Zell, der zuständige Jäger und Hegeringleiter. „Erst im Dezember wurden in Ittersdorf, Hüttersdorf und Obersalbach weitere Hasen positiv getestet.“ Dies bestätigte das Umweltministerium. „Seit Dezember 2019 führt unser Landesamt für Verbraucherschutz ein Monitoring durch, um einen genauen Überblick zum Grad der Verbreitung zu bekommen“, teilt der saarländische Umweltminister Reinhold Jost mit. „Im vergangenen Jahr wurden im Zeitraum von Juni bis Dezember 14 saarländische Hasen untersucht, von denen sechs mit dem Erreger der Hasenpest infiziert waren. Die Herkunft der Tiere war dabei über das ganze Saarland verteilt.“

Zwar sei diese Krankheit selten, aber Zell warnt: „Halten Sie Abstand und halten Sie Ihre Hunde angeleint oder in Ruf-Nähe.“ Hunde besitzen eine natürlich hohe Resistenz gegenüber dem Virus, können jedoch in Einzelfällen nach einer Infektion Symptome ähnlich der Staupe entwickeln oder auf den Menschen übertragen. Da Katzen weniger dazu neigen das Fleisch von Kadavern zu fressen, ist das Risiko einer Infektion eher gering einzuschätzen.

Ein Heilmittel für die Hasen gibt es nicht, wie Zell sagt: „Es gibt keine Möglichkeit, das Virus zu bekämpfen.“ Sollten Jäger ein krankes Tier entdecken, sind sie nach dem Tierschutzrecht dazu verpflichtet, dieses zu erlösen und zur Untersuchung abzugeben, denn die Hasenpest unterliegt der Meldepflicht nach der Tierseuchenerreger-Verordnung. Jäger Zell bedauert: „Der Feldhase ist nicht mehr weit davon entfernt, als bedrohte Tierart zu gelten. Es gibt nicht mehr so viele.“ Und jetzt ist Paarungszeit. „Es kann sein, dass sich dabei viele gegenseitig anstecken werden.“

Wer einen Kadaver von einem Hasen oder Wildkaninchen findet, kann diesen Fund per E-Mail an tiergesundheit@lav.saarland.de oder unter Telefon (06 81) 99 78 45 00 melden. Finder sollten Handschuhe tragen und ungeschützten Kontakt vermeiden.

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